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"Dieselpreis ist dramatisch für die Branche"

Die Kraftstoffpreise sind um bis zu 40 Prozent gestiegen. Wie kommt ein Lommatzscher Transportunternehmen damit klar?

Von Jürgen Müller
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Thomas Kemming ist Geschäftsführer der Transport- und Dienstleistungsgesellschaft Lommatzsch.
Thomas Kemming ist Geschäftsführer der Transport- und Dienstleistungsgesellschaft Lommatzsch. © Gerhard Schlechte

Lommatzsch. Die Spritpreise an den Tankstellen kennen nur eine Richtung: nach oben. Betroffen ist jeder, der ein Fahrzeug bewegt, am stärksten jedoch diejenigen, welche beruflich ihr Geld mit Transporten verdienen. So die Lommatzscher Transport- und Dienstleistungsgesellschaft (TDG), die seit Mai 2018 zur Kemming Agrardienstleistungs GmbH aus Dülmen-Hiddingsel gehört.

Allein in Lommatzsch fahren 16 schwere Lkw, weitere 40 gar in Haßlau. Rund 731.000 Kilometer legen die Lommatzscher Lastkraftwagen pro Jahr zurück bei einem Verbrauch von 36 bis 40 Litern Diesel pro 100 Kilometer. "Der Dieselpreis ist in den letzten sechs bis neun Monaten um 40 Prozent gestiegen. Das ist bei 270.000 bis 300.000 Litern Diesel im Jahr allein in Lommatzsch schon eine gewaltige Summe", sagt Geschäftsführer Thomas Kemming.

Mit den Lkw werden vor allem Zuckerrüben in die Zuckerfabriken nach Zeitz und Könnern transportiert, aber auch Kalk wird damit vom Werk direkt aufs Feld geschafft. Auch Getreide, Mais und Düngemittel werden transportiert. "Wir versuchen, die höheren Preise auf die Kunden umzulegen. Bis auf die Rüben ist uns das auch gelungen", so der 49-Jährige.

Mit den Zuckerfabriken habe man Rahmenverträge, in denen es eine Gleitklausel gebe. Das heißt, die Transportkosten werden je nach Dieselpreis automatisch angepasst. Die Sache hat jedoch einen Haken. Die Erhöhungen erfolgen mit einer Verzögerung von zwei bis drei Monaten. "Die hohen Dieselpreise sind also derzeit nicht abgedeckt", so Kemming.

Viele haben Existenzängste

Auf anderen Geschäftsfeldern sei man in der Lage, die höheren Kosten sofort auf den Preis umzulegen. Dabei komme der Firma ein weiteres Problem zugute. "Es gibt derzeit zu wenig Frachträume, aber eine hohe Nachfrage", sagt der Geschäftsführer. Soll heißen, es gibt zu wenige Lkw und Fahrer, aber großen Transportbedarf. Deshalb habe man gute Verhandlungsmöglichkeiten. Kleine Partnerunternehmen, die für Kemming fahren, hätten diese Möglichkeiten nicht. "Wir erleben deshalb, dass bei unseren Partnern Fahrzeuge stehenbleiben und Leute entlassen werden. Das ist schon dramatisch für die Branche. Die Existenzängste sind sehr groß, insbesondere ist es schwer, Fahrer zu finden", sagt er.

Alles wird sich verteuern

Für Thomas Kemming hat der Dieselpreis allerdings nichts mit Erfolg oder Misserfolg einer Firma zu tun, sondern dafür sei die Qualität der Arbeit entscheidend. "In unserem Leitbild ist hohe Qualität das A und O.

Deshalb arbeiten wir auch nicht mit ausländischen Billigkräften, sondern nur mit deutschen Fahrern aus der Region", sagt er und betont zugleich, dass er keinesfalls ausländerfeindlich sei. "Die Fahrer aus der Region kennen sich besten aus und gewährleisten eine gute Kommunikation mit den Kunden. Das erwarten unsere Kunden, dies ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal", sagt er.

Ihm ist schon bewusst, durch die Erhöhung der Transportkosten am Ende der kleine Mann zahlen muss, weil sich dadurch alles verteuert. "Schuld an den hohen Preisen ist die Regierung, die am Sprit durch Steuern und Abgaben kräftig und umso mehr verdient, je höher der Preis ist und - anders als beispielsweise in Polen - keinerlei Steuersenkungen vornimmt, um die Bürger zu entlasten", sagt er.