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Ein Kaiser in seinen neuen Kleidern zwischen Schein und Sein in Radebeul

Vor fast ausverkauftem Haus feierten die Landesbühnen Premiere ihre humorvolle Adaption des Märchens von Hans Christian Andersen.

Von Ines Mallek-Klein
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Die Schuh- und Kostümministerin (Julia Rani und Sandra Maria Huimann v.l.n.r.) berichten dem Kaiser, gespielt von Jürgen Haase, von der Bestellung der Stoffe, Knöpfe und Schnallen.
Die Schuh- und Kostümministerin (Julia Rani und Sandra Maria Huimann v.l.n.r.) berichten dem Kaiser, gespielt von Jürgen Haase, von der Bestellung der Stoffe, Knöpfe und Schnallen. © René Jungnickel

Radebeul. Sein Kleiderschrank ist prall gefüllt und trotzdem hat er nichts anzuziehen. Der Kaiser, der sich gerne in edelste Stoffe gewandet, dafür Unsummen seines von Untertanen erwirtschafteten Vermögens ausgibt, ist die Hauptperson in dem Märchen von Hans Christian Andersen. Erschienen 1837 scheint die Geschichte über Schein und Sein aktueller denn je. Vielleicht war das der Grund, warum sich der Intendant der Landesbühnen Sachsen, Manuel Schöbel, an die Neuinszenierung heranwagte. Die Premiere feierte das Stück am Buß- und Bettag vor fast ausverkauftem Haus und unter den Gästen waren erwartungsgemäß viele Kinder.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Der Kaiser, grandios gespielt von Jürgen Haase, hat mit seinem Kleiderwahn längst alle Schneider und Schuster aus dem Land vertrieben beziehungsweise eingekerkert, weil er mit ihren Arbeitsergebnissen nicht zufrieden war. Davon erfahren Johann und sein Sohn Christian, die ein ärmliches Leben führen und deren Mägen täglich knurren, vor Hunger. Sie beschließen, sich als Schneider auszugeben, die in Frankreich gearbeitet haben. Nun sind sie am Hofe des Kaisers willkommen, dem Fachkräftemangel sei Dank. Und auch sonst gelingt es Manuel Schöbel und Steffen Pietsch, der die Inszenierung verantwortet, das Märchen in die Neuzeit zu holen. Kostüm- und Schuhministerin, mit Witz und Temperament gespielt von Sandra Maria Huimann und Julia Rani, haben ihre liebe Not, die Wünsche des Kaisers zu erfüllen und müssen so manchen Fauxpas weglächeln.

Johann und sein Sohn können weder mit Nadel und Faden noch mit prunkvollen Stoffen umgehen. Sie tun aber so, präsentieren scheinbar die prächtigsten Kleider und suggerieren dem, der sie nicht sieht, er sei dumm und ungeeignet für sein Amt. Das zuzugeben, sind weder Ministerinnen noch Kaiser bereit. Letzterer gewandet sich also in den scheinbar unsichtbaren Stoffen und tritt, bekleidet in Unterhose, schneeweißen Strümpfen und Sonnenschirm vor sein Volk. Dem stockt der Atem. Doch nur ein Kind, in den wechselnden Aufführungen dargestellt von den Komparsen Marie Strobel, Theodora Schneider oder Alex Pfennig, wagt, die Wahrheit zu sagen: "Der Kaiser ist ja nackt".

Das von Kostümbildnerin Katharina Lorenz farbenfroh und detailreich ausgestattete Ensemble konnte sich am Ende der kurzweiligen Vorstellung über tosenden Applaus freuen. Das Stück ist am 26. November und 2. Dezember noch einmal in den Landesbühnen zu erleben. Danach geht es erst einmal auf Tour, unter anderem ins Theater Meißen, das Kulturzentrum Großenhain und das Kulturhaus Freital. Den detaillierten Spielplan finden Sie hier.