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Warum die Baukosten an der B6 zwischen Meißen und Dresden explodieren

Die Bundesstraße 6 zwischen Dresden und Meißen soll neu trassiert werden. Seit Oktober 2015 laufen Vorarbeiten und die Kosten haben sich mehr als verdoppelt.

Von Ines Mallek-Klein
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Im Zuge der Arbeiten an der Bundesstraße 6 ist eine neue Brücke entstanden, die die Gleise der Bahn überspannt.
Im Zuge der Arbeiten an der Bundesstraße 6 ist eine neue Brücke entstanden, die die Gleise der Bahn überspannt. © freier Fotograf

Coswig/Dresden. An der Bundesstraße 6 ist es laut. Das liegt an den über 23.000 Fahrzeugen, die diese Hauptverkehrsroute schon heute täglich nutzen. Das liegt aber auch an den Bauarbeiten der zurückliegenden Jahre, unter anderem dem Neubau einer Brücke. Seit Oktober 2015 wird hier in den Dresdner Stadtteilen Niederwartha und Cossebaude gebaggert, gegraben und aufgeschüttet. Dabei lagen die ersten Planungen schon damals zehn Jahre zurück.

Die B6, die das Oberzentrum Dresden mit dem Mittelzentrum Meißen verbindet, gilt als eine Straße mit überregionaler und regionaler Verbindungsfunktion. Und genau das ist das Problem. Die Bauarbeiten wären unter Vollsperrung viel schneller zur realisieren gewesen. Doch eben der erteilte die zuständige Verkehrsbehörde schon im Vorfeld eine Absage.

Das stellte die Verkehrsplaner des Landesamtes für Straßenbau gleich vor mehrere Herausforderungen. Die Planung musste kleinteilig erfolgen, genauso wie die Umsetzung. Abschnitt für Abschnitt wurde gebaut, auch um zu verhindern, dass die Autofahrer von einem Stau an der Baustellenampel in den nächsten fahren. Insgesamt 16 Baulose hatte das Landesamt an Fachfirmen zu vergeben. 80 Prozent dieser Aufträge seien bislang umgesetzt.

Diese Visualisierung zeigt, wie die Deges den Ausbau der B6 bei Cossebaude umsetzen will. Das Video ist inzwischen 6 Jahre alt.

Kontaminiertes Erdreich durch Hochwasser

Doch nun beschäftigt der Straßenbau den Haushaltsausschuss des Bundestages. Der Ausbau der Bundesstraße B6 westlichen von Cossebaude in Richtung Meißen hat es in die Tabelle mit all den Baumaßnahmen des Bundes geschafft, die deutlich teurer geworden sind als geplant. Bundesweit sind das 14 Maßnahmen. Eine davon stammt aus Sachsen und das ist eben jene B6, in die bis Ende 2023 schon rund 17,4 Millionen Euro investiert worden sind. Als das Projekt 2005 geplant war, war von 8,8 Millionen Euro die Rede.

"Regelmäßig explodieren bei Bundesstraßen die Kosten. Es braucht endlich plausiblere Kostenschätzungen, bevor ein Straßenbauprojekt beschlossen wird. Möglichst viele Straßenprojekte grob und mit falsch-niedrigen Kostenschätzungen zu beschließen, sorgt regelmäßig für ausufernde Kosten", moniert die sächsische Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta, die für Bündnis 90/Die Grünen im Haushaltsausschuss des Bundestags sitzt. Die ständige Nachfinanzierung führe zu großen Verzögerungen bei anderen Projekten, die dann zugunsten bereits angefangener Bauvorhaben verschoben werden müssten.

Bleibt die Ursachensuche für die Baukostenexplosion an der B6. Das Landesamt für Straßenbau begründet diese mit neuen Erkenntnissen nach der Überarbeitung der Planung und mit geologischen Schwierigkeiten. Auf die Nachfrage, was genau für Überraschungen man denn im Boden gefunden habe, verweist das Amt auf die Hochwasser 2002 und 2013. Dabei sei der Baugrund mit Schadstoffen verunreinigt wurden. Kontaminiertes Erdreich, das nun teuer entsorgt werden müsse. Und auch der lange Bauzeitraum spiele eine Rolle. Die Baupreissteigerung hätten allein seit Baubeginn 2015 zu Mehrausgaben von 5,5 Millionen Euro geführt, so das Landesamt für Straßenbau.

Bürgerproteste und Stadtratwünsche

Doch das sei kein Problem. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr habe bereits im vorigen Jahr die Kostenfortschreibung genehmigt, somit belaufen sich die zur Verfügung stehenden Gelder auf nunmehr 22,8 Millionen Euro, wobei ein Teil auch von der Landeshauptstadt Dresden und der Deutschen Bahn AG beigesteuert wird.

In diesem Jahr sollen weitere 1,4 Millionen Euro verbaut werden. Es werden zwei Stützwände entstehen. Der Radweg und die Straße sollen von der Brücke bis zu den Leitungen des Pumpspeicherwerkes in Niederwartha gebaut werden. Außerdem sind neue Straßenlampen zu installieren. In den folgenden Jahren soll dann die Brücke über die Triebrohleitung des Pumpspeicherwerkes erneuert werden. In diesem Zuge erfolgt die Anbindung der Bundesstraße 6 rechtselbisch an die Staatsstraße 84.

Mit dem Lückenschluss rechnet das Straßenbauamt erst 2028. Und 2029 könnte dann der Bau der Neutrassierung der B6 in Cossebaude beginnen, die westlich der jetzigen Trasse verlaufen soll. Allerdings: Es gibt Proteste von Bürgern und auch Wünsche des Dresdner Stadtrates zum Streckenverlauf.

Status: "In Planung"

Die Deges, die das Projekt im Auftrag des Bundes umsetzt, rechnet damit, dass Ende 2024 das Planfeststellungsverfahren beginnen kann. Erwartbar seien dann noch Klagen und Einsprüche, sodass frühestens 2029 mit einem Baubeginn zu rechnen sei. Verkehrszählungen gehen davon aus, dass 2030 täglich 24.000 Fahrzeuge über die B6 rollen werden, die sich jeweils zur Hälfte auf die alte und neue Trasse aufteilen könnten.

Was dann noch fehlt, ist der Weiterbau der Elbtalstraße von Niederwartha in Richtung Meißen über Kötitz, Coswig und Neusörnewitz. Die Straße soll elbnah entstehen und die Verkehrssituation in der Region entlasten. 6,2 Kilometer neue Straßen sollen gebaut werden. Die Baukosten sind noch offen, genauso wie der Bauzeitraum. "In Planung", steht zu diesem Projekt auf der Website der Deges, die die Vorhaben unter den Nummern 325.1 und 325.2 führt.