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Kottmarbaude verkauft: "Es wurde höchste Zeit"

Die Bergbaude hat einen neuen Besitzer. Der will unter anderem wieder Gastronomie anbieten. Löbaus OB ist optimistisch - hält sich aber eine Hintertür offen.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Die Kottmarbaude ist verkauft.
Die Kottmarbaude ist verkauft. © Matthias Weber

Viele Jahre hat es gedauert, nun ging alles ziemlich zügig: Der Verkauf der Kottmarbaude ist besiegelt. Der Hauptausschuss des Stadtrates hat sich in seiner jüngsten Sitzung in dieser Woche für einen Kaufinteressenten entschieden. Für 20.000 Euro wechselt die Baude den Besitzer, bestätigt Oberbürgermeister Albrecht Gubsch (parteilos).

Der Preis, so sagt Gubsch, sei letztlich ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen. "Denn die beiden Konzepte der Bieter ähnelten sich sehr." Nachdem die Stadt Löbau die Baude Ende des vergangenen Jahres zum Verkauf ausgeschrieben hatte, gab es etliche Interessenten. Acht hätten sich dafür interessiert, berichtete Rathaussprecherin Eva Mentele. Doch allein eine Interessensbekundung reichte der Stadt nicht. Sie forderte von den Bietern ein schlüssiges Konzept. Denn das erklärte Ziel ist, dass die Baude nicht etwa Spekulanten in die Hände fällt, sondern dass tatsächlich wieder Leben einzieht auf dem Berg, das Areal langfristig genutzt wird.

Unvergessene Fest auf dem Berg

Das wünschen sich vor allem die Kottmar-Einwohner. Obwohl die Baude, so wie der ganze Kottmar-Berg - zum Gebiet der Stadt Löbau gehört, fühlen sich die Anwohner dem Gelände sehr verbunden. Schließlich liegt der Berg in der Mitte der großen Kottmargemeinde, die sieben Ortsteile gruppieren sich darum. Der Leerstand der Baude und der zunehmende Verfall waren für viele ein Ärgernis. Viele verbinden persönliche Erinnerungen mit der Baude. Unvergessen sind zudem die Spreequellfeste und Heimattreffen an der Baude. Ganze Busse voller Gäste wurden auf den Berg gebracht.

Ob es solche Glanzzeiten wieder geben wird? Zumindest kann man nun darauf hoffen, dass eine Einkehr in der Baude wieder möglich sein wird.

Wer der Käufer ist, will die Stadt noch nicht verraten. Nur so viel: Es handelt sich um einen Bieter aus Sachsen. Erfahrung in der Sanierung solcher Gebäude habe derjenige, bestätigt Albrecht Gubsch. Darüber habe sich die Stadt im Vorfeld informiert. Das Konzept umreißt Oberbürgermeister Albrecht Gubsch mit "touristisch und Gastronomie - eben die typische Nutzung für eine Bergbaude". Der Käufer wolle sich zudem mit der Gemeinde Kottmar ins Benehmen setzen und auch mit dem Skiklub Kontakt aufnehmen hinsichtlich einer Zusammenarbeit. Der Skiklub ist ebenfalls auf dem Berg ansässig, unterhält die Schanzenanlage und das Skiheim. Erst im vorigen Jahr wurde eine Sommerloipe für das Training der Langläufer auf dem Berg in Betrieb genommen -eine Neuheit in der Region. Das sind alles Aspekte von denen auch der neue Baudenbesitzer profitieren könnte.

Der andere Bieter, der nun nicht den Zuschlag erhielt, hatte nur 3.500 Euro geboten. Er stammte aus der näheren Umgebung, berichtet Oberbürgermeister Gubsch.

Noch viel Klärungsbedarf

Bei aller Euphorie, dass es für die Baude nun doch noch eine Zukunft gibt, werde es dauern, bis hier tatsächlich wieder eröffnet werden kann, betont Gubsch. "Es gibt noch vieles zu klären." Vor allem die Abwasserentsorgung auf dem Berg ist ein großes Problem. "Wir hoffen, dass das mit der Erschließung nun alles klappt", so Gubsch. Der Käufer wisse jedenfalls, worauf er sich eingelassen hat.

Zudem gibt es in Sachen Denkmalschutz einiges zu beachten. Im Gebäude gibt es verschiedene Elemente, die für den Denkmalschutz relevant sind und erhalten werden müssen. Zum Beispiel ist noch eine Deckenmalerei des Eibauer Malers Max Langer vorhanden. Und insgesamt müsse der Stil der Baude erhalten bleiben, so Gubsch.

Schaden durch Vandalismus

"Es wurde höchste Zeit, dass sich jemand findet. Durch Vandalismus hat das Gebäude in der letzten Zeit zusätzlich Schaden genommen." Durch die vielen Diskussionen um die Baude, so vermutet er, seien auch Unvernünftige auf das Areal aufmerksam und neugierig geworden. "Da gibt es leider auch Idioten", so Gubsch. So seien im Bettenhaus sämtliche Betten umgeworfen und Waschbecken von der Wand gerissen worden. "Auch, wenn das sicher abgerissen wird - so etwas muss doch nicht sein." Die großen Schäden und die notwendige umfangreiche Sanierung rechtfertigen laut Gubsch auch, dass beide Bieter Summen unter dem Verkehrswert abgegeben haben. Der lag laut Gutachten bei 33.000 Euro.

Von Vandalismus gebeutelt ist auch der Aussichtsturm. Der soll ebenfalls wieder begehbar und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Rückkaufsrecht gesichert

Falls das alles doch nicht klappen sollte, hat sich die Stadt vertraglich wieder ein Rückkaufsrecht gesichert. Das ist durchaus üblich, um zu verhindern, dass mit Gebäuden reine Spekulation betrieben wird. Die Frist in der Rückkaufklausel beträgt vier Jahre, so Albrecht Gubsch. Dann muss mit der Investition an der Baude begonnen worden sein. Sonst hat die Stadt die Möglichkeit, das Ganze rückabzuwickeln. "Die Frist ist deshalb so lang gesteckt, weil bei einem solchen Objekt eben vieles abgeklärt werden muss - und das dauert", so der Oberbürgermeister.

Alles in allem ist der Oberbürgermeister jedoch froh und optimistisch. "Und ich ziehe den Hut davor, dass heutzutage noch jemand so ein Projekt in Angriff nimmt."