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Corona-Test statt Konzerte in Leipzigs Gewandhaus

Im Leipziger Gewandhaus hat ein Corona-Testzentrum eröffnet – nicht ohne Hintergedanken.

Von Sven Heitkamp
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Im Foyer des Leipziger Gewandhauses wurden Testkabinen aufgebaut. Hier können sich Bürger auf Corona testen lassen – sowohl per Antigen-, als auch per PCR-Test.
Im Foyer des Leipziger Gewandhauses wurden Testkabinen aufgebaut. Hier können sich Bürger auf Corona testen lassen – sowohl per Antigen-, als auch per PCR-Test. © dpa/Hendrik Schmidt

Leipzig. Statt Einladungen zu großen Festkonzerten hängen am Leipziger Gewandhaus seit zwei Tagen neue Plakate: „Testzentrum“ steht groß an den Säulen vorm Seiteneingang des weltbekannten Konzerthauses. Im Hauptfoyer hat Donnerstagfrüh eine weitere Station für Corona-Tests eröffnet. Neben einer Büste des Komponisten Franz Schubert stehen nun Empfangstresen mit Plexiglasscheiben, Besucher legen ihre Online-Anmeldung und einen Ausweis vor und erhalten einen QR-Code für das Testergebnis.

Von dort geht es entlang von weißen Trennwänden und roten Pfeilen weiter zu den Testkabinen. Da das Gewandhaus derzeit kein Publikum empfangen darf, habe man sich entschlossen, die Freiflächen bereitzustellen, sagt Gewandhausdirektor Andreas Schulz. „Wir möchten mithelfen, die Pandemie einzudämmen und hoffen, dass die zentrale Lage des Gewandhauses dabei hilft, dass viele Menschen das Angebot nutzen.“

Testcenter als Anlaufpunkt für Konzertbesucher

Betreiber des „CovidZentrums“ ist die private Würtenberger und Tümpel Beteiligungs-GmbH aus Berlin. Sie hat bereits Erfahrung mit Kulturhäusern: Zu ihren bundesweit zwölf Testzentren gehören auch die Deutsche Oper und die Berlin Philharmonie sowie das Konzerthaus Dortmund, das Ende Januar den Auftakt für den Reigen machte.

Von dort aus sei die Idee an viele Konzerthäuser in Deutschland getragen worden, berichtet Marcus Boxler, ein gebürtiger Dresdner, der das Testzentrum in Leipzig mit aufgebaut hat. Viele seiner Kolleginnen und Kollegen stammten aus der Kunst und der Musik und seien an Test-Möglichkeiten im Kulturbetrieb besonders interessiert, erzählt der 26-Jährige, der selbst Kunstvermittler und Projektmanager ist.

© Peter Endig

Der Hintergedanke: Sollten Konzertbesuche bald nur mit negativem Covid-Test möglich sein, kann das Testzentrum im Foyer die erste Anlaufstelle für Gewandhaus-Gäste sein. Die Direktion habe sich daher laut Sprecherin Kochmann ausdrücklich darum bemüht, ein Testzentrum ins Haus zu holen. Zudem half das Gewandhaus mit Stellwänden, Technik und Tresen bei der Einrichtung aus. „Wir sind sehr dankbar für die hilfsbereite und gastfreundliche Aufnahme“, sagt Boxler. Dennoch muss der Betreiber auch eine Miete ans städtische Gewandhaus zahlen.

Ein PCR-Test für 80 Euro

Geöffnet ist das „CovidZentrum“ montags bis samstags ab 8 Uhr bis zum Abend. Neben kostenlosen Antigen-Schnelltests werden auch kostenpflichtige PCR-Labortests für 80 Euro angeboten. Jeden Morgen bringt ein Fahrer die PCR-Tests nach Berlin. Bereits am Donnerstag, dem ersten Öffnungstag, kamen 147 Besucher zum kostenlosen „Bürger-Test“ und 72 Besucher zum PCR-Test. In Leipzig sei sogar jeden Tag ein kostenloser Antigen-Schnelltest möglich. Ausgebucht ist das Zentrum aber noch nicht.

52 Leute arbeiten als Tester und am Empfang, sie seien zuvor vom ärztlichen Beraters Dietmar Peikert geschult worden. Drei Ärztinnen kümmern sich zudem um Betreuung, Beratung und Kontrolle der Abläufe. Hinter den Stellwänden testen sich derweil die Gewandhaus-Musiker – denn der Musikbetrieb läuft auch ohne Publikum weiter, erzählt Sprecherin Kochmann. Das Orchester spielt mit großen Abständen auf der eigens vergrößerten Bühne Konzertaufnahmen ein – auch große Werke in großer Besetzung.