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Elblandklinikum Meißen bietet neuartige Therapie für Parkinson-Patienten an

Im Elblandklinikum in Meißen wird eine neuartige Therapie zur Behandlung von Parkinson angeboten. Die Anzahl der Betroffenen soll sich demnächst verdoppeln.

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Dr. Annekathrin Fehre (l.) und Prof. Dr. Martin Wolz (r.) mit ihren Parkinson-Patienten Bernhard Schramm (2.v.r.) und Hartmut Kramer (2.v.l.)
Dr. Annekathrin Fehre (l.) und Prof. Dr. Martin Wolz (r.) mit ihren Parkinson-Patienten Bernhard Schramm (2.v.r.) und Hartmut Kramer (2.v.l.) © Elblandklinikum Meißen

Meißen. Parkinson ist bis heute unheilbar. Betroffene kämpfen nach Einsetzen der Krankheit den Rest ihres Lebens mit voranschreitenden Symptomen wie Muskelsteifheit und Zittrigkeit. Doch eine neuartige Therapie soll die Symptome lindern. Am 1. Dezember 2023 wurde in Deutschland eine subkutane 24-Stunden-Pumpentherapie zugelassen. Als erste Klinik in Sachsen und zweite in Deutschland führt das Elblandklinikum Meißen als überregional anerkanntes Parkinson-Kompetenzzentrum diese sogenannte Produodopa-Therapie bereits durch, wie das Klinikum in einer Pressemitteilung bekannt gibt.

Bei der Parkinson-Krankheit werden Dopamin-produzierende Nervenzellen im Gehirn zerstört, was neben Sprech- und Schluckproblemen auch zu Blasen- und Verdauungsstörung und Depressionen führen kann. Zur Symptomkontrolle wird Dopamin in Form von Levodopa und ähnlich wirkenden Substanzen medikamentös ersetzt. Während Medikamente in Tabletten- und Pflasterform in den ersten Jahren der Erkrankung noch wirken, können fortschreitende Symptome mittels herkömmlicher Einnahmeformen nicht kontrolliert werden. Dann stehen gerätegestützte Verfahren zur Verfügung, wobei der Dopamin-Ersatzstoff Levodopa mittels einer Pumpe bisher nur nach operativer Anlage einer Sonde in den Dünndarm appliziert werden konnte.

Verdopplung der Patientenzahl erwartet

Das hat sich nun geändert: „Mit der neuen subkutanen Pumpentherapie gelingt es ohne operativen Eingriff, Wirkschwankungen zu reduzieren“, berichtet Dr. Annekathrin Fehre, Oberärztin der Klinik für Neurologie und Geriatrie und Leiterin des Parkinson-Bereiches. Bei der Produodopa-Therapie wird minimalinvasiv und nahezu schmerzlos eine kleine Plastikkanüle in die Haut gesetzt. Mittels einer Pumpe im Handy-Format gelangt das Medikament hierüber direkt in das Unterhautfettgewebe und versorgt den Patienten so ganztägig.

Seit dem 13. Dezember 2023 werden im Elblandklinikum Meißen Parkinson-Patienten mit dieser Therapieform behandelt, wie Bernhard Schramm und Hartmut Kramer, 74 respektive 68 Jahre alt. Die beiden Männer erhalten als zwei der ersten Patienten in Deutschland die Produodopa-Therapie. „Während der zweiwöchigen Komplextherapie erhalten unsere Patienten ein intensives Therapieprogramm, bestehend aus Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie. Vorangegangene Studien haben beeindruckende Ergebnisse gezeigt und wir sind zuversichtlich, dass diese neue Therapieoption als weiteres kontinuierliches Verfahren unseren Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben wird“, führt Dr. Fehre aus.

Parkinson ist keine Seltenheit: "Meist wird die Krankheit zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr diagnostiziert. In Deutschland sind bis zu 400.000 Menschen betroffen", so Prof. Dr. Martin Wolz, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Geriatrie. Aufgrund der zunehmenden Alterung werde in den nächsten Jahren eine Verdopplung der Patientenzahl erwartet. (SZ)