Hirschstein. Wer derzeit durch die Ortsteile der Gemeinde und auch durch Zehren fährt, dem begegnet auf Schritt und Tritt eine alte Tradition. An zahlreichen Stellen sind die Osterbrunnen aufgestellt und prächtig österlich geschmückt. Diese Tradition hat sich weit über die Grenzen der Gemeinden herumgesprochen. Jedes Jahr kommen zahlreiche Busse mit Touristen, um diese Brunnen zu bewundern. Der erste Bus wird am 25. März eintreffen.
Eingeweiht wurden die Hirschsteiner Brunnen bereits am 13. März. Allein in dieser Gemeinde gibt es derzeit elf solcher Brunnen, beispielsweise am Schloss Hirschstein oder an der Windmühle in Pahrenz. Und es werden noch mehr. "In diesem Jahr haben wir erstmals einen Probebrunnen in Schänitz. Ab 2025 soll er dann ständig geschmückt werden", sagt der Hirschsteiner Bürgermeister Conrad Seifert (CDU).
Der Ostermarkt findet am Sonntag, dem 24. März, von 10 bis 17 Uhr am Schloss Hirschstein statt.
Auch eine andere Tradition wird in der Gemeinde fortgeführt. Am Sonntag, dem 24. März, findet am Schloss Hirschstein wieder der Ostermarkt statt. Dann können die Besucher über den Markt schlendern, auf dem Händler abwechslungsreiche Produkte anbieten. Moderator und DJ René Ritscher wird für gute Stimmung sorgen.
Doch es ist diesmal weit mehr als ein Markttag. Das Schloss Hirschstein ist an diesem Tag geöffnet, es werden Führungen angeboten. Um 11 Uhr wird die sanierte Schlosskapelle eröffnet und übergeben.
König samt Familie interniert
Ein weiterer Höhepunkt ist um 14 Uhr die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Schatten über Hirschstein“ im Schloss, welche der Heimat- und Förderverein Hirschstein mithilfe von Förderungen des Freistaates Sachsen aus dem Förderprogramm "Sehnsucht nach Freiheit" zur Erinnerung an die Inhaftierung der belgischen Königsfamilie im Zweiten Weltkrieg auf Schloss Hirschstein erarbeitet hat. Musikalisch umrahmt wird dies durch das Musikensemble Rondo Piccolo.
Aus historischen Unterlagen geht hervor, dass der belgische König am 6. Juni 1944 abends erfuhr, dass er deportiert werden sollte. Begleitet von 200 Wehrmachtsoldaten reiste Leopold III. am nächsten Morgen ab und kam zwei Tage später in Hirschstein an. Alle vier Kinder mussten mitreisen, auch die zehn und 13 Jahre alten Prinzen Baudouin und Albert, obwohl sie gerade unter Scharlach und an Mumps litten.
Matthias Lorenz, Heimatforscher in Hirschstein, hatte 2013 in der SZ gesagt, dass die "Gäste" in Begleitung eines SS-Mannes zuweilen bis nach Niederlommatzsch gewandert seien. Zeitzeugen hatten ihm berichtet, der König sei mit Diener und Adjutanten angereist, die Kinder hätten Hauslehrer mitgebracht. In der Küche hätten belgische Köche und Mägde gekocht. Täglich sollen frische Lebensmittel aus Riesa geholt worden sein. Ein Arzt aus Meißen habe den König betreut, als Friseur fungierte angeblich ein SS-Mann aus Konstanz.
Am 7. März 1945 musste die königliche Familie und ihr kleines Gefolge Hirschstein verlassen. Die SS brachte sie in zwei Konvois nach Österreich an den Wolfgangsee, wo sie zwei Monate später von amerikanischen Soldaten befreit wurden.
Hochrangige Gäste erwartet
Zur Ausstellungseröffnung sind hochrangige Gäste angekündigt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sein Kommen zugesagt, der Honorarkonsul für Belgien ebenfalls. Ebenfalls eingeladen wurde der belgische Botschafter, eine Rückmeldung steht aber noch aus. Die mobile Ausstellung wird später auch an anderen Orten zu sehen sein, so Bürgermeister Conrad Seifert.
Wie es sich für einen Ostermarkt gehört, wird der Osterhase vorbei hoppeln. Besser gesagt, die Osterhäsin. Auch Osterwasser wird es zu kaufen geben. "Dieses stammt aus der Winzergenossenschaft Meißen. Es wird nur auf dem Ostermarkt zu haben sein", verrät der Bürgermeister.