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Besserer Schutz vor Hochwasser an der Spree in Ebersbach: Das raten Experten

Seit einiger Zeit arbeiten Fachleute an einem Plan, wie die Stadt künftig Anwohner vor Überflutungen schützen kann. Nun ist klar: Absoluter Schutz ist hier nicht möglich.

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Am Spree-Eck in Ebersbach fließen Haupt- und Oberspree zusammen.
Am Spree-Eck in Ebersbach fließen Haupt- und Oberspree zusammen. © Archivfoto: Matthias Weber/photoweber.de

In Ebersbach nehmen Experten jetzt die Spree unter die Lupe. Im Ergebnis soll ein Risikoplan entstehen, der Schwachstellen aufzeigt und der Stadt Empfehlungen gibt, wie sie ihre Anwohner künftig besser vor Überschwemmungen schützen kann. Für die Spree in Ebersbach-Neugersdorf hat diese Analyse ein Ingenieurbüro aus Leipzig übernommen und arbeitet schon seit einiger Zeit daran. Die Stadt selbst ist dabei für die sogenannte Oberspree zuständig. Sie fließt vom Kottmar kommend in Ebersbach parallel zur B 96 und mündet am Spree-Eck in die Hauptspree. Ebersbach-Neugersdorf zeichnet in diesem Bereich auch für den Hochwasserschutz verantwortlich.

Im weiteren Verlauf an der Hauptspree gilt der Fluss als Gewässer 1. Ordnung und fällt in die Zuständigkeit der Sächsischen Landestalsperrenverwaltung (LTV). Mit dieser sei man im Austausch, so Wasseringenieur Marco Hornbogen vom Leipziger Unternehmen. Denn die Flussabschnitte könnten nicht gänzlich losgelöst voneinander betrachtet werden. Das Wasser fließt ja irgendwo zusammen. Und was die Wassermassen für eine Gewalt entwickeln können, das haben die Ebersbacher in der jüngeren Vergangenheit mehrfach erlebt. Schlimme Überschwemmungen mit großen Schäden gab es beispielsweise 2010 und 2013. Im Juni 2013, berichtet Marco Hornbogen, wurden mehr als sechs Hektar überschwemmt. 63 denkmalgeschützte Gebäude seien damals in diesem Gebiet in Mitleidenschaft gezogen worden sowie 67 weitere, bilanziert er.

Im schlimmsten Fall, hat Hornbogen ermittelt, könnten in Ebersbach bis zu 500 Einwohner in ihren Häusern von Überschwemmungen betroffen sein. Nämlich dann, wenn ein Hochwasser der Kategorie HQ 200 eintritt. Gemeint ist damit ein Hochwasser, das es nur alle 200 Jahre gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so schlimm kommt, ist also gering. Zur weiteren Einstufung gibt es HQ 100, also ein hundertjähriges Hochwasser. Eher zu rechnen ist da schon mit einem Hochwasser der Stufe HQ 10 oder HQ 20, also einem, das statistisch gesehen immerhin alle zehn oder 20 Jahre vorkommt. Entsprechend der Einstufung empfiehlt das Ingenieurbüro im Risikoplan Maßnahmen zum besseren Schutz vor Überschwemmungen.

Rückhaltebecken und Abrisse

Mit dem Stadtrat hat man sich nun verständigt, die Maßnahmen auf HQ 20-Hochwasser auszurichten. Der höhere HQ 100-Schutz ist in Ebersbach nicht hinzubekommen, stellt Marco Hornbogen fest. Schuld daran sei die Lage der Spree in der Stadt im engen Talkessel und die dichte Bebauung. Teilweise stehen Häuser auf Ufermauern oder sehr nahe daran. Hornbogen und seine Kollegen berechnen nun Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten, untersuchen den Flussverlauf auf Engstellen und geben dann Empfehlungen ab, wie schlimme Überschwemmungen in Zukunft verhindert werden könnten. Marco Hornbogen gibt bereits jetzt einen Ausblick, womit die Stadt rechnen muss. So werden die Experten Hinweise geben, wo Rückhaltebecken Sinn machen würden. Sie helfen aber nur begrenzt, so der Wasseringenieur, und könnten etwa ein Drittel des Wassers im Ernstfall abfangen.

Bestimmte Abschnitte müssten voraussichtlich ausgebaut, also verbreitert werden. Vor allem aber müssen Engstellen beseitigt werden, zum Beispiel kleine Fußstege, die an etlichen Stellen über die Spree führen. Sie hindern das Wasser am Abfließen und engen den Fluss unnötig ein. In letzter Instanz könnten auch mobile Schutzwände erforderlich sein, so Marco Hornbogen. Er und seine Kollegen arbeiten den Risikoplan mit den Empfehlungen jetzt aus, er soll in diesem Jahr fertig werden. Auch einen Termin mit Anwohnern planen die Wasser-Experten dazu noch. (SZ/rok)