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Sachsens Kommunen schaffen Notunterkünfte für Wohnungslose

Für Menschen ohne Wohnung können strenge Wintertage lebensbedrohlich sein. Deshalb halten die Kommunen und freie Träger Notunterkünfte bereit. In Dresden öffnen die Kirchen wieder für Nachtcafés.

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Auch die Stadt Leipzig stellt über die kalten Wintermonate Betten für wohnungslose Menschen zur Verfügung.
Auch die Stadt Leipzig stellt über die kalten Wintermonate Betten für wohnungslose Menschen zur Verfügung. © dpa

Leipzig/Dresden. Ein Dach über dem Kopf, einen Platz zum Schlafen, ein warmes Essen und Gespräche: Für Menschen ohne Wohnung halten die großen Städte in Sachsen im Winter Notunterkünfte bereit. "Es stehen ausreichend Plätze zur Verfügung, so dass niemand im Freien übernachten muss", sagte eine Sprecherin der Stadt Dresden bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zudem liefen im Winter Kältestreifen durch die Stadt und böten obdachlosen Menschen auf der Straße warme Getränke und Suppe sowie Gesprächsmöglichkeiten an. Schon seit Anfang November haben die Nachtcafés der Dresdner Kirchgemeinden ihre Türen geöffnet.

"Wir bekommen die verschärfte Lage auf dem Wohnungsmarkt zu spüren", sagte der Sprecher der Ökumenischen Nachtcafés für Wohnungslose in den Dresdner Kirchgemeinden, Gerd Grabowski. Die Nachtcafés hätten immer mehr Zulauf. Seit 1995 organisieren die Kirchgemeinden alljährlich diese Nachtcafés, an jedem Wochentag ist eine andere Kirche Gastgeber. Von Anfang November bis Ende März erhalten dort wohnungslose und bedürftige Menschen eine warme Mahlzeit, Getränke und am Morgen ein Frühstück. Teilweise können sie dort auch duschen und Wäsche waschen. In einer der Kirche kümmert sich ein Arzt um medizinische Beschwerden. Für die Menschen seien auch das Beisammensein und die Gespräche wichtig, sagte Grabowski.

Als Anfang November das erste Café die Tür öffnete, kamen elf Besucher. Acht von ihnen blieben über Nacht. Nur wenige Tage später war die Gästezahl schon auf 29 gestiegen, 19 haben dort geschlafen. Grabowski zufolge werden von den Gemeinden in jeder Saison etwa 2.500 Menschen betreut. Mittlerweile kämen auch viele Frauen. Etwa jeder dritte Gast stamme aus einem osteuropäischen Nachbarland. Etwa 30 bis 40 Freiwillige kümmern sich während der Saison in jeder Gemeinde um das Wohl der Menschen. Nach einem Tief während der Corona-Pandemie sei die Zahl der Helfer zum Glück wieder gestiegen, sagte Grabowski. In den Kirchen können 20 bis 25 Menschen übernachten. Wird diese Zahl überstiegen, müssen sie in den Notunterkünften der Stadt unterkommen.

Die Stadt hält nach eigenen Angaben 387 Plätze in Wohnheimen und Wohnungen für wohnungslose Menschen bereit. 343 Menschen seien dort aktuell durch das Sozialamt untergebracht. Für Notaufnahmen würden 50 Notschlafplätze bereitgehalten. Sowohl die städtischen Notschlafplätze als auch die Angebote der Nachtcafés würden gut genutzt, hieß es. Ein Anstieg der wohnungslosen Menschen sei zwar nicht beobachtet worden. Die Menschen fänden aber jetzt schwerer geeigneten Wohnungen, so dass sie länger in den Unterkünften blieben und deshalb deren Auslastung steige.

Leipzig stockt Notunterkünfte auf

In den Notunterkünften der Stadt Leipzig werden von Mitte November bis Ende März die Übernachtungsplätze für wohnungslose Menschen aufgestockt. Jeder habe die Möglichkeit, einen vor Kälte und Witterung geschützten Raum aufzusuchen, sagte eine Stadtsprecherin. In den Übernachtungshäusern für wohnungslose Frauen und Männer oder in der Notunterbringung für wohnungslose Drogenabhängige gebe es 240 Plätze. Zudem verteile das Sozialamt an die freien Träger der Wohnungslosenhilfe jährlich 120 Schlafsäcke und 120 Rucksäcke mit Hygieneartikeln, die diese an Wohnungslose weitergäben.

Ein "Hilfebus" bringt warme Getränke, Kleidung und Decken zu den Bedürftigen. Er ist an drei Tagen wöchentlich unterwegs. Im Einzelfall nehme der Bus auch Menschen mit zu einer Notunterkunft, hieß es. Eine Umfrage habe ergeben, dass im vergangenen Jahr die Plätze komplett ausgelastet waren. "Eine vergleichbare Auslastung erwarten wir im kommenden Winter", sagte eine Sprecherin.

Für obdachlose Menschen in Chemnitz werden vor allem im Wohnprojekt Eins Unterkünfte bereitgehalten. Ende September 2023 lebten dort 34 Menschen. Elf von ihnen kämen jedoch nur, um dort zu übernachten. Bei vollständiger Auslastung könne das Sozialamt schnell Ausweichmöglichkeiten etwa in einem anderen Wohnprojekt oder in angemieteten Wohnungen schaffen, hieß es. (dpa)