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Meißen sucht Ideen für das Klima

Klimaschutzmanager Jürgen von Consbruch sammelt Daten zur Treibhausgasbilanz. Auch darüber will er am Dienstag beim Bürgerdialog informieren.

Von Harald Daßler
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Wieviel Treibhausgas entsteht in der Stadt? Meißens Klimaschutzmanager Jürgen von Consbruch.
Wieviel Treibhausgas entsteht in der Stadt? Meißens Klimaschutzmanager Jürgen von Consbruch. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wie wollen wir künftig mobil sein? Wie wollen wir klimaverträglich leben? Und: Wie kann meine Kommune klimafreundlicher werden? Über diese Fragen will Jürgen von Consbruch mit den Meißnerinnen und Meißnern ins Gespräch kommen. Am kommenden Dienstag lädt der Klimaschutzmanager der Stadt dazu ins Rathaus ein.

Dabei sollen möglichst viele Ideen festgehalten werden. Über das Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen sind bislang 62 Rückmeldungen und Vorschläge eingegangen, freut sich Jürgen von Consbruch. Jede Idee soll dahingehend abgeklopft werden, ob und wie sie als eine konkrete Maßnahme in das Klimaschutzkonzept der Stadt Meißen aufgenommen werden kann.

Noch arbeitet der Klimaschutzmanager an einer Bestandsaufnahme, um einen Überblick darüber zu erhalten, welche Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen in der Stadt entstehen. Für die Meißner Energie- und Treibhausgasbilanz werden alle Emissionen im Stadtgebiet betrachtet. Dabei wird erfasst, in welchen Sektoren welche Emissionen erzeugt und mit welchen Energieträgern diese verursacht werden. In den Sektoren werden drei Bereiche einzelnen betrachtet: die privaten Haushalte, Handel, Gewerbe, Dienstleistungen sowie die Verwaltung.

Der Bürgerdialog zum Klimaschutzkonzept findet am Dienstag, 27. Februar, ab 18 Uhr im Großen Ratssitzungssaal des historischen Rathauses, Markt 1, statt.

Kommunen werden vergleichbar

Damit die Energie- und Treibhausgasbilanzen der Kommunen vergleichbar werden und die daraus abgeleiteten Maßnahmen in die nationale Klimaschutzstrategie einfließen können, erfolgt die Analyse der Daten nach einer bundesweit einheitlichen Methodik. Mithilfe einer sogenannten Bilanzierungssystematik für Kommunen – kurz BISKO genannt – lässt sich feststellen, wo genau eine Kommune beim Einsparen von klimaschädlichem Treibhausgasen gegenüber anderen Städten, Gemeinden und Landkreisen steht.

Die Daten für Strom- und Wärmeverbräuche wurden von den Meißener Stadtwerken und für die kommunalen Liegenschaften von der Energiemanagerin der Stadt Meißen zur Verfügung gestellt, erläutert Jürgen von Consbruch. Die Emissionen aus dem Individualverkehr basieren auf bundesweit erfassten Daten, in denen die für die Kommunen verfügbaren Daten einbezogen werden. Die Emissionen bzw. Verbrauchswerte für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wurden direkt bei den Verkehrsbetrieben abgefragt.

Über die Meißner Treibhausbilanz wird Jürgen von Consbruch am kommenden Dienstag berichten. "Auf der Grundlage dieser konkreten Daten sollen nun Ideen gesammelt werden, wie wir in Meißen den Ausstoß von Kohlendioxid und Treibhausgasen in den nächsten Jahren verringern können", sagt der Klimaschutzmanager. Natürlich ist ihm daran gelegen, möglichst viele Anregungen einzusammeln.

Ersparnis ist das Maß aller Dinge

Dabei ist die Ersparnis an Kohlendioxid das Maß aller Dinge – durch effizientere Anlagen zur Heizung oder Fernwärmeversorgung ebenso wie die Nutzung von Photovoltaikanlagen oder die Reduzierung der Anzahl von Kraftfahrzeugen, nennt der Klimaschutzmanager einige Beispiele. "Wenn es gelingt, die Straßen für das Radfahren attraktiv zu gestalten, ist der Verzicht auf den täglichen Gebrauch des Autos möglich", sagt er. Die klimaschädlichen Emissionen in den nächsten Jahren wirksam und deutlich zu reduzieren, ist auch eine langfristige Aufgabe, die in allen Bereichen mitgedacht werden muss.

Jede der erfassten Ideen und Anregungen soll bewertet werden. Je nach Einsparpotenzial und Aufwand bei der Umsetzung sollen die in das Klimaschutzkonzept aufgenommenen Maßnahmen priorisiert werden, erläutert er das weitere Prozedere. Mit Blick auf zur Jahreswende von der Bundesregierung freigegebene Fördermöglichkeiten für kommunale Maßnahmen zum Klimaschutz bestehe die Aussicht auf finanzielle Unterstützung.

Das kommunale Klimaschutzkonzept soll dazu beitragen, die sich aus dem Pariser Abkommen von 2015 festgelegten Ziele zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase zu erreichen. Für die Bundesrepublik Deutschland ist das mit der Verpflichtung verbunden, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Klimaneutralität bedeutet, ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre herzustellen. Da kommt es auf jeden an, sagt Jürgen von Consbruch. Überlegungen zum sinnvollen Reduzieren des Autoverkehrs spielen dabei ebenso eine Rolle wie das Reparieren statt Neuanschaffen zum Beispiel von Haushaltsgeräten oder das Bäumepflanzen und Schaffen von neuen Grünanlagen.

Als Klimaschutzmanager sieht Jürgen von Consbruch seine Aufgabe auch im Vernetzen: Damit sei auch der Hinweis auf die Energieberatung durch Verbraucherzentralen, Sächsische Energieagentur (SAENA) oder Kreditinstitute gemeint. Viel zu wenig sei bekannt, dass Erstberatungen für den Ratsuchenden kostenlos sind.

Die Veranstaltung am kommenden Dienstag soll vor allem ein Bürgerdialog sein. Anregungen und Ideen sind weiterhin gefragt. Und noch bis zum 8. März bleibt die Umfrage-Möglichkeit im Beteiligungsportal geöffnet. Alle bis dahin eingehenden Anregungen sollen im weiteren Prozess berücksichtigt werden.