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Meißen hängt bei neuen Solaranlagen auf den Dächern zurück

Radebeul hat den größten Zuwachs an Photovoltaik im Kreis Meißen. Die Modul-Preise fallen, doch für Solarkäufer bleibt es teuer. Dafür gibt es zwei Schuldige.

Von Ulf Mallek
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So ein Satteldach im Radebeuler Waldstraßen-Viertel  ist gut geeignet für Solarmodule: Photovoltaik boomt in Radebeul. Doch es gibt neuerdings einige Hindernisse.
So ein Satteldach im Radebeuler Waldstraßen-Viertel ist gut geeignet für Solarmodule: Photovoltaik boomt in Radebeul. Doch es gibt neuerdings einige Hindernisse. © Arvid Müller

Überall drehen sich große Windräder, spiegeln sich Sonnenstrahlen in den schwarzen Solarmodulen auf den Dächern und surren Wärmepumpen vor der Haustür. Die Energiewende ist tatsächlich schon in der Wirklichkeit des Landkreises Meißen angekommen. Immer mehr Hausbesitzer oder auch Mieter wollen sich eine Solaranlage aufs Dach oder - zwei Nummern kleiner - an den Balkon montieren.

Zwar ist die Balkon-Förderung in Sachsen in Höhe von 300 Euro pro Anlage nach 11.500 bewilligten Anträgen jetzt ausgelaufen, doch die Preise für Balkonkraftwerke haben sich innerhalb weniger Monate halbiert. Somit lohnt sich die Investition immer noch. Auch ohne Förderung. Zwei 400-Watt-Solarmodule mit einem kleinen Wechselrichter kosten jetzt rund 400 Euro oder noch weniger. Ein Elektriker ist für den Anschluss nicht nötig.

Anders sieht es bei den größeren Anlagen fürs Dach aus. Auf den ersten Blick scheint der Run auf diese Investition ungebrochen. Im Vorjahr sind in Radebeul 613 neue Anlagen installiert worden, in Großenhain 586, in Riesa 571 und in Meißen 360. In Coswig waren es etwas mehr: 392. Das sind mittlere zweistellige Wachstumsraten. Meißen hängt dabei etwas zurück. Doch dieser schöne grüne Trend könnte ins Stocken geraten.

Sonnige Zukunft?

Anbieter wie Eigensonne sind schon pleite, andere wie Klarsolar mussten von großen Stromkonzernen (im Fall Klarsolar war es Eon) aufgekauft werden. "Der Druck im Markt ist enorm", so Rosengart.

Er betreibt die Website Selfmade Energy. Ein 2019 gegründetes Berliner Start-up namens Tiro Check Energy. Das Portal rechnet aus, wie viele Module für ein Haus nötig und möglich sind. Selfmade Energy nutzt Daten aus sogenannten Solarkatastern, die jedes Bundesland führt, und erkennt so die Größe und Neigung des Daches sowie mögliche Verschattungen durch Bäume oder andere Häuser. Der heute 38-jährige Rosengart arbeitete zuvor bei dem Stromzähleranbieter Discovergy.

Mittlerweile sind laut Handelsblatt einige namhafte Investoren mit einer insgesamt siebenstelligen Geldsumme in Rosengarts Unternehmen eingestiegen, darunter der Gründer des Vergleichsportals Verivox, Nikolaus Starzacher, sowie der Gründer des Batteriespeicherunternehmens Sonnen, Christoph Ostermann. Rosengart will mit seinem gut strukturierten Portal auch Handwerker entlasten. Deshalb seien es auch die Solarfirmen – und nicht die Haushalte –, die Selfmade Energy bezahlen. Wie hoch genau die Prämien sind, die er von den Anbietern erhält, verrät Rosengart nicht.

Inzwischen habe das Unternehmen 20 Mitarbeiter, davon sechs Programmierer. Zwar mache die Firma noch keine Gewinne, aber er sieht eine gute Zukunft für seine Dienstleistungen.

Der Meißner Solarpionier Christian Micksch betrachtet das Rosengartsche Geschäftsmodell aber auch kritisch: "Bei Selfmade Energy werden nach Eingabe weniger Daten sofort Angebote ausgeworfen, die sind mit den Firmen offensichtlich vorher abgestimmt." Die Preise seien dort vergleichsweise immer noch recht hoch.

Einen neuen, stark wachsenden Markt erkennt Rosengart bei Wärmepumpen. "Das lohnt sich wegen der hohen Förderungen", sagt er. Während bei Solar die Förderung zumeist ausgelaufen ist, wird die Wärmepumpe mindestens mit 30 Prozent der Anschaffungskosten bezuschusst. Die maximale Förderung liegt bei 70 Prozent der Kosten für den Heizungstausch.