Moritzburg. Allüren kennt dieser Filmstar nicht. Im Gegenteil: Um den Rummel bei Filmdrehs aushalten zu können, braucht es ein starkes Gemüt und viel Geduld. Catano bringt diese Eigenschaften mit und hat damit die perfekten Voraussetzungen zum Filmpferd. Ganz entspannt steckt er seine Schnauze in den Heuballen vor seiner Box. Die steht im Stallgebäude des Moritzburger Fahr- und Reitvereins. Catanos Besitzer, Bernhard Schirmer, ist selbst Mitglied im Verein und außerdem kein Unbekannter in der Filmszene. Er verdient seit vielen Jahren sein Geld als Stuntman.

Seinen Catano begleitet er zu Drehs nach ganz Deutschland. Das Westernpferd ist gut gebucht, denn es gibt nicht viele Pferde, die so vielseitig sind wie der Moritzburger. Schirmer, der in Moritzburg Facharbeiter für Pferdezucht und Leistungsprüfung gelernt hat, kam durch einen Freund in Potsdam zu dem Pferd. Dieser hatte ein Futtermittelgeschäft und wurde von Zirkusleuten angesprochen, die mit Catano nicht zurechtkamen.

Schirmer nahm sich seiner an, wollte ihn erst für einen befreundeten Stuntreiter kaufen. Doch dann fand er selbst Gefallen an dem American Quarter Horse. "Catano ist ein schlauer Bursche", sagt Schirmer, der schon immer Stuntman werden wollte. Anfangs hat er viel mit dem Tier trainiert. Nun legt Catano sich wie selbstverständlich auf Kommando hin oder steigt auf die Hinterbeine. "Er geht auch vorm Wagen", sagt Schirmer. Zudem war er früher auch als Dressur- und Springpferd aktiv.

Schauspieler lernen auf Moritzburger Filmpferd Reiten

Heute zählt das Westernpferd stolze 23 Jahre. Doch in Rente entlässt ihn Schirmer nicht. Wo der nächste Filmdreh sein wird, weiß er noch nicht. "Die Einsätze kommen kurzfristig", sagt Schirmer. Meist kommt der Stuntman mit ans Set. "Bei schwierigen Sachen muss ich dabei sein". Dabei ist Catano Vollprofi. Einen, da ist sich Schirmer sicher, wie ihn, wird er so schnell nicht wieder finden. Denn das Pferd behält immer die Ruhe - egal ob es neben ihm knallt, Feuer lodert oder die Scheinwerfer ihn blenden.

Filmdrehs führen das Team nach ganz Deutschland. Schirmer erzählt von Drehs in Berlin oder einem 14-tägigen Ausflug nach Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen. Dennoch wägt er ab, welche Reisen er Catano zumuten kann. "Ausland lassen wir sein", sagt Schirmer. Zu weit ist der Weg und zu groß sind die Strapazen für das Pferd.

Wenn er dann am Set ist, strahlt das Tier eine große Ruhe aus, erzählt Schirmer. "Viele haben ja Angst vor Pferden, aber die kann Catano ihnen nehmen". So hat etwa der Schauspieler Christian Friedel ein Jahr lang auf ihm Reiten gelernt. Der gebürtige Magdeburger tritt unter anderem am Dresdner Theater auf und ist regelmäßig in TV-Produktionen zu sehen, zuletzt in Babylon Berlin.

Rollen bei "Bibi und Tina", "In aller Freundschaft" oder "Der Medicus"

"Die meisten Schauspieler können ja nicht reiten", erzählt Schirmer. Catano ist bei Anfängern beliebt, da er auch die Ruhe behält, wenn fremde Personen auf seinem Rücken sitzen. Zuletzt war er für den Kinofilm "Ponyherz" im Einsatz, wo er das Pferd des zweiten Hauptdarstellers spielt.

Auch bei "Bibi und Tina" und "Ostwind" war Catano dabei. Neben Pferdefilmen ist er aber auch in Kinofilmen wie "Die drei Musketiere", "Der Medicus", "Hanni und Nanni" oder "Die Päpstin" zu sehen. Dazu kommen Auftritte in TV-Serien wie "In aller Freundschaft" oder "Ella Schön" mit Annette Frier in der Hauptrolle.

Neben Pferdekoppeln und Filmsets bewegt sich Catano auch in Innenstädten sicher, wie etwa im Frankfurter Bahnhofsviertel. "Da haben einige Passanten ungläubig gestaunt", sagt Susanne Wahl, die Catanos Karriere akribisch bei Facebook dokumentiert und ebenfalls im Moritzburger Reitstall ein Pferd pflegt.

Stuntman über sein Filmpferd: "Catano ist eine Rampensau"

In Frankfurt wurden New Yorker Szenen für den Film "The Last Smoker" gedreht - einen Werbefilm, den Studierende einer Filmakademie gedreht haben. Auch dafür ist Catano im Einsatz und sogar Fernsehshows sind ihm nicht fremd.

Susanne Wahl erinnert sich lachend an einen Dreh in der ARD-Show "Klein gegen Groß". Bei der Generalprobe in einem Berliner Filmstudio lief das Pferd schnurstracks auf Kai Pflaume zu, weil der plötzlich an dem Punkt stand, auf den das Tier zulaufen sollte. Catano hält sich an Absprachen, und - so sagt Schirmer mit ein bisschen Stolz in der Stimme - "er ist eine Rampensau".