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Meißen: Ein Hauch von Klein-Venedig

An der Fährmannstraße ist die Lücke, die durch den Abriss eines Hauses entstand, wieder geschlossen. Immer mehr zeigen sich die Ergebnisse der Sanierung einer ganzen Häuserzeile.

Von Harald Daßler
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So sieht es auf der Hofseite der sanierten Häuser an der Fährmannstraße aus.
So sieht es auf der Hofseite der sanierten Häuser an der Fährmannstraße aus. © Claudia Hübschmann

Meißen. Ein Kleinod. Dieses Wort ist immer wieder zu hören an diesem Dienstagmittag. Auf der Rückseite der sanierten Häuser an der Fährmannstraße bietet sich ein Blick auf die gegenüberliegende Triebsischseite, der an Bilder aus der norditalienischen Lagunenstadt Venedig erinnert. Die Richtkrone auf dem Rohbau, der nach dem Abriss des Hauses an der Fährmannstraße 4 entstand, deutet auf den Anlass dieses Treffens von Bauleuten, Planern, Statikern und weiteren Gästen.

Das neue Haus mit einer Maisonette- und weiteren fünf Wohnungen ist dort entstanden, wo ein Wohnhaus der Baufreiheit für die zu sanierenden Häuser wegen abgerissen werden musste. Der Neubau ist Bestandteil einer ganzen Häuserzeile, die vor fünf Jahren dem Abriss geweiht war, wie der Meißner Architekt Dr. Knut Hauswald erinnert. Über den Aufzug in diesem Neubau lassen sich die anderen bereits sanierten Häuser an der Fährmannstraße barrierearm erschließen.

Zuschuss für umweltfreundliche Heizung

Dem Rohbau ist nicht anzusehen, mit welchen Schwierigkeiten die Bauleute aus rund 50 Firmen zu kämpfen hatten, ehe sie ihn hochziehen konnten. Als "größten anzunehmenden Unfall" bezeichnet Architekt Hauswald den Baugrund der unmittelbar an der Triebisch gelegenen Häuser. Einzig die Ufermauer steht nicht schief, sagt er – und wissend wechselt er Blicke mit Statikern und Bauleuten.

Diese Herausforderungen zu meistern, hat nicht nur die Zusammenarbeit auf dieser Baustelle befördert und gestärkt. Zugleich ist durch den teilweisen Verzicht auf Keller Platz für Abstellmöglichkeiten von Kinderwagen und Fahrrädern geschaffen worden. Auch eine mit Pellets betriebene Heizanlage, die alle Wohnungen der Reihe an der Fährmannstraße 1 bis 4 versorgt, ist im Erdgeschoss eines der Häuser integriert.

SEEG-Geschäftsführerin Birgit Richter übernimmt es, den traditionellen letzten Nagel in einen Dachbalken einzuschlagen. In Hintergrund der Meißner Architekt Dr. Knut Hauswald.
SEEG-Geschäftsführerin Birgit Richter übernimmt es, den traditionellen letzten Nagel in einen Dachbalken einzuschlagen. In Hintergrund der Meißner Architekt Dr. Knut Hauswald. © Claudia Hübschmann
Oberbürgermeister Olaf Raschke bedankt sich herzlich bei allen an diesem Bauvorhaben beteiligten Bauleuten, Architekten und Planern.
Oberbürgermeister Olaf Raschke bedankt sich herzlich bei allen an diesem Bauvorhaben beteiligten Bauleuten, Architekten und Planern. © Claudia Hübschmann
Der Platz vor dem sanierten Haus an der Fährmannstraße 1  bis zur Einmündung in die Martinstraße wird noch neu gestaltet – mit viel Grün.
Der Platz vor dem sanierten Haus an der Fährmannstraße 1 bis zur Einmündung in die Martinstraße wird noch neu gestaltet – mit viel Grün. © Claudia Hübschmann

Der Mehraufwand für die Gründung der gesamten Häuserzeile führte dazu, dass sich die Kosten für dieses Vorhaben bislang auf 5,7 Millionen Euro summieren, berichtet Bauherrin Birgit Richter in einer kurzen Ansprache, nachdem sie den traditionellen letzten Nagel in den Dachstuhl eingeschlagen hat. Dies hier ist das anspruchsvollste, größte und teuerste Projekt, das sich ihr Unternehmen, die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft (SEEG) Meißen, seit dem Bau des Freizeitbades Wellenspiel vorgenommen hat, fügt die Geschäftsführerin hinzu. Noch bleibt die Hoffnung auf Fördermittel. Für die umweltfreundliche Pellet-Heizanlage ist ein Zuschuss in Höhe von 450.000 Euro beantragt worden.

Neugestaltung mit viel Grün

Dennoch: Der hohe Aufwand für die sichere Gründung der Häuser wird sich auf die Miete auswirken. Über zehn Euro für den Quadratmeter wird die Netto-Kaltmiete in dem Neubau betragen, so die Auskunft von Birgit Richter. Im Frühsommer sollen die neuen Wohnungen in dem Lückenschluss bezugsfertig sein.

Oberbürgermeister Olaf Raschke bedankt sich herzlich bei allen an diesem Bauvorhaben beteiligen Bauleuten, Planern und Architekten. Hier gewinnt die Stadt ein Quartier mit hoher Wohnqualität sowie kurzen Wegen in die Stadt. Außerdem soll die Fährmannstraße in die Liste der Anwohnerpark-Möglichkeiten aufgenommen werden. Und das Engagement der städtischen SEEG strahlt aus: Der neue Eigentümer eines benachbarten Hauses an der Fährmannstraße ist ebenfalls dabei sein Haus zu sanieren, wovon die Gerüste künden.

Zwischen der Kante der Ufermauer, die im Zuge der Arbeiten an der Gründung ebenfalls zum Teil erneuert wurde, und den bereits sanierten Häusern an der Fährmannstraße 1 bis 3 ist ein Hof gestaltet worden, auf dem die Bewohner sich auch treffen und an lauen Sommerabenden das Flair genießen können – ein Hauch von Klein-Venedig. Wenn alle Bauarbeiten an den Häusern erledigt sind, wird auch noch der Vorplatz vor dem Haus an der Fährmannstraße 1 zur Martinstraße zu neu gestaltet: mit viel Grün, wie den kürzlich im Stadtentwicklungsausschuss präsentierten Plänen zu entnehmen ist.