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Photovoltaik auf dem Dach der Löbauer Messehalle? Bloß theoretisch eine gute Idee

Für mehr grüne - und günstige - Energie in der Stadt regt die Linke eine Art "Bürgerenergiepark" auf dem Dach der Messehalle an. Warum das niemals klappen würde.

Von Markus van Appeldorn
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Linke-Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching und Löbaus Oberbürgermeister Albrecht Gubsch.
Linke-Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching und Löbaus Oberbürgermeister Albrecht Gubsch. © Markus van Appeldorn

Linke-Landtagsabgeordnete Antonia Mertsching hatte am Mittwoch Löbaus Oberbürgermeister Albrecht Gubsch (parteilos) zur Diskussion ins Bürgerbüro der Partei eingeladen. Thema: "Wie grün ist Löbau?" Ein Aspekt dabei war auch Energieeffizienz und die Debatte, ob es möglich sei, Photovoltaik-Anlagen (PV) auf städtische Gebäude zu bringen. Dabei klärte Gubsch auch über einige unangenehme Wahrheiten beim Öko-Strom auf.

Zwar wurde in Deutschland im Jahr 2023 erstmals mehr inländisch erzeugter Strom aus erneuerbaren Energieträgern (Wind, PV, Biogas) ins Netz eingespeist als aus konventionellen Energieträgern (Kohle, Gas) - gleichzeitig hat Deutschland erstmals seit Jahren deutlich mehr Strom importiert als exportiert. Und Gubsch weiß, wo der "Öko-Strom" mitunter eben auch herkommt. "Ein Windrad kann man einfach an- oder ausschalten", so Gubsch - das geht mit einem Kohlekraftwerk nicht. Das braucht eine gewisse Zeit um hoch- oder auch wieder herunterzufahren - und powert einmal hochgefahren durch. Zudem dürfen insbesondere Braunkohlekraftwerke nicht unter ein gewisses Leistungslevel sinken. So kann es passieren, dass an besonders windreichen Tagen überdurchschnittlich viel Windstrom ins Netz eingespeist wird - und selbst der Strom aus niedrig fahrenden Kohlekraftwerken "zu viel" sein kann.

Und was passiert mit diesem überschüssigen Kohle-Strom? "Den verschenken wir dann zum Beispiel nach Österreich, damit die ihr Wasser wieder hoch in ihre Stauseen pumpen können. Den Strom aus ihren Speicherkraftwerken kaufen wir dann wieder als Öko-Strom aus Österreich zurück und die lachen uns aus, wie doof wir Deutschen sind", erklärte Gubsch.

Schon 25 Prozent Fernwärme eingespart

Wegen der hohen Preise sei auch die Stadt Löbau bemüht, eine effiziente Energiewirtschaft zu betreiben. "Wir haben seit einem Jahr ein Energiemanagement", erklärte Gubsch. Das konzentriere sich auf die großen Verbraucher unter den öffentlichen Gebäuden: Sporthallen, Schulen und Kitas, Verwaltungsgebäude. "Wir haben da auch immer mal wieder eingegriffen, etwa als für die Heizung der Turnhalle der Pestalozzi-Schule die Wochenendabschaltung nicht funktioniert hat", sagte er. Das Energiemanagement zeigt offenbar Wirkung. "Wir konnten 25 Prozent Fernwärmeenergie einsparen - und das ist ein witterungsbereinigter Wert", so Gubsch.

Und wie sieht es mit PV-Anlagen auf Dächern von städtischen Gebäuden aus - etwa auf dem Rathaus? "Bei PV-Anlagen auf denkmalgeschützten Häusern ist der Denkmalschutz hartleibig", sagte Gubsch. Zulässig sei das auf der vom Straßenbild abgewandten Seite - technisch sinnvoll nur, wenn es sich dabei um eine Südseite handelt. Bezüglich der technischen Machbarkeit gibt's beim Rathaus - und eigentlich sämtlichen Häusern in der Innenstadt - noch ein weiteres Problem. "Die Dächer sind immer wieder unterbrochen durch Gauben oder Ochsenaugen. Deshalb bringt man einfach nicht genug PV-Paneele auf die Dächer", erklärte Gubsch. Außerdem: "Wirtschaftlich sinnvoll ist so eine Anlage nur, wenn Sie den so erzeugten Strom gleich selbst verbrauchen. Wenn Sie ihn ins Netz einspeisen, ist es unrentabel."

PV-Anlage auf Dach von Messehalle unsinnig

Die Linke verfolgt auch die Idee eines "Bürgerenergieparks" - dabei beteiligen sich Bürger an Bau und Betrieb einer großen PV-Anlage, aus der sie dann günstig Strom beziehen können. Und dafür gäbe es in Löbau sogar einen Platz - in der Umsetzung bleibt das dennoch bloß Theorie. "Wir haben auf der Messehalle eine Dachfläche von 4.000 Quadratmetern, die man nutzen könnte", sagte Gubsch und ließ das große "Aber" folgen: "Weil der dort erzeugte Strom dann aber ins öffentliche Netz eingespeist würde, aus dem die Verbraucher letztlich ihren Strom beziehen, kommt die Bundesnetzagentur ins Spiel - mit den entsprechenden Netzentgelten." Im Ergebnis würden die investierenden Bürger dann vielleicht sechs Cent pro Kilowattstunde sparen. "Unter diesen Voraussetzungen finden Sie niemanden, der in so ein Bürger-Projekt investiert", sagte Gubsch. Ein eigenes Kabelnetz für so ein Projekt, das nur die Nutzer versorgt, sei finanziell überhaupt nicht machbar.

Auch für die Stromversorgung des Messegeländes selbst ergebe eine PV-Anlage auf dem Dach keinen Sinn. "Wenn die Kastelruther Spatzen da aufdrehen, da finden Sie keinen Akku, der genug Strom speichern könnte, um die Bühnenbeleuchtung und diese Lautstärke herzubekommen", erklärte Gubsch exemplarisch. Auch dem Wunsch nach mehr Ladesäulen für E-Autos in der Innenstadt erteilte er eine Absage. "Am liebsten möchte da jeder Händler so eine Säule vor der Tür. An ein Stadtfest oder Weihnachtsmarkt, zu dem man den Platz braucht, wo diese Säulen dann stehen, brauchen Sie dann aber nicht mehr zu denken." Zudem bräuchten solche Säulen auch eine separate Stromversorgung, man könne sie etwa nicht an die Straßenbeleuchtung anschließen. Gubsch: "Strom fließt zum stärksten Verbraucher. Wenn da ein Auto lädt, würden die Laternen dunkel."