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Meißen bekommt eine Skaterhalle

Die alte Gewichtheberhalle in Meißen soll zum Indoor-Skatepark umgebaut werden. Die Nachricht kam überraschend, selbst für die künftigen Nutzer.

Von Andre Schramm
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Blick auf die alte Gewichtheberhalle in Meißen. Ein Indoor-Skatepark soll hier entstehen.
Blick auf die alte Gewichtheberhalle in Meißen. Ein Indoor-Skatepark soll hier entstehen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Meißens Skater-Community ist aus dem Häuschen. Einer von ihnen ist Joram Jüschke. Der 18-Jährige versprüht einen Enthusiasmus, der dermaßen ansteckend ist, dass man selbst als Außenstehender am liebsten gleich die Ärmel hochkrempeln und loslegen würde – wenn man Handwerker-Skills hätte. Denn: Der Teil mit der Arbeit kommt noch. Es wird ein großes Stück Arbeit. Doch der Reihe nach.

Die Skater-Community: Über wen reden wir eigentlich?

Am vergangenen Freitag hatte der JuClu16 den Vertrag über die temporäre Nutzung der alten Gewichtheberhalle unterzeichnet. Die Halle war schon mehrmals im Gespräch gewesen, geriet später aber aus dem Fokus. Der schlechte bauliche Zustand wurde immer wieder angeführt. Stadtrat Martin Bahrmann fand die Vorgehensweise der Stadt nicht sonderlich nett. Motto: Erst heiß machen und dann im Regen stehen lassen.

Regen war und ist tatsächlich ein Problem für die Meißner Skater. Dann gehen sie entweder nach Hause oder in ein Parkhaus. Letzteres stört wiederum Anwohner. "Davon abgesehen, ist Nässe auch nicht sonderlich gut fürs Board", lacht Joram. "Wenn's Wetter nicht mitspielt, fahren unsere Leute auch nach Dresden oder Großenhain, um im Trockenen ihre Runden zu drehen", sagt Joram mit Blick auf die unbeständigen Wintermonate.

Er selbst hat viel ausprobiert, darunter u.a. Fußball und Schach. Beim Skateboarden ist er hängengeblieben. Da war er 14 Jahre. "Vereinssport ist zu sehr reglementiert. Skaten gehst du einfach, wenn du Bock darauf hast", meint der junge Mann. Die Meißner Skater-Community hat nach seinen Worten in der Corona-Zeit einen erheblichen Zulauf erlebt. "An Gutwetter-Freitagen sind bis zu 50 junge Leute am Akti", erklärt er. Nicht alle hätten ein Board dabei. Häufig sei es so, dass jeder noch einen Kumpel mitbringt, manchmal auch den Bruder bzw. die Schwester, die einfach abhängen oder quatschen wollen. Dass ohne den Skaterplatz viele auf direktem Weg nach Hause gehen würden, um höchstwahrscheinlich zu zocken, sagt er auch.

Die Skateboards zeugen von hoher Frequenz am Akti. Das Foto stammt aus dem vergangenen Sommer.
Die Skateboards zeugen von hoher Frequenz am Akti. Das Foto stammt aus dem vergangenen Sommer. © privat

Fun-Fact an dieser Stelle: Es gibt eine Firma, die Presseleute anschreibt, um auf einen Fehler im Zusammenhang mit dem Wort "Skaterpark" hinzuweisen. Auch die SZ Meißen erhielt schon solche Post. Kein Witz. Dem Planungsbüro zufolge gibt es das Wort "Skaterpark" nicht. Es müsse vielmehr "Skatepark" heißen. Man sage/schreibe schließlich auch nicht "Fußballerplatz", so die Begründung. Beigelegt sind dem Schreiben zahlreiche Aufkleber mit dem Hashtag "esheisstskatepark". Eine gleichnamige de-Domain gibt es auch.

"Wir haben die Halle"

Es ist also viel los auf dem Skateplatz am Akti. Dirt-Jumper, BMX- und Scooterfahrer nutzten das Areal schließlich auch noch. Größtenteils bleibe es stressfrei, meint Joram. Dass "die Cops" manchmal vorbeifahren, komme allerdings nicht so gut an, weiß er.

Vor wenigen Tagen machte nun eine Nachricht die Runde: "Wir haben die Halle." Jeder wusste sofort Bescheid, welche Örtlichkeit damit gemeint ist: die alte Gewichtheb(er)halle. "Dass es dann so fix geht, hat uns alle umgehauen", erzählt Joram. Er treibt das Projekt voran, ist dafür extra in den JuClu16 eingetreten. "Es ist ein Projekt für alle", sagt er. Dass die Halle baulich ganz schön runter ist, sei nicht schlimm.

"Das bietet viele Chancen auf Entwicklung. Würden wir einen modernen Skatepark vorgesetzt bekommen, dann hätten wir gar keine Verbindung dazu", findet er. Fließend Wasser gibt es nicht. Die Anlagen für Strom seien aus Sicherheitsgründen nicht mehr nutzbar. Hinzu kommen undichte Stellen am Dach und der Fassade. Der ehemalige Saunabereich ist vergammelt und muss versiegelt werden. Diese Liste ist sicher nicht vollständig.

Gedanklich ist die Indoor-Halle schon fertig, jedenfalls grob. "Es soll drei Bereiche geben – vom Anfänger bis zum Profi", sagt Joram. Der Betonboden, so der Plan, soll mit Holzplatten ausgelegt werden. Diese will man dann beschichten. Platz für Sitzmöglichkeiten ist ebenfalls vorgesehen. "Die Planung übernimmt ein Büro. Es geht dabei um die Aufteilung der Fläche", meint Joram. Was das Interieur anbelangt, so sei schon einiges vorhanden. "Einige Jungs haben selbst gebaute Rampen, die ungenutzt herumstehen. Eine alte Anlage vom Akti ist auch noch übrig", erklärt der gebürtige Großdobritzer. Für ihn aber das Wichtigste: "Wir alle haben richtig Bock auf das Projekt und schon total viele Ideen."

30.000 Euro Budget

Als Vorbild könnte der Skatepark in Großenhain dienen. "Dort hat man wahnsinnig viel in Eigenleistung auf die Beine gestellt und auch eine positive Verbindung dazu. Noch heute sind ehemalige Skater am Start, um das Licht an- und auszumachen", weiß Joram. Er hat in Erfahrung gebracht, dass mehr als 300.000 Euro in die Großenhainer Anlage gesteckt wurden. Witzigerweise stammt der Entwurf dafür vom korrekten Planungsbüro #essheisstskatepark.

Joram weiß, dass der Vertrauensvorschuss seitens der Stadt in dieser Sache riesig ist. "Ohne die Streetworker Basti und Michael vom JuClu16 wären wir jetzt niemals so weit", sagt er und bittet darum, ein fettes Dankeschön in Richtung Stadt zu schicken. Statt 300.000 haben die Meißner 30.000 Euro zur Verfügung. Die Fördermittel stammen aus dem sogenannten Zukunftspaket des Bundes. Die Stadt Meißen hatte sich dafür beworben und erhält dieses Jahr bis zu 150.000 Euro. Bis zu 130.000 Euro davon fließen in Projekte von und für Kinder und Jugendliche. Viele davon seien schon umgesetzt, hieß es aus dem Rathaus.

Eines der Projekte, das der Zukunftsausschuss positiv beschieden hat, ist das Bauen von Interieur für einen Indoor-Skatepark. Als Antragsteller für die Jugendlichen fungierte in dem Fall die Stiftung Soziale Projekte. "Da die Fördermittel zeitlich gebunden sind, wollten wir das Projekt gerne unterstützen und haben geprüft, ob wir den Jugendlichen Teile der Gewichtheberhalle für die Umsetzung überlassen können", sagt Stadtsprecherin Katharina Reso. Dass das Projekt nun zeitweise dort unterkommen kann, sei für die Entscheidung über mögliche künftige Jugendorte, wie auch für die Entscheidung über den Verbleib der Gewichtheberhalle, nicht bindend, heißt es weiter.

Neben dem handwerklichen Part wird es die kommenden Monate darum gehen, Unterstützer für das Projekt zu finden. Meißens Skater lassen offenbar nichts anbrennen. Erster Arbeitseinsatz ist schon am Freitag vor Weihnachten. Mal sehen, wie viele kommen.