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Betrüger wollen im Namen von ARD und ZDF abzocken

Eine Unternehmerin in Löbau hat jetzt einen täuschend echt aussehenden Brief erhalten. Woran man den Schwindel erkennt und was man dazu bislang weiß.

Von Anja Beutler
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Die Gebühren für öffentlich-rechtliche Sender sind ohnehin nicht beliebt. Nun versuchen Gauner, damit Geld zu machen.
Die Gebühren für öffentlich-rechtliche Sender sind ohnehin nicht beliebt. Nun versuchen Gauner, damit Geld zu machen. © Archiv/dpa (Symbolfoto)

Als Susanne Müller (Name geändert) Mitte Oktober den Brief aus dem Briefkasten ihrer Büroadresse in Löbau zieht, staunt sie nicht schlecht. Der "Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio" teilt ihr mit, dass es seit 1. Oktober eine neue gesetzliche Regelung gebe, sodass sie nun auch Rundfunkgebühren als Gewerbetreibende zahlen müsse. 220,32 Euro solle sie überweisen. Und - wie praktisch - der untere Teil des Briefes war auch gleich als Überweisungsformular gestaltet, den sie nur noch fertig ausfüllen und bei der Bank abgeben müsse. Zum Glück hat Susanne Müller das nicht getan.

Denn der Löbauer Gewerbetreibenden kam die Sache komisch vor. "Ich zahle ja bereits Rundfunkbeitrag - auch für mein Unternehmen", sagt sie. In dem Schreiben wurde es aber so dargestellt, als ob das eine völlig neue Sache sei. Komisch kam ihr zudem vor, dass keine Telefonnummer für Rückfragen dabeistand. Korrekt war aber die Internetadresse, die tatsächlich zur Homepage des Beitragsservices von ARD und ZDF führt. Genau dort fand Müller dann die einzig verfügbare Servicenummer und rief an - mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch, wie sie sie selbst sagt. "Immerhin habe ich immer treu und brav bezahlt", erklärt sie ihre Entrüstung.

So sieht das falsche Schreiben aus, das derzeit angeblich im Namen des Beitragsservices von ARD, ZDF und Deutschlandradio verschickt wird.
So sieht das falsche Schreiben aus, das derzeit angeblich im Namen des Beitragsservices von ARD, ZDF und Deutschlandradio verschickt wird. © SZ/Anja Beutler

Ihre Wut richtete sich nach dem Telefonat mit dem Beitragsservice dann aber schnell gegen andere: unbekannte Betrüger. Denn die echten Mitarbeiter des Beitragsservices - im Volksmund nach wie vor GEZ genannt - am anderen Ende der Leitung betonten, dass es von ihnen keine derartigen Schreiben gebe und sich das alles um eine Betrugsmasche handele. Und diese Abzocke scheint derzeit bundesweit zu laufen.

Auf der Internetseite des Beitragsservices steht unter "Wichtige Hinweise" daher eine ausdrückliche Warnung. Hier findet sich auch eine genaue Erklärung zu den derzeit im Umlauf befindlichen, falschen Rechnungen - und woran man sie erkennt. Man kann sich sogar einen solchen falschen Brief anschauen. Im Fall von Susanne Müller sah dieser genauso aus - nur eben mit ihrer gewerblichen Adresse im Briefkopf.

Das deutlichste aller Hinweiszeichen für eine Fälschung ist die angegebene Bankverbindung, die auf Irland verweist. Denn die IBAN auf der Überweisung beginnt mit den Buchstaben IE statt mit DE - dergleichen nutze der Beitragsservice nicht, heißt es. Anders als der Internetlink führe zudem die E-Mail-Adresse ins Nichts. Und vor allem sollten die Empfänger solcher Briefe dringend auf die angegebene Beitragsnummer schauen, die nicht die richtige sei. Das könne ein Abgleich mit den eigenen Unterlagen schnell zeigen. Sieht man von diesen Fehlern ab, so bestätigt aber auch der Beitragsservice, sehen die Schreiben mit ihren Logos und der Form nach täuschend echt aus.

Immer wieder Warnungen vor Betrug

Was auf der Internetseite aber auch deutlich wird: Betrüger versuchen immer wieder mit den Rundfunkgebühren Geld zu machen. Das Perfide daran: Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass echte GEZ-Post ins Haus flattert, beispielsweise wenn Datenabgleiche vorgenommen werden oder auch automatisch alle volljährigen Personen angeschrieben, denen kein GEZ-Konto zugeordnet werden kann.

Das spielt den Betrügern in die Hände: Und so muss der echte Beitragsservice mehrmals pro Jahr vor gefälschten SMS und vor allem unechten Briefen warnen. Schon vor vier Jahren waren in Norddeutschland ähnliche Briefe verschickt worden wie sie aktuell im Umlauf sind - allerdings enthielten sie noch mehr auffällige Fehler. So waren sie beispielsweise nicht persönlich adressiert, sondern an die Bewohner eines Hauses gerichtet. Daraus haben die Betrüger offensichtlich gelernt.

Variabel sind die Unbekannten offenbar auch, was ihren Aktionsradius betrifft: Waren 2015 in Rheinland-Pfalz und 2019 in Norddeutschland gefälschte Schreiben im Umlauf, scheint sich das Aktionsfeld nun auch auf den Osten gerichtet zu haben. Hinzu kommt, dass die Betrüger scheinbar nicht flächendeckend Briefe verschicken, sodass schnell ruchbar und bekannt wird, dass es sich um einen Schwindel handelt.

"Solche Betrugshinweise sind in den Polizeidienststellen in Weißwasser, Görlitz oder auch Zittau bislang noch nicht aufgetaucht", bestätigt Sven Möller von der Pressestelle der Polizeidirektion Görlitz. Auch Susanne Müller kennt in ihrem Bekanntenkreis bislang niemanden, der ein ähnliches Schreiben erhalten hat. "Aber ich finde, man sollte unbedingt auf diese Betrugsmasche hinweisen", sagt sie.