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Zu Ostern frischer Nieschützer Spargel?

Das Osterfest findet in diesem Jahr relativ zeitig statt. Ob es dann schon Spargel gibt, dazu stellt Nieschützer Spargelbauer René Heidig eine klare Prognose.

Von Jürgen Müller
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Rene Heidig und Mitarbeiter Willi Häbold begutachten die soeben gezogenen Spargeldämme in Nieschütz. Bis dort die ersten Spargelstangen gestochen werden können, dauert es aber noch einige Zeit.
Rene Heidig und Mitarbeiter Willi Häbold begutachten die soeben gezogenen Spargeldämme in Nieschütz. Bis dort die ersten Spargelstangen gestochen werden können, dauert es aber noch einige Zeit. © Claudia Hübschmann

Nieschütz. Alle Jahre wieder stellen sich Freunde des Spargels die gleiche Frage: Gibt es zu Ostern frischen Spargel? Die Antwort: Im Prinzip ja. Allerdings meist keinen deutschen, beispielsweise von den Spargelfeldern in Nieschütz, sondern peruanischen, griechischen, italienischen. Echte Kenner wissen aber: Am besten schmeckt der Spargel frisch. Optimal ist, wenn er morgens gestochen wird und mittags auf dem Teller liegt. Bei ausländischem Spargel ist das schon wegen der langen Transportwege unmöglich.

In diesem Jahr ist es schon kalendarisch nahezu ausgeschlossen, dass es zu Ostern deutschen Spargel gibt. "Normalerweise beginnt bei uns die Spargelsaison Mitte bis Ende April. In diesem Jahr fällt Ostern aber bereits auf Ende März", dämpft Spargelbauer René Heidig von der Nieschützer Spargel GmbH die Erwartungen. Dabei können die Nieschützer, die auf rund zehn Hektar Spargel - davon ein Hektar grüner Spargel - anbauen, schon relativ zeitig stechen. Der Grund: Die Dämme sind mit Folien abgedeckt. Diese speichern die Wärme und heizen die Böden auf.

In Nieschütz ist man gerade dabei, die Dämme mit Folien zu belegen. Etwa die Hälfte ist geschafft. Doch, das wird nicht reichen. "Zwar ist die Natur derzeit etwa zwei Wochen voraus. Aber nachts gibt es immer noch Bodenfrost, die Prognosen zeigen tagsüber Temperaturen von 10 bis 12 Grad Celsius. Das ist zu kühl, das mag der Spargel gar nicht. Die Spargelpflanzen brauchen für ein gutes Wachstum eine konstante Bodentemperatur von 12 bis 14 Grad Celsius", sagt René Heidig. Diese sei nicht gegeben. Seine Prognose ist deutlich und für Spargelfreunde ernüchternd: "Stand heute wird es zu Ostern keinen Nieschützer Spargel geben. Etwas anderes zu versprechen wäre unrealistisch und unredlich", sagt der 40-Jährige.

Neuen Spargel in Nieschütz angepflanzt

Spargelliebhaber müssen sich also noch gedulden. Die Nieschützer hoffen danach aber auf eine ebenso gute Ausbeute wie im vergangenen Jahr. Im Gegensatz zu manch anderen Spargelbauern haben die Nieschützer ihre Anbauflächen nicht verkleinert. Im Gegenteil, sie haben sogar neue Dämme aufgeschüttet und dort Pflanzen eingebracht. Es braucht aber etwa drei Jahre, bis dort die ersten Spargelstangen gestochen werden können. Vergrößert wird die Anbaufläche durch die neuen Dämme aber nicht. "Diese Dämme ersetzen alte, die nur noch sehr wenig Ertrag bringen", so Heidig.

Angebaut wurde mit Raffaelo eine neue Sorte, die es in den 1990er Jahren schon mal gab. Sie ist sehr stark im Geschmack und liefert große Stangen.

"Ich sehe keinen Rückgang an jüngerer Kundschaft"

Allgemein beklagen Spargelbauern, dass das Interesse an dem Edelgemüse zurückginge. Vor allem ältere Leute seien die Hauptkundschaft, Jüngeren sei der Aufwand für das Schälen zu groß. René Heidig kann das seiner Erfahrung nicht bestätigen. "Ich sehe keinen Rückgang an jüngerer Kundschaft, im Gegenteil. Allerdings hat sich das Kaufverhalten geändert, konzentriert sich jetzt vor allem auf die Wochenenden. Viele stehen sonntags um 8 Uhr an, kaufen dann den frischen und auch schon geschälten Spargel für die Mittagessen", sagt er.

Wenn es dann aber losgeht, sind die Nieschützer gut gerüstet. Erntehelfer wird es aus Rumänien, Polen und dem eigenen Land geben. "Wir sind auch mit Ukrainern und Georgiern im Gespräch. Ich denke, dass wir unsere 20 bis 25 Saisonkräfte, die wir benötigen, auch in diesem Jahr wieder zusammenbekommen", sagt er. Mitunter würden auch Helfer von der Arbeitsagentur vermittelt. "Die lassen sich aber in der Regel bei uns gar nicht erst blicken", so René Heidig.

Mindestlohn ist ein Problem

Was der Nieschützer Spargel kosten wird, darauf will er sich derzeit noch nicht festlegen. Klar scheint aber, billiger wird er nicht. Seinen Anteil daran hat der erneut gestiegene Mindestlohn. "Das ist auch der Grund, warum wir unseren Spargel nicht an den Großhandel liefern. Mit den Preisen der Griechen und Italiener können wir einfach nicht mithalten. In Griechenland beträgt der Mindestlohn 3,70 Euro die Stunde, also nur ein Drittel des deutschen. Alle reden immer von gleichen Standards in der EU, aber beim Mindestlohn kriegen sie das nicht hin. Das grenzt ja schon an Wettbewerbsverzerrung", sagt er verärgert.

Dennoch ist er optimistisch, dass der Nieschützer Spargel in diesem Jahr wieder seine Abnehmer finden wird. "Unsere Kunden schätzen Frische und hohe Qualität", sagt er. Verkauft wird der Spargel wie immer im Hofladen, dazu in Verkaufsständen in Meißen, Weinböhla und Nünchritz. Wegfallen wird der Verkaufsstand in Riesa am dortigen Riesapark. "Zum einen ist es schwer, Personal zu finden, zum anderen ist der Verkauf dort durch den langen Anfahrtsweg unwirtschaftlich", sagt der Nieschützer.

Der Großteil des Spargels geht ohnehin an Gaststätten entlang der Sächsischen Weinstraße von Diesbar-Seußlitz über Coswig und Radebeul bis Dresden. Allerdings werden sich auch dort aller Voraussicht nach die Spargelfreunde bis nach Ostern gedulden müssen.