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100.000-mal Rat und Hilfe in Meißen

Die Verbraucherzentrale im Raum Meißen blickt auf ein 30-jähriges Wirken zurück. Von der Gerbergasse aus ist auch ein Bus unterwegs.

Von Harald Daßler
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Die Meißner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale verfügt jetzt auch über eine mobile Möglichkeit, um Verbrauchern in der Region zu ihrem Recht zu verhelfen.
Die Meißner Beratungsstelle der Verbraucherzentrale verfügt jetzt auch über eine mobile Möglichkeit, um Verbrauchern in der Region zu ihrem Recht zu verhelfen. © Jens Wittig

Meißen. "Mein Handy ist in die Waschmaschine gekommen. Ich musste mir ein neues besorgen. Ruf mich doch bitte mal an, damit ich deine Nummer einspeichern kann." Mit solchen Aufforderungen präsentiert sich aktuell der Enkeltrick, über den Menschen veranlasst werden sollen, mit ihrem Geld einem vermeintlichen Angehörigen der Verwandten aus einer misslichen Situation zu verhelfen.

Inzwischen wird auch künstliche Intelligenz eingesetzt, um immer wieder neue Überraschungsmomente zu erzeugen – damit es gelingt, Menschen zu betrügen, ihre Daten auszuspähen und so an ihr Geld zu gelangen. Vom Enkeltrick 2.0 spricht Sylvia Neubert – auch mit dem Blick auf Themen, womit sie und ihre Mitarbeiter sich zurzeit auch befassen.

Dubiose Maschen und Offerten zu erkennen und nicht darauf hereinzufallen, ist ein Anliegen der Beratungstätigkeit der Verbraucherzentralen. Sylvia Neubert leitet die Meißner Beratungsstelle des Vereins Verbraucherzentrale Sachsen e.V. Hierher, an die Gerbergasse 5, hatte der Verein am Donnerstag eingeladen, um sein 30-jähriges Wirken zu würdigen.

Mehr als 100.000 Menschen aus der Region konnte bislang geholfen werden, wie Vereinsvorstand Andreas Eichhorst erklärte. Die bei einer Kaffeefahrt erworbene Bettdecke, die nichts taugt, unseriöse Abos, die sich aus der Interessensbekundung bei einer Partnervermittlung ergeben, gehören zu dem, womit sich die Beraterinnen in den Räumen an der Gerbergasse am meisten konfrontiert sehen.

Einfallstore über den Computer

Mit dem Einzug der Computertechnik in das Privatleben öffneten sich in den vergangenen drei Jahrzehnten auch Einfallstore, um persönliche Daten abzugreifen und diese für unseriöse Offerten zu nutzen, die von aufdringlicher Werbung bis hin zu Zahlungsaufforderungen von Abmahn-Kanzleien oder Inkassobüro reichen. Onlinekäufe, untergeschobene Verträge oder klare Fälle von Betrug im Internet sind Themen, mit denen Verbraucher sich an Sylvia Neubert und ihre Mitarbeiterinnen wenden. In den meisten Fällen geht es darum, Geld zurückzufordern oder Zahlungsaufforderungen zurückzuweisen.

Anett Wagner ist im Beratungsbus unterwegs. Vor Ort bietet die Volljuristin Rat und Hilfe an.
Anett Wagner ist im Beratungsbus unterwegs. Vor Ort bietet die Volljuristin Rat und Hilfe an. © Jens Wittig

Die Verbraucherzentrale bietet aber nicht nur Beratung und Interessenvertretung. Mit fachlichem und rechtlichem Durchblick wollen die Mitarbeiterinnen auch aufklären und warnen, damit Verbraucherinnen und Verbraucher gar nicht erst auf unseriöse Angebote hereinfallen – etwa, wenn sie am Telefon erfahren, dass sie im Internet einen Haken falsch gesetzt hätten, was nun zur Folge habe, an einer Lotterie teilzunehmen und für weitere Monate dafür zu bezahlen.

Die Energiekrise ist eine weitere Herausforderung, mit der sich die Mitarbeiterinnen konfrontiert sehen. Viele derjenigen, die sich an die Verbraucherzentrale wenden, suchen Rat, um Rechnungen und hohe Nachzahlungsforderungen zu entschlüsseln. In vielen Fällen können sie helfen und Korrekturen veranlassen. In einem Fall konnte eine Nachforderung von 800 Euro, die der fachlichen Überprüfung nicht standhielt, in ein Guthaben von 60 Euro "verwandelt" werden. Die Energieberaterin der Verbraucherzentrale in Meißen weist darauf hin, dass hier auch Beratungen zum Gebäude-Energie-Gesetz möglich sind.

Beratung auf dem Wochenmarkt

Eine Stärke der Beratungsstelle besteht in ihrem Zusammenwirken mit weiteren Beratungsangeboten wie dem Mieterbund, dem Sozialverband VdK, der Schuldnerberatung der Diakonie oder dem Weißen Ring.

Um dem Motto "Mit Rat und Tat an Ihrer Seite" noch besser entsprechen zu können, ist die Verbraucherzentrale nun auch mit einem Bus in der Region unterwegs. Nach einem festen Plan steuert Anett Wagner von Meißen aus Gemeinden im Landkreis sowie 15 Standorte in Nord- und Mittelsachsen an. Im roten Beratungsbus mit dem Kennzeichen MEI VZ 40, der meist auf Wochenmärkten halt macht, können sich Rat- und Hilfesuchende an die Volljuristin wenden. Die Büroausstattung im Bus ermöglicht auch Recherchen über das Internet, um in Einzelfragen schnell und kompetent Auskunft erteilen zu können.

"Die Verbraucherzentrale bietet ein umfassendes Fachwissen, seriöse Experten-Informationen und ein breites Themenspektrum", erklärte Meißens Bürgermeister Markus Renner in einem Grußwort. Die rege in Anspruch genommene Beratung sei auch wichtig für das Funktionieren unseres Rechtssystems und stärke das Vertrauen in die Institutionen, so der Bürgermeister.

Die Beratungsstelle in der Meißner Gerbergasse ist so zu erreichen: Tel. 03521 4766770. Weitere Infos hier.