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Brauhausstraße: Neuer Radweg in Meißen führt direkt vor die Motorhaube

Seit der Freigabe der Dresdner Straße Ende Februar wird der neue Radweg in Meißens Brauhausstraße genutzt. Erste Radler sind alles andere als begeistert.

Von Andre Schramm
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Radfahrer, die in die Brauhausstraße einbiegen, müssen aufpassen. Grund: Parkende Fahrzeuge.
Radfahrer, die in die Brauhausstraße einbiegen, müssen aufpassen. Grund: Parkende Fahrzeuge. © Claudia Hübschmann

Meißen. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wurde Ende Februar die Dresdner Straße für den Verkehr freigegeben, und damit auch der dazugehörige Radweg in die Brauhausstraße. Der Wunsch, die Brauhausstraße mit dem Rad in Gegenrichtung des Straßenverkehrs nutzen zu können ist schon älter, und kam ursprünglich von Mitarbeitern des Landratsamtes. Der Arbeitskreis Radverkehr hatte sich die letzten Monate immer wieder mit dem Thema befasst.

Zuletzt war in dem Gremium nicht ganz klar, ob man die neue Radstrecke so einfach mir nichts, dir nichts mit der Dresdner Straße eröffnen solle. Die Vorsitzende Dorothee Finzel hatte angeregt, vorher nochmals öffentlich zu erklären bzw. zu demonstrieren, wie der Radstreifen entgegen der Einbahnstraße gedacht ist. Fahrradfahrer nutzen ungeachtet dessen die neue Strecke schon.

Was sie seither erleben, beschreibt die Meißnerin Katrin Markert so: "Wenn ein Radfahrer von der Dresdner Straße kommend in die Brauhausstraße einbiegen will – weil sie ja nun dafür freigegeben ist – dann knallt er, wenn er Pech hat, auf die parkenden Autos in der Brauhausstraße".

Momentan ergibt sich folgende Situation: Der Radfahrer fährt beispielsweise die Dresdner Straße Richtung Stadt. Etwa 100 Meter vor der Einmündung Brauhausstraße informiert ein blaues Verkehrsschild über die erlaubten Abbiegemöglichkeiten. Autofahrer dürfen (logischerweise) nicht in die Brauhausstraße einbiegen. Der Zusatz "Fahrrad frei" ermöglicht das aber den Radfahrern. So weit, so unspektakulär. Ein Fahrrad-Piktogramm, ein Richtungspfeil und ein etwa fünf, sechs Meter langer weißer Streifen sind das erste, was der Radfahrer in der Brauhausstraße wahrnimmt. Läuft es schlecht, endet die weiße Linie in einem parkenden Fahrzeug.

Die Radspur in parkende Fahrzeuge war so im Arbeitskreis Radverkehr nicht gedacht gewesen. Sofern dieser SUV seine Parkuhr gestellt und nicht überzogen hat, begeht er keine Ordnungswidrigkeit.
Die Radspur in parkende Fahrzeuge war so im Arbeitskreis Radverkehr nicht gedacht gewesen. Sofern dieser SUV seine Parkuhr gestellt und nicht überzogen hat, begeht er keine Ordnungswidrigkeit. © Katrin Markert

"Manchmal habe ich das Gefühl, in Schilda zu wohnen"

Das Problem: Parken ist dort erlaubt. Es handelt sich um Zeitparkplätze (3 h). Die Parkflächen sind sporadisch markiert. Der Autofahrer weiß jedoch nicht, wie weit er in Richtung Kreuzung parken darf. Hält er sich an die StVO, dann parkt er mindestens fünf Meter von den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten entfernt. Das entspricht in etwa dem markierten Bereich. Die Karenz ist wirklich etwas knapp, der weitere Verlauf für Radfahrer unklar. "So gedacht war es nicht", erzählt Dorothee Finzel mit Blick auf ein Parkverbot an der Stelle, das Bestandteil der Planungen war. Die Tatsache, dass die Brauhausstraße nun kommentarlos für Radler und dazu noch so halbfertig geöffnet wurde, findet sie alles andere als gut.

"Hier ist nicht nur für Radfahrer, sondern auch für motorisierte Verkehrsteilnehmer eine völlig neue Situation entstanden, die man mit einer entsprechenden öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung hätte erklären können. Das hatte der Arbeitskreis auch so angeregt", so Finzel. Doch die Bauleute an der Dresdner Straße waren schneller. "Die vorzeitige Verkehrsfreigabe kam doch etwas überraschend", so Finzel. Der Arbeitskreis hatte sich daraufhin an die Stadtverwaltung mit der Bitte gewandt, die Freigabe für Radfahrer vorübergehend rückgängig zu machen – ohne Erfolg. "Jetzt haben wir eine Situation die nicht zufriedenstellend und teilweise auch gefährlich ist", sagt sie.

Im weiteren Verlauf der Brauhausstraße bleiben die Rad-Piktogramme ein treuer Begleiter. Auf der Höhe des Landratsamtes trennt sogar noch eine ausgewaschene Linie die Parkflächen ab. Auch das Ende des Gegenrichtungsradweges zeigt sich anders als geplant. Kurz nach der Parkplatz-Einfahrt des Netto empfiehlt ein weiteres Piktogramm auf dem Asphalt, auf der Brauhausstraße zu bleiben. Etwa auf gleicher Höhe steht ein "Durchfahrt verboten"-Schild (ohne Ausnahmen). Im Arbeitskreis Radverkehr war stets die Rede davon gewesen, dass die Radler über den Parkplatz vom Netto geführt werden sollen. Die Protokolle dazu reichen mindestens anderthalb Jahre zurück. "Manchmal habe ich das Gefühl, in Schilda zu wohnen", so der trockene Kommentar von Radlerin Markert. (SZ/asc)