Shitstorm wegen Pferde-Post bei Facebook

Meißen. Die Reaktionen auf diese Sätze waren vorhersehbar: „Echt jetzt? Was glauben hier denn einige, wie die Pferde zur Leistung erzogen werden – bestimmt nicht durch Streicheln! Und ja, auch wenn die Pferde sehr hart erzogen werden, heißt das nicht, dass die Trainer, Besitzer und Reiter ihre Pferde nicht lieben.“
Das Zitat stammt von der Meißner CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge. Am Sonnabend kommentierte sie so einen Beitrag auf der Facebook-Seite des Nachrichtensenders NTV mit der Überschrift: „Fünfkampf-Bundestrainerin von Olympia ausgeschlossen.“

Was war passiert?: Tränenüberströmt saß die deutsche Olympia-Reiterin Annika Schleu Ende letzter Woche im Tokyo Stadium auf ihrem zugelosten Pferd Saint Boy, das mehrfach trotz Benutzung der Gerte verweigert hatte. Dennoch war es der 31-Jährigen, die nach ihrer Führung alle Chancen auf den Olympiasieg einbüßte und am Ende 31. wurde, nicht möglich, das Pferd zu wechseln. „Wenn man das sieht, mag man denken, dass das immer so läuft. Die Erfolge, die wir sonst feiern, sprechen dagegen“, sagte Schleu zu ihrem Einsatz der Gerte. „Wir Deutsche sind als gute und solide sowie einfühlsame Reiter bekannt.“
Für noch mehr Kritik sorgte indessen der Auftritt der Bundestrainerin Kim Raisner. „Hau mal richtig drauf! Hau drauf!“, rief sie.
Nach dem Reit-Drama im Modernen Fünfkampf mussten Trainerin Raisner und Athletin Schleu schwere Kritik einstecken. Die Bundestrainerin empfand die Vorwürfe als „zu hart“. Sie setzte sich nach ihrem Olympia-Aus durch den Weltverband gegen Vorwürfe der Tierquälerei zur Wehr. „Ich bin weit davon entfernt, Tiere zu quälen“, sagte sie und betonte: „Ich liebe Tiere, ich liebe Pferde, genauso wie Annika. Wir verdreschen unsere Pferde nicht.“
Der Kommentar der Meißner CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge bescherte ihr auf der NTV-Facebook-Seite bis Sonntagvormittag, kurz vor elf Uhr, 142 Emojis. 85 der Leser zeigten sich wütend. 42 Mal gab es den Daumen hoch. 14 Kommentatoren reagierten mit dem zweideutigen „Haha“. Zweimal gab es ein „Wow“. Einer der Leser zeigte sich „Traurig“.
Die ebenfalls bis Sonntagvormittag aufgelaufenen insgesamt 173 Antworten auf den Post der Christdemokratin fallen sehr unterschiedlich aus. So schreibt Dominik Schmitt aus Hessen: „Hunde werden auch erzogen, ganz ohne Schläge. Man muss es nur können und richtig machen!“ Andere Anmerkungen lesen sich deutlich heftiger und zugespitzter. Es ließe sich durchaus von einem Shitstorm sprechen.
Mut zur eigenen Meinung
Die Meißner Landtagsabgeordnete nimmt dies mit Gelassenheit. Sie hat schon einmal eine solche Erfahrung durch. Anfang 2017 sorgte ein Bild von ihr im Internet für Aufsehen, welches sie im Selfie-Modus mit Pelz zeigt. Dazu schrieb die damals 41-Jährige: „Waschbär erlegt und trägt sich klasse.“ Es folgte ein Shitstorm auf der Seite der Meißnerin. Hunderte Kommentatoren lieferten sich einen teils unter die Gürtellinie gehenden Schlagabtausch. Ähnlich verhält es sich auch diesmal.
Generell ist Daniela Kuge für das Äußern und Vertreten einer klaren und unverfälschten Meinung bekannt und steht auch dazu. So setzt sie sich seit Jahren – selbst gegen Vorbehalte in der Staatsregierung – für Kursänderungen in der Porzellanmanufaktur Meissen ein. Auch im Rahmen der Corona-Pandemie vertritt sie ihre eigene Meinung. Prinzipiell sei sie dafür, dass auch Kinder und Jugendliche gegen COVID-19 geimpft würden. Dies müsse aber wissenschaftlich fundiert sein. „Eine medizinische Risiken-Nutzen-Abwägung fällt nun mal bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen“, so Daniela Kuge.