Leipzig. Im gläsernen Messegelände in Leipzig herrschte auch am zweiten Tag der Buchmesse viel Trubel. Nach drei Jahren Pause zählten die Veranstalter an den ersten beiden Messetagen rund 72.000 Besucherinnen und Besucher, wie die Leipziger Buchmesse am Freitagnachmittag mitteilte. Noch bis Sonntag feiert die Branche ihr Wiedersehen in Leipzig.

Ein Thema bei den Verlagen ist die Inflation, die längst auch in der Buchbranche angekommen ist. Verlage bekommen die stark angestiegenen Preise zu spüren. "Der Papierpreis, Papierbeschaffungsprobleme, indirekt auch die Energiepreise", all diese Inflationsthemen belasteten vor allem die kleineren, weniger finanzkräftigen Verlage, sagte Karsten Dehler, Sprecher der Kurt Wolff Stiftung, auf der Messe. 80 Prozent der Verlage in Deutschland sind kleine Verlage mit einem Jahresumsatz bis zu einer Million Euro, wie die Vorsteherin des Börsenvereins, Karin Schmidt-Friderichs, sagte.

Die Kurt Wolff Stiftung, deren Ziel die Förderung unabhängiger Verlage ist, macht sich für höhere Buchpreise und eine strukturelle Verlagsförderung stark.

Ein anderes drängendes Thema, das auch vor der Buchbranche nicht Halt macht, ist die Klimakrise. Nach der digitalen Gründung vor zwei Jahren wird mit der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr auch erstmals die von einem privaten Verein getragene Klimabuchmesse realisiert. Mehr als 30 Autorinnen und Autoren stellen in diesem Rahmen gut 20 Bücher vor und diskutieren über die Herausforderungen durch Klimakrise und Artensterben. Schirmherr ist der Fernsehmoderator und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen. Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, bezeichnete die Initiative als "tolle Möglichkeit für Kooperation". Klima sei eines der drängendsten Themen der Gesellschaft.

Im Fokus stehen auf der Buchmesse natürlich zahlreiche Lesungen. Rund 2400 Veranstaltungen auf 300 Bühnen sind beim Festival "Leipzig liest" geplant. Gleich mehrere Veranstaltungen gibt es etwa mit dem Satiriker Sebastian Hotz. Der 27-Jährige war während der Corona-Pandemie vor allem auf Twitter und Instagram immer bekannter geworden. Auf der Buchmesse sprach er am Freitag über seinen jüngst erschienen Debütroman "Mindset". Darin erzählt er unter anderem von arroganten Männern in der Finanzwelt, im Zentrum steht ein Erfolgscoach. "Unser ganzer Plan wird davon bestimmt, dass sich Männer Systeme bauen, in denen sie erfolgreich sind", sagte Hotz.

Mehr Fans als Stühle standen auch vor der Bühne des Podcast-Radios detekor.fm. Dort war Schlagersänger Roland Kaiser zu Gast, um über sein neues Buch "Live - Das Roadbook" zu sprechen. Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow sprach in Leipzig von seinem Traum einer Comic-Karriere: "Ich wollte als Kind immer Comiczeichner werden", sagte der 52-Jährige am Freitag. Auf der Buchmesse stellte er seinen Tagebuchroman "Ich tauche auf" vor. Im Buch sind auch Zeichnungen eingefügt.

Während der Leipziger Buchmesse wurde am Freitag außerdem der Berliner Alexander Verlag mit dem diesjährigen Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet. Verleger Alexander Wewerka nahm die mit 35.000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitag entgegen. Der Verlag bringt seit rund 40 Jahren Bücher zu Theater und Film sowie literarische und essayistische Texte heraus.

Zudem wurde der mit 15.000 Euro dotierte Förderpreis an den Elif Verlag aus Nettetal in Nordrhein-Westfalen vergeben. Verleger ist der Lyriker und Theatermacher Dinçer Güçyeter, der am Donnerstag bereits mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet worden war. (dpa)