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Verschwundene Orte: Die Zuckersiederei Meißen

Abgewickelt, vergessen, verfallen - abgerissen.

Von Christiane Weikert
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© Bild. Stadtarchiv Meißen

Wie alles begann

Der Gebäudekomplex wurde 1850 von der Firma Böckler & Co. gebaut und war die erste Firma im Landwirtschaftlichen Ortsteil Meissen-Cölln. In dieser Fabrik wurde künstlicher Fischbein hergestellt, welches zu Korsett und Schirmherstellung verwendet wurde. Original Fischbein wurde aus den Barten von Walen gewonnen und war sehr flexibel. Die große Nachfrage im 19. Jahrhundert führte dazu, dass der Bestand der Säugetiere bald bis zur Ausrottung zurückging und man sich nach einer alternative umschaute.

Der Betrieb spezialisierte sich auf künstliches Fischbein, was aus Horn gefertigt wurde. Allerdings produzierte sie nicht sehr lange und 8 Jahre später schloss die Fabrik.

Von der ehemaligen „Wallosinfabrik“ waren noch die beiden (siehe Abbildung 1858) dargestellten Gebäude, deren Giebelseiten zur Dresdner Straße verwiesen, erhalten.

Die Zuckersiederei entsteht

1870 übernahm das Gelände die Gebrüder Langelütje aus Hamburg. Das 1762 gegründete Unternehmen beschäftigte sich mit der Verarbeitung von Rohrzucker. Bereits ab 1834 befand sich eine Filiale der Firma in Meißen, im ehemaligen Gewandhaus (heutiges Theater), allerdings machte die Stadt den Betreibern das Leben schwer. Es gab keine Erweiterungsmöglichkeiten, es wurde ein immer höherer Mietzins gefordert und die Anwohner beschwerten sich zunehmend wegen der Geruchsbelästigung in der Stadt.

1842 brannte der Hauptsitz in Hamburg komplett ab und man verlegte des Firmensitz von Hamburg nach Meißen, bezog das Gelände auf der Dresdner Straße und baute es zur Zuckerraffinerie aus. Die Firma war bekannt für die Herstellung von Kandiszucker.

Die Gebrüder Langelütje exportierten ihren Zucker und somit auch Meißen in alle Welt. Skandinavien, England, Frankreich bis nach Sibirien. Im ersten Weltkrieg war die Herstellung von Kunsthonig für die Volkernährung wichtig, der auch in den Jahren bis zur Schließung des Werkes fortgesetzt wurde.

1946 - Die Enteignung und der VEB entsteht

1946 wurde die Firma enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt, den VEB Zuckerraffinerie Meißen. 1952 wurde es dann umbenannt in „VEB der Süßwarenindustrie Elbdom Meißen“, später dann in „VEB Elbdom Meißen“. Ab 1980 gehörte der Betrieb dann zum „VEB Kombinat Süßwaren Delitzsch“. Bei den Ortsansässigen hatte der Elbdom den Namen „Zuckersiede“. Bis 1989 beschäftigte der VEB 120 Beschäftigte, die täglich 60 t Zucker zu Flüssigzucker verarbeiteten, auch für den Export in die damalige BRD.

Der bittere Schluß

© http://www.pop.ac/elbdom001

Kurz nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, wurde die Produktion eingestellt und der Betrieb geschlossen. Ende war´s mit Zucker.

Über 20 Jahre stand das Gebäude leer und blieb sich selbst überlassen. Es verfiel und verfiel und verfiel und war ein weiterer Schandfleck im Stadtteil Cölln der zum großen Ärgernis wurde.

2001 ersteigerten Investoren das Gelände und planten eine große Einkaufspassage mit Wohnhäusers. Und wieder Stillstand.

© https://mapio.net/pic/p-49464695

Erst 2011, als 10 Jahre späterr, wurde das völlig marode Gebäude schließlich abgerissen und für neue Gewerbe und Wohneinheiten erschlossen.

Und das wars. Die Zuckersiede war Geschichte und ein weiterer „Verschwundener Ort“ in Meißen.

Textquellen + Bilder: Stadtlexikon von Günter Naumann, Stadt Meißen, Wikipedia, „Unser Meißen“ von Gerhard Steinecke