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Michael Kretschmer mahnt in Meißen Vernunft und Augenmaß an

Die Wohlmeinenden in der Mitte der Gesellschaft müssen sich zusammenschließen, appellierte Sachsens Ministerpräsident beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft.

Von Harald Daßler
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Herzlich empfangen wurde Ministerpräsident Michael Kretschmer im Meißner Burgkeller von Kreishandwerksmeister Peter Liebe und dessen Vize Roberto Heilscher (v.l.).
Herzlich empfangen wurde Ministerpräsident Michael Kretschmer im Meißner Burgkeller von Kreishandwerksmeister Peter Liebe und dessen Vize Roberto Heilscher (v.l.). © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Wartung von Lichtsignalanlagen sei in der Beschreibung seines ursprünglichen Berufes enthalten. Mit dieser süffisanten Bemerkung wandte sich der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden Dr. Andreas Brzezinski an Michael Kretschmer, der seinen Weg ins Berufsleben mit einer Ausbildung zum Büroinformationstechniker begonnen hatte. Damit signalisierte er die Unterstützung der Handwerker für die Positionen des CDU-Ministerpräsidenten auch gegenüber der Ampel-Regierung in Berlin.

Der Gast aus Dresden hatte mit seiner Rede auf dem Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft deutlich zu verstehen gegeben, dass er an der Seite der Handwerker steht – ihr Hadern mit der Politik der Ampelregierung ernst nimmt. Der gesunde Menschenverstand und Augenmaß müssten in Berlin wieder Regierungshandeln und Entscheidungen bestimmen, sprach er den anwesenden Handwerkern und Vertreten der einzelnen Innungen des Landkreises aus dem Herzen. Davon zeugte auch der Beifall, den seine Worte im Burgkeller über der Stadt Meißen immer wieder fanden.

Der Einladung der Kreishandwerkerschaft waren auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler (CDU), die Bundestagsabgeordnete Barbara Benkstein (AfD), Landrat Ralf Hänsel sowie Landtagsabgeordnete sowie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gefolgt. Der in der Kreishandwerkerschaft gepflegten Tradition folgend hatte Roberto Heilscher am Beginn des Neujahrsempfangs die Zunftlade geöffnet, damit „alles, was von nun an gesprochen wird, der Wahrheit entspricht“, und eine Kerze entzündet.

Wie die Handwerker im Landkreis Meißen denken, hatten sie auf Transparenten auf dem Domplatz sowie Zetteln auf den Tischen im Burgkeller zum Ausdruck gebracht.
Wie die Handwerker im Landkreis Meißen denken, hatten sie auf Transparenten auf dem Domplatz sowie Zetteln auf den Tischen im Burgkeller zum Ausdruck gebracht. © Claudia Hübschmann

Falsche Entscheidungen im Bund

In diesen „toxischen Zeiten“ komme es für Deutschland darauf an, im Wettbewerb um Innovationen zu bestehen und die klügsten Lösungen mit den geringsten Kosten zu finden. So sehr auch ihm und seiner Landesregierung der Klimaschutz am Herzen liegt – es ist nichts gewonnen, wenn infolge politischer Entscheidungen auf der Bundesebene die Energiepreise in Deutschland so hoch sind, dass Unternehmen nicht konkurrenzfähig sind oder dass Technologien wie der Dieselantrieb nicht weiterentwickelt werden, sagte der Ministerpräsident.

Auch mit Blick auf die 20.000 Menschen, die sich am Mittwoch dieser Woche in Dresden versammelt hatten, um sich dem Protest der Bauern anzuschließen, sprach er sich dafür aus, dass sich die Wohlmeinenden in der Mitte der Gesellschaft sammeln, Vertrauen aufbauen und gemeinsam nach Lösungen suchen müssten. Zu diesen Lösungen gehören auch klare Ansagen, wieviel Menschen Deutschland im Jahr aufnehmen und integrieren kann.

Die ausufernde Bürokratie, die Kreishandwerksmeister Peter Liebe und sein Stellvertreter Roberto Heilscher zuvor anhand von Beispielen kritisiert hatten, ließe sich reduzieren, wenn der Bund der Versuchung widersteht, EU-Regelungen durch eigene Gesetze weiter zu regulieren. Und er ermahnte die den Regierungen auf Bundes- und Landesebene nachgeordneten Behörden, im Einzelfall das Prinzip „Leben und Leben lassen“ gelten zu lassen. In dem Maße wie es gelingt, mit Vernunft und Augenmaß Lösungen zu finden und die Mitte der Gesellschaft dafür zu gewinnen, ließe sich auch "populistischen Strömungen links und rechts, die mit ihren eigenen Medien eine Gegenöffentlichkeit schaffen wollen", etwas entgegensetzen.

Wir brauchen klare Verhältnisse, betonte Michael Kretschmer mit Blick auf die im September anstehenden Landtagswahlen. Damit meinte er auch klare Mehrheiten im Dresdner Landtag, die er anstrebt. „Stärken Sie die positiven Kräfte“, rief er den anwesenden Handwerkern im Saal zu. Und er wünschte allen ein „gesundes und friedliches neues Jahr“.

WIR-Projekt wird öffentlich

Mit dem Projekt „Wandel durch Innovation in der Region“ (WIR) zeigt das Handwerk, dass es mit der Zeit geht. Der Ausbau eines früheren Rittergutes in Riesa ist im vergangenen Jahr gut vorangekommen, berichtete Kreishandwerkmeister Peter Liebe. In dem Objekt, das Handwerker jetzt ausbauen, entsteht eine Begegnungsstätte, in der Handwerkstraditionen gepflegt und junge Leute dafür begeistert werden sollen. Hier siedelt sich die Jugendbauhütte an, und es entsteht eine Dachziegel-Ausstellung.

Im Herbst dieses Jahres werde sich das WIR-Projekt einer breiten Öffentlichkeit vorstellen – bei einem Tag der offenen Tür, kündigte Kreishandwerksmeister Peter Liebe an.