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Hotelmanager im Ofarim-Prozess: Davidstern hat keine Rolle gespielt

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim ist der damalige Hotelmanager als Zeuge geladen. Ihm zufolge hat der Davidstern beim Streit keine Rolle gespielt. Eine weitere Zeugin sieht das genauso.

Von Sven Heitkamp
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Im Prozess gegen Gil Ofarim hat der wichtigste Zeuge der Anklage den jüdischen Musiker belastet.
Im Prozess gegen Gil Ofarim hat der wichtigste Zeuge der Anklage den jüdischen Musiker belastet. © dpa/Hendrik Schmid

Am zweiten Tag des Verleumdungsprozesses um den deutsch-jüdischen Sänger Gil Ofarim steht noch einmal Hotelmanager Markus W. im Mittelpunkt. Er soll Anfang Oktober 2021 Ofarim ein Hotelzimmer verweigert haben, wenn dieser nicht seine Kette mit Davidstern abnehme.

Der Künstler steht seit Dienstag wegen dieser Behauptung in einem Instagramvideo wegen Verleumdung, falscher Verdächtigung, falscher eidesstattlicher Versicherung und Betrugs vor Gericht. In seiner Zeugenaussage betont Hotelmanager W. am Mittwoch auf Nachfragen des Richters, er habe nur Schmuck an dessen gestikulierenden Händen gesehen, aber ansonsten nichts, auch keinen Davidstern. Auch Rufe aus der Lobby habe er zu keiner Zeit wahrgenommen.

Der 41-jährige Sohn des israelischen Sängers Abi Ofarim erzählt jedoch in seinem millionenfach geklickten Video, dass er zunächst wegen eines Computerproblems länger an der Rezeption angestanden habe, während andere Hotelgäste vorgelassen wurden. Als er an die Reihe kam, habe jemand im Foyer gerufen: „Pack deinen Stern ein!“ Der Hotelmanager habe dann geäußert, Ofarim dürfe erst einchecken, wenn er seine Kette wegpacke. Ob Ofarim die Kette sichtbar trug, ist allerdings zweifelhaft. Nur ein Hotelgast, der auch als Zeuge gehört wurde, gab an, die Kette gesehen zu haben.

W., der in dem Verfahren auch als Nebenkläger auftritt, betonte erneut, dass eine antisemitische Diskriminierung in ihrem kurzen Gespräch keinerlei Rolle gespielt habe. Er habe nicht gewusst, wer der Hotelgast sei, ihm jedoch das Einchecken verweigert, weil Ofarim bedrohlich aufgetreten sei. Er habe angekündigt, ein Video zu posten und „der Welt zu erklären, was das für ein Scheißhotel ist“.

Hat der Hotelmanager gelogen?

Ofarims Anwälte verzichteten auf Nachfragen und beantragten stattdessen, W. zu vereidigen. Er habe mindestens zweimal die Unwahrheit gesagt. Anders als behauptet habe der Hotelmanager Ofarim vor dem Gespräch gegoogelt und durchaus gewusst, „mit wem er es zu tun hatte“.

Es sei auch nicht plausibel, warum der Manager nach einem kurzen Gespräch von nur 28 Sekunden das Hausrecht genutzt und Ofarim ein Zimmer verweigert habe. Die Kammer lehnte eine Vereidigung jedoch ab – sie habe keine konkrete Überzeugung, dass der Zeuge W. nicht die Wahrheit gesagt habe, so Richter Andreas Stadler. Dessen Aussage allein sei auch nicht ausschlaggebend, da es weitere Zeugen und Videoaufzeichnungen des Abends gebe.

In seiner Befragung wird auch bekannt, dass W. seit September nicht mehr im Hotel Westin arbeitet. Er habe sich wegen des Vorfalls zu einem Wechsel in ein anderes Haus entschlossen. „Es holt einen immer wieder ein“, sagte der 35-Jährige, der sich noch in psychologischer Betreuung befindet. Auch die Kolleginnen und Kollegen seien von Gästen häufig kritisch auf die „Vorgeschichte“ angesprochen worden.

So erzählte die Werkstudentin Sophie G., die an dem Abend Gäste einchecken sollte, Ofarim sei zunächst gefasst, aber „sichtlich genervt“ und aufgebracht gewesen und habe wild gestikuliert. Er habe gedroht, ein Video zu posten, das viral gehen solle. Später am Abend habe sie jemand aus Ofarims Management im Hotel aufgesucht und sich erkundigt, ob es antisemitische Beleidigungen gegeben habe. Sophie G.: „Ich habe geradeheraus gesagt: Nein. Ich wüsste auch gar nicht, warum.“ Das Team des Hotels spreche sich klar gegen Diskriminierung aus.