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Gil Ofarim: "Ich habe nicht gelogen"

Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen einen Mitarbeiter eines Leipziger Hotels zeigen Videoaufnahmen Gil Ofarim ohne Kette. Der Musiker bestreitet die Vorwürfe.

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Der Sänger Gil Ofarim hatte Anfang Oktober in einem Video geschildert, dass ihn ein Mitarbeiter von "The Westin Leipzig" aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen.
Der Sänger Gil Ofarim hatte Anfang Oktober in einem Video geschildert, dass ihn ein Mitarbeiter von "The Westin Leipzig" aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. © Tobias Hase/dpa

Leipzig. Knapp zwei Wochen nach einer mutmaßlich antisemitischen Beleidigung des Musiker Gil Ofarim in einem Leipziger Hotel dauern die Ermittlungen an. Medienberichte vom Wochenende über ein Überwachungsvideo aus der Hotel-Lobby, denen zufolge der Musiker möglicherweise keine Halskette mit Davidstern getragen hat, an der sich die Auseinandersetzung entzündet haben soll, bestätigte die Staatsanwaltschaft Leipzig nicht. Soweit Videos durch die Ermittlungsbehörden gesichert wurden, dauere deren Sichtung und Auswertung noch an, erklärte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Sonntag in Leipzig .

Am Montag äußerte sich Gil Ofarim zu dem Vorwurf. Der Bild sagte er, dass er den Stern an jenem Abend getragen habe. Er sei sich bei seiner Aussage gegenüber der Polizei lediglich nicht sicher gewesen, ob er die Kette über oder unter dem T-Shirt getragen habe. Ofarim weiter: „Man kann den Stern auch durch das T-Shirt sehen. Ich wurde als Jude angegriffen, weil ich den Stern trage. Ich habe nicht gelogen, ich trage den Stern immer. (…) Ich mache so was sicher nicht aus PR-Gründen. Ich mache über solche Themen keine Witze.“

Gegenüber der Bild sagte er zudem, dass er froh sei, dass das gesamte Videomaterial ausgewertet werde. So könne man erkennen, dass er den Stern nicht nachträglich angezogen habe. Für ihn sei das Video ein Beweis dafür, dass seine Aussagen stimmen würden: „Es gibt auf dem Überwachungsvideo den Moment, in dem ich nach hinten zeige. Das ist genau der Moment, in dem ich auf die Person zeige, die mich beleidigt hat.“

Mehrere Anzeigen zum Vorfall

"Ich wusste, was das für Wellen schlägt", sagte er am Montag im TV-Sender Bild. "Dass ich vielleicht vom Opfer zum Täter gemacht werde und dass ich angeblich gelogen haben soll, darum habe ich mir keine Gedanken gemacht und ganz ehrlich, das hätte ich auch nicht gedacht", sagte Ofarim weiter.

Auch in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (LVZ) am Montag bekräftigte Ofarim, dass er die Kette im Hotel getragen habe. "Das was bisher gezeigt wurde, sind nicht die kompletten Videoaufnahmen aus dem Hotel. Ich bitte diejenigen, die diese Bilder veröffentlicht haben, doch alles zu zeigen", sagte er der LVZ.

Der 39-jährige Musiker und Sohn der israelischen Musiklegende Abi Ofarim (1937-2018) wurde am 4. Oktober nach eigenen Angaben im Leipziger Westin Hotel von einem Mitarbeiter des Hotels aufgefordert, seine Halskette mit einem Davidstern einzupacken, um einchecken zu dürfen.

Am Wochenende hatten "Bild" und die "Leipziger Volkszeitung" berichtet, dass die Überwachungsvideos möglicherweise Fragen zum geschilderten Hergang aufwerfen und sich auch auf Ermittlerkreise berufen. Demnach soll die Kette mit dem Davidstern auf den Videos nicht deutlich sichtbar gewesen sein. "Was genau in dem Video zu sehen ist, ist Bestandteil der laufenden Ermittlungen", erklärte eine Polizeisprecherin der Leipziger Polizeidirektion.

Der Staatsanwaltschaft Leipzig liegen mehrere Anzeigen zu dem Vorfall vor - auch von dem beschuldigten Hotelmitarbeiter wegen Verleumdung. Er schildert nach früheren Angaben die Vorkommnisse anders als der Künstler.

Der LVZ sagte Ofarim, dass ihm von vornherein klar gewesen sei, dass er "irgendwann wohl als Lügner" hingestellt würde. "Ich kann nicht mehr machen, als zu erzählen, was mir passiert ist." Er habe schon viele Auftritte in Leipzig gehabt, so etwas sei ihm noch nie in der Stadt passiert und es tue ihm leid, dass jetzt die ganze Region in einen Topf geworfen werde.

Ofarim erklärte zudem bei Bild: "Ich werde nach wie vor weiter meinen Davidstern tragen. Ob unter dem T-Shirt, auf dem T-Shirt, das ist egal. Ich trage ihn immer und werde ihn weiter tragen", sagte er. Zu dem von ihm geschilderten Vorfall in dem Hotel sagte er: "Ich habe im Vergleich zu vielen anderen Jüdinnen und Juden den Mund aufgemacht und habe etwas gesagt und mich gewehrt." Er fügte hinzu: "Jeder sollte seinen Mund aufmachen. Ich würde es nochmal genauso machen." (dpa/SZ)