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Sarah Weiß - eine Frau für viele Probleme

Sarah Weiß ist Löbaus erste Citymanagerin. Leerstand und Internethandel bedrohen die Attraktivität der Innenstadt - sie hat zumindest Lösungsansätze.

Von Markus van Appeldorn
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Löbaus City-Managerin Sarah Weiß.
Löbaus City-Managerin Sarah Weiß. © Stadt Löbau

Ladenleerstand in der Innenstadt. Traditionsgeschäfte, die keinen Nachfolger finden, ein immer mehr verödendes Angebot - mit diesem Problem haben viele Städte zu kämpfen, und eben auch Löbau. Das neue Zauberwort lautet: Citymanagement. Dieses Instrument soll's richten. In Löbau hat diese Aufgabe jetzt Sarah Weiß übernommen. Die 32-Jährige geht mit den besten Voraussetzungen an den Start: Sie kennt die Stadt und ihre Menschen und ist in Löbau schon lange eine erfahrene Organisatorin. Mit SZ sprach sie über Chancen für die Stadt und ihre Vorstellungen als Citymanagerin.

Am 1. Mai hat sie den Job offiziell angetreten und will jetzt erst mal die große Runde machen. "Ich habe erst mal angefangen, mich bei den Stadtratsfraktionen vorzustellen und Termine mit der Werbegemeinschaft gemacht", sagt sie. Dabei dürfte sie bei den meisten schon wohlbekannt sein. Die studierte Betriebswirtin mit Schwerpunkt Event- und Hotelmanagement arbeitet seit Jahren beim Messepark und ist dort und im Kulturzentrum Johanniskirche für das Veranstaltungsmanagement zuständig. Bis zur Auflösung der damaligen "Landesgartenschau gGmbH" und der Eingliederung des Betriebs in die städtische Wobau war sie auch deren letzte Geschäftsführerin.

"Citymanagement kann nicht gleich Leerstand aufhalten"

"Die Stadt hat mich eingestellt, weil ich viele Akteure in der Stadt kenne", sagt Sarah Weiß. Auch bei vielen Händlern will sie sich in der nächsten Zeit persönlich vorstellen. "Da geht's etwa um die Frage, ob deren Läden noch lange bestehen bleiben oder ob sie kurz vor der Rente stehen", sagt sie. Denn Geschäftsaufgaben ohne Nachfolge und Leerstand - "das ist jetzt überall auch coronabedingt ein großes Thema", sagt sie, und: "Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Unterstützung bestehender Händler."

Zaubern kann sie dabei natürlich auch nicht. "Citymanagement kann nicht gleich Leerstand aufhalten", sagt sie. Zur Belebung und Aufwertung der Innenstadt sieht sie sich insbesondere als Schnittstelle zwischen Handel und Verwaltung, aber eben auch zu Schulen, Vereinen oder Kunst- und Kulturschaffenden. Alle könnten sich gegenseitig befruchten, ist Sarah Weiß überzeugt. Vor allem hilft es nicht, nur über Leerstand zu klagen. "Jeder, der Leerstand kritisiert, muss sich fragen, was kaufe ich denn überhaupt selbst in der Stadt?", sagt sie.

"Events reichen nicht"

Der Internet-Handel über Giganten wie Amazon hat sich zu einer immer größeren Bedrohung für den stationären Handel entwickelt. Eine Gelegenheit, manches einfach neu zu denken. "Händler müssen erkennen, dass andere Zeiten kommen, in denen man eben auch die Generation Amazon abholen muss", sagt Weiß. Um die Innenstadt attraktiv zu halten, gibt es in Löbau etwa jährliche Aktionen wie den "Wichteltag", der Menschen in die Stadt locken soll - aber das reicht nicht, findet Sarah Weiß.

"Man kann Leute nicht nur über Events holen", sagt sie. Denn bei einem Event seien zwar viele Menschen in der Stadt auf der Straße - aber deswegen noch längst nicht in den Läden. Und nur wenn man Menschen eben auch in die Läden bringt, haben Händler eine Chance auf Umsatz. Sarah Weiß nennt ein Beispiel wie es funktionieren kann. "Ines Hanke etwa vom Vorstand der Werbegemeinschaft versucht, in ihren Läden ein Shoppingerlebnis zu schaffen", sagt sie. So initiierte Hanke zum Weltfrauentag am 8. März die Aktion "Mädelsabend", die Frauen in die Läden lockt. Mittlerweile machen jedes Jahr etliche Geschäfte mit. Solche erfolgreichen Aktionen anzukurbeln, dabei will auch Sarah Weiß helfen. In anderen Fällen kann es auch um Hilfe dabei gehen, wie ein Händler sein Ladenlokal attraktiver gestalten kann.

Auch als Ansprechpartner für die Löbauer Bürger sieht sich Weiß. Aktuell habe etwa jemand bemängelt, dass manche Läden in der Innenstadt so völlig unterschiedliche Öffnungszeiten haben - und so etwas kann schnell zu einem Problem für den gesamten Innenstadthandel werden. "Für einen einzelnen Händler etwa, der früher schließt, mag das logisch sein, wenn bei ihm ab einer bestimmten Zeit kein Kunde mehr kommt", sagt Weiß, aber: "Wenn Kunden, die durch die Stadt laufen dann so etwas sehen, sagen sie sich schnell: Hier ist ja nicht mehr geöffnet, da fahr ich dann das nächste Mal woanders hin."

Erste Aktion zum Stadtgeburtstag

Der erste große Anlass, zu dem Sarah Weiß als Citymanagerin erstmals Außenwirkung zeigt, wird das Stadtfest vom 16. bis 18. September sein. 2022 jährt sich auch die Löbauer Gartenschau zum zehnten Mal. Auf dem Messegelände gibt's dann auch eine internationale Orchideenschau und weiter Aktionen. "Ich fand es aber zu schade, den floristischen Gedanken unten im Messegelände zu halten und will ihn auch zum Stadtfest in die Innenstadt befördern", sagt sie und ersann den Programmpunkt "Floristische Klänge in den Innenhöfen". "In Löbau gibt es so schöne Innenhöfe und es wäre schön, wenn die dann zugänglich und zum Bestandteil des Stadtfestes gemacht werden", sagt sie.

Den Anfang machen in diesem Jahr der Hof am Katzenturm und die Altmarktpassage. Um dort für Speis und Trank zu sorgen, hat Weiß mehrere Löbauer Gastronomen mit ins Boot geholt. Regionale Künstler, Band oder auch die Kreismusikschule liefern die Klänge dazu. Und die Theatergruppe "Mimenfundus Neo" führt ein extra zum 801. Stadtgeburtstag geschriebenes Theaterstück auf. Für den Blumenschmuck sorgen gemeinsam mit einer Gärtnerei die Kinder der Awo-Kindergärten - so bringt Sarah Weiß eben viele zusammen. "Das sehe ich als meine Aufgabe als City-Managerin, Vernetzung herzustellen. Am Ende entstehen Kontakte, die bleiben. Wir machen es gemeinsam, weil es so besser geht."