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Bahnhof Löbau: Investor Zylla übergibt - Sanierung soll weitergehen

Nach zehn Jahren und begonnener Sanierung hat Investor Wolfram Zylla den Bahnhof verkauft - wie es nun weitergehen soll.

Von Markus van Appeldorn
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Wolfram Zylla hat den Bahnhof Löbau am Donnerstag an den neuen Eigentümer übergeben.
Wolfram Zylla hat den Bahnhof Löbau am Donnerstag an den neuen Eigentümer übergeben. ©  Matthias Weber

Der Löbauer Bahnhof - das war für Investor Wolfram Zylla eher eine Leidens- als eine Erfolgsgeschichte. Nachdem er die Immobilie 2013 erworben hatte, scheiterten alle Versuche, dort einen Ankermieter und Handel etablieren zu können. Schließlich ließ er den Bahnhof im Juni bei einem Immobilien-Auktionshaus versteigern. Bei 85.000 Euro fiel der Hammer. Am Donnerstagmorgen nun übergab Zylla die Immobilie an den neuen Eigentümer. Der will die durch Zylla begonnene Sanierung zwar erst mal fortsetzen. Aber fest steht schon jetzt: Langfristig behalten will der Käufer den Bahnhof nicht.

Zuletzt hatte Zylla den Bahnhof noch um etwa 20 Container Schutt und Abfall beräumen lassen. "Ich wollte ja besenrein übergeben", sagte er. Nun ja, von "besenrein" konnte bei so einer Immobilie sicher nicht die Rede sein. Im abgewetzten Teppich des ehemaligen Mitropa-Speisesaals im Inneren staubt's an diesem Morgen bei jedem Schritt. Aber der Käufer hatte bei seinem Abnahmebesuch hier auch keine neue und saubere Auslegeware erwartet. Der zeigte sich viel mehr begeistert vom Charme des Löbauer Bahnhofs.

Käufer will den Bahnhof nicht behalten

Der Käufer ist ansässig im Bayerischen Wald, im Raum Passau. Vorläufig möchte er in SZ noch nicht namentlich genannt werden. Jedenfalls ein sehr konservativer Mann. "Ich darf Ihnen mal mein iPhone 15 zeigen", erklärt er dem SZ-Reporter bei der Übernahme im Scherz - und präsentiert ein uraltes nicht-internetfähiges Klapp-Handy. "Ich habe auch noch nie in meinem Leben eine E-Mail geschrieben", sagt er. Und was nun die Zukunft des Bahnhofs betrifft: "Ich kann zur Stunde auch noch nicht sagen, was ich mit dem Bahnhof vorhabe." Erst einmal habe er sich ein persönliches Bild von dem Gebäude machen wollen und habe bei jener Auktion in Dresden auch mehrere Immobilien in der Umgebung erworben - etwa in Hochkirch. "Ich werde den Bahnhof auch irgendwann weiterverkaufen, mein Geschäft ist der Handel mit Immobilien", sagt er.

Dabei ist dem Mann durchaus bewusst, dass er für den Bahnhof in diesem Zustand erst einmal keinen Käufer finden wird. Wolfram Zylla hat zwar schon etwa 300.000 Euro in die Sanierung gesteckt, etwa massive Zwischendecken einziehen lassen. Dennoch: Auf der Bahnsteigseite weist das Dach Löcher auf. Das eindringende Wasser hat das Holz der Decke unter dem Dach morsch werden und teilweise einbrechen lassen. In einem Raum im ersten Obergeschoss machen sich daher Pfützen und Moos breit.

Das Dach des Löbauer Bahnhofs hat Löcher.
Das Dach des Löbauer Bahnhofs hat Löcher. © Markus van Appeldorn
Durch die Schäden am Dach wurde ein Raum im Obergeschoss zum Feuchtbiotop.
Durch die Schäden am Dach wurde ein Raum im Obergeschoss zum Feuchtbiotop. © Markus van Appeldorn

Kommt jetzt doch ein Bistro in den Bahnhof?

Das alles schreckt den neuen Eigentümer nicht. Er hatte seinen Bauleiter mit zur Übernahme gebracht. Das Dach solle nun erstmal an den schadhaften Stellen zeitnah mit Blech abgedichtet werden. Wolfram Zylla hatte zuletzt erwogen, das großflächige Dach mit Fotovoltaik-Paneelen zu bestücken, diese Investition wegen des anstehenden Verkaufs dann aber unterlassen. Er ist überzeugt, dass der Gewinn aus der Einspeisung des so gewonnenen Solarstroms ins Netz lukrativ sein könnte. Eine solche künftige Nutzung des Bahnhofs als "Kraftwerk" will auch der neue Eigentümer nicht ausschließen. Es mag deswegen Bedenken des Denkmalschutzes geben, aber: "Ich bin davon überzeugt, dass sich heute keine Behörde mehr gegen Fotovoltaik wehren wird", so Zylla.

Auch die Idee Zyllas, in einem Teil der ehemaligen Schalterhalle ein Bahnhofs-Bistro zu betreiben, könnte durch den neuen Eigentümer wieder aufleben. Die Bauarbeiten Zyllas zur Einrichtung eines solchen Bistros waren damals sogar schon weit fortgeschritten - als die fehlerhafte Ausführung der Erneuerung des Bahnsteigdachs im Auftrag der Deutsche Bahn zu einem schweren Wasserschaden führten, und das Projekt im Wortsinne absaufen ließen. Der neue Eigentümer kann sich aber vorstellen, diese Idee nun weiterzuverfolgen - etwa in Form eines Automatenkiosks in diesen Räumlichkeiten.