SZ + Radebeul
Merken

Moritzburger begeben sich auf einen besonderen Spaziergang

Am Donnerstag liefen etliche Moritzburger besonders aufmerksam durch den Ort. Sie waren Teil eines Wegechecks, der das Ziel hat, den Ort sicherer für Fußgänger zu machen.

Von Lucy Krille
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Zwischen dem Seniorenzentrum "Haus Friedensort" und dem Netto auf der Schlossallee in Moritzburg waren am Donnerstag einige Fußgänger unterwegs, um die Wege zu beurteilen.
Zwischen dem Seniorenzentrum "Haus Friedensort" und dem Netto auf der Schlossallee in Moritzburg waren am Donnerstag einige Fußgänger unterwegs, um die Wege zu beurteilen. © Claudia Hübschmann

Moritzburg. Es ist eine bunt gemischte Gruppe, die da zum Spaziergang zusammengekommen ist. Auf Rollatoren gestützte Senioren laufen neben Männern mit Fahrrädern und dem Bürgermeister den Dardanellenweg in Moritzburg entlang. Immer wieder bleiben sie stehen, zücken die Stifte und füllen die Zettel aus, die Mandy Scherzer ihnen gegeben hat.

Scherzer leitet die Begehung durch Moritzburg, die dazu führen soll, dass Verkehrsplaner ein besseres Bild von den Sorgen und Wünschen der Fußgänger bekommen. Die Aktion ist Teil des sächsischen Pilotprojektes Wegechek, den die Arbeitsgemeinschaft Wegebund leitet.

In einer Auftaktveranstaltung wurden zwei Routen erarbeitet, die genauer untersucht werden sollen. Eine davon liefen die Freiwilligen an diesem Donnerstag ab. Start ist am Seniorenzentrum "Haus Friedensort", aus dem einige Senioren begeistert werden konnten, sich zu beteiligen. Ziel ist die Schlossallee mit dem Netto-Laden.

Die Straßen in Moritzburg werden mit ganz anderen Augen gesehen

Die erste große Hürde kommt für die Senioren in der Nähe des Bahnhofs. "Ich gehe immer über den Parkplatz, weil der Fußgängerweg so ruckelt", sagt eine Seniorin. Das wird gleich in dem Bewertungsbogen vermerkt, der an mehreren Stationen entlang des Weges ausgefüllt wird. Auch die Bushaltestelle erscheint nicht optimal. Sitzmöglichkeiten und ein Wetterschutz fehlen. Wegewart Wolf-Rüdiger Meyer bemerkt noch etwas anderes: "Ich habe Wegweiser angebaut, wo gar kein Fußweg ist". Nicht gerade optimal, wenn man stehenbleiben will, um sich zu orientieren.

Solche Kleinigkeiten sind an diesem Nachmittag von großer Bedeutung. Verkehrsplaner Marcus Schumann und sein Büro erarbeiten aus all den Antworten der Moritzburger nun Vorschläge, wie die Situation verbessert werden könnte. Eine tolle Möglichkeit, sich selbst zu beteiligen, finden zwei Väter aus Boxdorf und Reichenberg. Sie sind zwar keine direkten Anwohner, wollten sich aber einmal ein Bild von dem Wegecheck machen. In Boxdorf ist eine weitere Begehung an der Kurfürst-Moritz-Schule mit Kindern geplant.

Auch Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) konnte einen "Aha-Effekt" aus dem Spaziergang mitnehmen. "Mir war vorher noch nie so bewusst, wie unübersichtlich die Situation an dem Parkplatz am Bahnhof vor den Toiletten ist", sagt er. Weiter geht es an dem Kreuzungsbereich kurz vor der Schlossallee. "Hier könnte man mal einen Überweg bauen", findet Kathrin Krämer. Die Alltagsbegleiterin vom Seniorenzentrum ist öfter mit den älteren Menschen in der Gegend unterwegs. Auch die Bordsteine sind eine Hürde.

In einem Fragebogen beurteilten die Moritzburger die Situation für Fußgänger.
In einem Fragebogen beurteilten die Moritzburger die Situation für Fußgänger. © Claudia Hübschmann

Begehungen mit Einwohnern als Teil der Verkehrsplanung?

Das Thema Barrierefreiheit sollte bewusst durch die Route aufgegriffen werden, vor allem auch wegen der vielen Senioren und Seniorinnen, die in dem Gebiet unterwegs sind. Nach der Begehung sind sich die jüngeren in der Gruppe einig, dass sie vorher nicht so intensiv auf solche Hürden geachtet haben.

Einer von ihnen regt an, Begehungen mit den Anwohnenden in Zukunft ganz selbstverständlich zu machen, wenn eine Straße oder ein Fußgängerweg geplant wird. Der Bürgermeister stimmt zu. "Man plant schon viel vom Schreibtisch". Im April wollen die Projektleiter von Wegebund und die Verkehrsplaner die Ergebnisse der Befragung vorstellen. Auch konkrete Lösungsvorschläge sollen vorgestellt werden.

Die Veranstaltung findet am 23. April ab 18 Uhr im Mehrzweckgebäude in Reichenberg auf der August-Bebel-Straße 74 statt. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite vom Wegecheck.