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Neugersdorfer "Swingerklub"-Villa wird erneut versteigert

Bereits im November 2021 hatte eine Käuferin das Haus erworben und mit einer Nutzungsidee für Erheiterung gesorgt. Warum das Anwesen nun trotzdem wieder unter den Hammer kommt.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Die Villa an der Käthe-Kollwitz-Straße in Neugersdorf ist vielen als "Bürgerhaus" bekannt.
Die Villa an der Käthe-Kollwitz-Straße in Neugersdorf ist vielen als "Bürgerhaus" bekannt. © Rafael Sampedro

Verwirrung um die Neugersdorfer "Bürgerhaus"-Villa an der Käthe-Kollwitz-Straße: Noch vor wenigen Tagen beteuerte Immobilienhändlerin Loreen Peters, die das große Grundstück samt Villa ersteigert hatte, gegenüber SZ, sie habe nach wie vor einen Investor an der Hand. Und der sei an einer Sanierung interessiert. Nur ginge das alles nicht so schnell, weil vieles zu klären ist - auch wegen des Denkmalschutzes.

Nun stellt sich aber heraus: Es gibt noch ganz andere Ungereimtheiten. Ende November 2021 war das große Grundstück mit der Villa am Amtsgericht in Görlitz versteigert worden. Immobilienunternehmerin Loreen Peters erhielt den Zuschlag. Sie ist keine Unbekannte in der Immobilienbranche. Ihr Name taucht auch im Zusammenhang mit der Familie Spettmann auf. Gegenüber SZ räumte sie ein, mit Spettmanns Geschäfte gemacht zu haben. Das sei aber jetzt nicht mehr der Fall. Gegen diese Behauptung spricht, dass sie auf der Internetpräsenz ihrer eigenen Firma Wohnungen in einem Görlitzer Haus anbietet, das ein Strohmann Spettmanns bei einer Versteigerung erworben hatte.

Karl Leo Spettmann ist als Immobilienspekulant bekannt - vor allem in Görlitz - und einschlägig vorbestraft. Nun erwirbt er bei Zwangsversteigerungen über Dritte Ruinen in Görlitz, um sie danach möglichst gewinnbringend weiterzuverkaufen. Zu den Versteigerungsterminen gehen aber immer andere. Loreen Peters - so viel ist jedenfalls bekannt - agierte ebenfalls als Strohfrau von Spettmann.

Kaufsumme nicht bezahlt

Sind diese Geschäfte nun auch im Oberland angekommen? Laut Informationen aus der Stadtverwaltung Ebersbach-Neugersdorf soll Loreen Peters den Kaufbetrag aus der Versteigerung bisher nicht bezahlt haben. Daher sitzt die Stadt bis jetzt immer noch auf ihren ausstehenden Kosten, zum Beispiel Grundsteuern. Die bewegen sich im hohen vierstelligen Bereich. Zwangsversteigerungen dienen dazu, solche Kosten wieder einzutreiben.

Daher ist nun die erneute Zwangsversteigerung beantragt worden. Das bestätigt Ulrich von Küster, Richter am Amtsgericht in Görlitz. Er braucht eine Weile, um die Daten im Gerichtssystem zu finden. Denn die Geschäftsfrau hantiert mit unterschiedlichen Firmennamen, hat offenbar mehrere Immobilien-Unternehmen, deren Geschäftsführerin sie ist.

Vaduz Lichtenstein Immobilien Holding ist eine davon. Real Lichtenstein Immobilien UG heißt eine andere. Beide haben dieselbe Adresse in der mittelsächsischen Stadt Lichtenstein im Landkreis Zwickau. Außerdem gibt es unter anderem auch noch eine Firma Immoprojekt Görlitz Schillerstraße UG. Diese Firma hieß zuvor "08527 Plauen Knielohstraße 47 UG". Mit der Änderung der Firma zog der Firmensitz im Frühjahr dieses Jahres nach Görlitz um. So ist es jedenfalls einer Unternehmens-Datenbank zu entnehmen.

Gutachten: Schwammbefall und runtergebrochene Decken

Nach der Versteigerung bot Loreen Peters das Neugersdorfer Haus im Internet an, mit vielfältigen Nutzungsideen: zum Beispiel als Firmensitz, Seniorenresidenz - oder auch als Swingerklub, was bei den Neugersdorfern für Erheiterung sorgte.

Ein Gutachten zum Haus, das ein Zittauer Unternehmen im Vorfeld der Versteigerung angefertigt hat, stellt dem Anwesen allerdings keine gute Prognose aus. Durch das kaputte Dach und die undichte Terrasse sei Wasser eingedrungen. Die Folge: Schwammbefall und durchgebrochene Decken im Inneren.

"Das Villengebäude ist nicht nutzbar", heißt es im Gutachten. Eine Komplettsanierung sei wirtschaftlich nicht rentabel für einen potenziellen Käufer. Sie würde die Kosten, die nach einer Sanierung wieder eingenommen werden könnten - zum Beispiel durch Vermietung - bei Weitem übersteigen. Ein Abriss sei da wirtschaftlicher, aufgrund des Denkmalschutzstatus der Villa aber nicht machbar.

Ein neuer Termin für die Versteigerung stehe derweil noch nicht fest, so Richter von Küster. Derzeit seien noch Dinge zu klären, was den Wert des Grundstücks betrifft. Im vorigen November war der Verkehrswert mit 41.600 Euro angesetzt worden.

Der Artikel wurde geändert. In einer früheren Version stand, Loreen Peters ist nicht Eigentümerin. Das ist nicht richtig. Mit der Versteigerung und der Erteilung des Zuschlags ist sie das.