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Moritzburger Ärztin bleibt in Haft

Weil sie falsche Corona-Atteste ausgestellt haben soll, laufen Ermittlungen gegen die Medizinerin aus Moritzburg. Da Fluchtgefahr bestehe, ist sie weiter in Haft.

Von Ines Mallek-Klein
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Die Moritzburger Medizinerin soll ihren Patienten falsche Atteste ausgestellt und dafür Geld kassiert haben.
Die Moritzburger Medizinerin soll ihren Patienten falsche Atteste ausgestellt und dafür Geld kassiert haben. © Marijan Murat/dpa (Archiv/Symbolfoto)

Moritzburg/Chemnitz. Der Termin der Anklageerhebung ist noch völlig offen. Die Dresdner Staatsanwaltschaft bestätigt, dass die Ermittlungen gegen die Moritzburger Ärztin noch immer laufen und Zeit bräuchten. Der 66-Jährigen wird vorgeworfen, in mindestens 162 Fällen falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben. Ihre Patienten wurden daraufhin vom Tragen einer Maske und auch der Impfpflicht befreit. Im Gegenzug soll die Moritzburgerin rund 12.500 Euro eingenommen haben. „Wir gehen von einer deutlich höheren Schadensumme und auch Fallzahl aus“, so Sprecher Jürgen Schmidt Ende Februar, kurz nach der Verhaftung der Frau, die der Reichsbürgerszene zugeordnet wird und die auch schon wegen illegalem Waffenbesitz vor Gericht stand.

Sie sitzt seitdem in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz ein. Aufgrund der weiterhin bestehenden Fluchtgefahr könne die Untersuchungshaft nicht ausgesetzt werden, teilt die Staatsanwaltschaft Dresden mit. Zu Fortschritten in den Ermittlungen hält sie sich bedeckt. Es gäbe außer Frau Bianca W. keine weiteren Tatverdächtigen. Die Untersuchungen werden aber noch Zeit brauchen, heißt es weiter.

Die Ermittlungen in dem Fall reichen bis in den März des vergangenen Jahres zurück. Ende September 2022 kam es dann zu Durchsuchungen in insgesamt 84 Objekten, darunter vier in Sachsen, neun in Brandenburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie 71 in Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt habe man dabei 317 unrichtige Atteste sichergestellt. Die falschen Atteste wurden nicht nur an Patienten aus der Region vergeben. Die beschuldigte Ärztin arbeitete offenbar auch mit Heilpraktikern und Bestattungsinstituten außerhalb von Sachsen zusammen, die ihre Räume zur Verfügung stellten.

Kann ihr das gewerbsmäßige Ausstellen falscher Gesundheitszeugnisse in besonders schwerem Fall nachgewiesen werden, drohen ihr zwischen drei Monate und fünf Jahre Haft – für jeden einzelnen Fall.

Die Ärztin hat aber auch zahlreiche Unterstützer. Vertreter des Meißner Bürgerdialogs forderten Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in einem auf den 5. März dieses Jahres datieren Brief auf, sich öffentlich stark zu machen, dass die Strafverfolgung eingestellt wird. Ende März fand vor dem Chemnitzer Frauengefängnis eine auch im Internet dokumentierte Kundgebung statt, in der mehrere Dutzend Teilnehmer die sofortige Freilassung der Ärztin forderten.