Leipzig
Merken

Prozesstermin gegen Gil Ofarim steht fest

Nachdem ein erster Termin geplatzt war, steht jetzt ein neues Datum für den Prozessbeginn gegen den Popmusiker Gil Ofarim in Leipzig fest. Er muss sich unter anderem wegen Verleumdung verantworten.

Von Sven Heitkamp
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim startet im November.
Der Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim startet im November. © dpa

Leipzig. Nach langem Hin und Her steht ein neuer Termin für den Prozess gegen den Popmusiker Gil Ofarim fest. Wie das Leipziger Landgericht am Freitag mitteilte, muss sich der Sänger ab 7. November wegen Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Westin-Hotel in Leipzig verantworten. Insgesamt sind zehn Verhandlungstage bis zum 7. Dezember geplant, teilte Sprecher Johann Jagenlauf mit.

Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video auf Instagram behauptet, er sei aufgrund einer Kette mit Davidstern von einem Hotel-Mitarbeiter antisemitisch beleidigt und abgewiesen worden. Die Staatsanwaltschaft fand für den Vorwurf jedoch keine Beweise und wirft ihm falsche Verdächtigung und Verleumdung vor. Ein erster Prozesstermin im Oktober 2022 war kurzfristig wegen Streitigkeiten mit Ofarims Anwälten und offener Rechtsfragen geplatzt und soll nun nachgeholt werden.

In seinem emotionalen Video hatte der 40-jährige Musiker erklärt, ein Mitarbeiter des Hotels Westin wollte ihn nur einchecken lassen, wenn er seine Kette mit Davidstern „wegpacken“ würde. Seine Vorwürfe hatten international Schlagzeilen gemacht und für heftige Kritik zahlreicher Politiker gesorgt. Zudem demonstrierte eine größere Menschenmenge vor dem Hotel gegen Antisemitismus. Ofarim zeigte indessen den Hotel-Mitarbeiter an. Die Ermittlungen wurden allerdings wieder eingestellt.

Befangenheitsanträge gegen Richter gestellt

Nach umfangreichen Zeugenbefragungen und Auswertungen von Hotelvideos hatte sich laut Staatsanwaltschaft keinerlei Bestätigung für Ofarims Schilderungen ergeben. Stattdessen tauchten Aufnahmen von Hotelkameras auf, die Ofarim ohne eine Kette mit Davidstern zeigten. Das Geschehen, wie es von Ofarim in seinem Video dargestellt wurde, habe sich „tatsächlich so nicht ereignet“, betonten die Ermittler. Das Leipziger Landgericht ließ die Anklage wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung zu. Auch der Tatbestand der üblen Nachrede komme in Betracht.

Ofarims neu hinzugezogene Anwälte hatten zwischenzeitlich mehrere Befangenheitsanträge gegen die Leipziger Richter gestellt. Gegen die Ablehnung der Anträge legten sie zudem Beschwerde am Oberlandesgericht Dresden ein. Diese wurden jedoch ebenfalls abgelehnt. Später setzte das Landgericht die anberaumten Verhandlungstermine dennoch ab. Man wolle dem kolportierten Eindruck, der Angeklagte werde mit der Durchführung der Hauptverhandlung ob seines tatsächlichen oder vermeintlichen Prominentenstatuses schlechter behandelt als „durchschnittliche Angeklagte“, entgegenwirken, teilte der Vorsitzende Richter seinerzeit mit. Zudem wolle man mehr Zeit für noch offene Rechtsfragen schaffen.

Gil Doron Reichstadt Ofarim – so der vollständige Name – ist der Sohn der israelischen Musiklegende Abi Ofarim, der mehrere Goldene Schallplatten erhielt. Der Rock- und Popmusiker hat in mehreren Interviews berichtet, dass er seit seiner Jugend immer wieder Antisemitismus und Ausgrenzung erlebe. Am 4. Oktober 2021 war er für eine Fernsehaufzeichnung in Leipzig gewesen. Er hatte dann in einem anderen Hotel eingecheckt.