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Welterbe: Herrnhut bewirbt sich im Trio

Das irische Gracehill wird sich gemeinsam mit Herrnhut und Bethlehem in den USA um den Titel bewerben. Was macht das mit den Erfolgschancen?

Von Anja Beutler
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Der Kirchensaal und der typische Herrnhuter Barock - gepaart mit den christlichen Idealen - ist eine Art weltumspannender Exportschlager von Herrnhut.
Der Kirchensaal und der typische Herrnhuter Barock - gepaart mit den christlichen Idealen - ist eine Art weltumspannender Exportschlager von Herrnhut. © Matthias Weber (Archiv)

Die Nachrichten rund um den kleinen Ort Gracehill in Nordirland sind derzeit nicht die besten: Rings um die Herrnhuter Siedlung tobt neue Gewalt im nordirischen Konflikt: verletzte Polizisten, brennende Autos. Dabei sind die Neuigkeiten, die Graceland sonst zu verkünden hätte, doch so positiv und friedlich: Die kleine Gemeinde in der Grafschaft Antrim will sich gemeinsam mit Herrnhut und Bethlehem in den USA um den Unesco-Welterbe-Status bewerben.

Schon seit etwa drei Jahren ist öffentlich bekannt, dass Bethlehem in den USA und Herrnhut sich gemeinsam um den Welterbe-Status bemühen wollen. Dabei gehen sie nicht beide jeweils über die Listen ihrer Staaten, sondern hoffen, als transnationale Bewerbung, die noch dazu an das bereits auf der Liste stehenden Christiansfeld in Dänemark anknüpft - rascher zum Ziel zu kommen.

Auf diesem Weg ist nun ein weiterer, wichtiger Schritt gelungen: Bethlehem hat als Initiator der Bewerbung Herrnhut und auch Gracehill in Nordirland förmlich dazu eingeladen, sich gemeinsam zu bewerben. Dieses Papier ist für die weiteren Schritte nötig. Zuletzt war der Fortschritt bei der Bewerbung durch die Corona-Pandemie etwas zaghafter vorangeschritten. Nun ist klar: Diese drei sind dabei.

"Es gab - neben den Gesprächen zwischen Bethlehem und Herrnhut - immer auch Gespräche mit anderen Herrnhuter Siedlungen", bestätigt Herrnhuts Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste). Am Ende habe sich nun gezeigt, dass Gracehill sowohl Willen als auch Kraft habe, bei dieser Bewerbung mitzuziehen. Und so bewirbt sich nun kein Duo sondern ein Trio Herrnhuter Siedlungen um den Titel.

Gracehill ist besonders in Nordirland

Gracehill - deutsch Gnadenberg - entstand Anfang der 1760er Jahre unweit der Kleinstadt Ballymena an der Nord-Ost-Küste Irlands gegründet und zeichnet sich durch einen gitterförmigen, rechteckigen Grundriss aus. Da der kleine Ort recht abseitig liegt, ist die Siedlung ohne große Veränderungen bis heute erhalten geblieben. Das war auch der Grund, warum der Ort bereits 1975 zum ersten Denkmalschutzgebiet in Nordirland erklärt wurde.

Zu dritt werden die Herrnhuter Siedlungen nun den weiteren Bewerbungsprozess vorantreiben. Es stehen Online-Konferenzen dazu an, bestätigt Riecke. Wichtig ist vor allem, dass die jeweiligen Staaten die Bewerbung dieser drei Orte unterstützen, betont er. Die förmliche Einladung untereinander war dafür nun ein Auftakt. Die eigentlichen Bewerbungsunterlagen - so schätzt Riecke - werden wohl kaum vor 2022 erstellt werden. "Das ist schwierig zu terminieren - bei der derzeitigen Lage und der Beteiligung von drei Ländern", erklärt er. Für Herrnhut ist die Stadtverwaltung der Ansprechpartner für die Bewerbung, der Freistaat unterstützt die Stadt beispielsweise mit seiner Welterbekoordinatorin Friederike Hansell. Im Hintergrund arbeiten jedoch viele mit - allen voran die Evangelische Brüderunität.

Dass international-serielle Bewerbungen bessere Chancen haben, rasch auf die Unesco-Liste zu gelangen, hatte die Unesco schon im Zusammenhang mit der Aufnahme Christiansfeld durchblicken lassen. Andernfalls hätten sich die Orte jeweils in ihren Bundesländern und Staaten zunächst über Listen - die über Jahre hinweg schon "ausgebucht" sind - durchsetzen müssen. Mit Gracehill wird dieser serielle Gedanke nun noch unterstrichen. Und vielleicht kann der kleine Ort ja noch einmal an seine Geschichte anknüpfen: 1798 war er ein Ort friedlicher Verständigung in Zeiten der Irischen Rebellion.

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