Dresden. Ein geplanter Verkehrsversuch auf dem Blauen Wunder in Dresden hat offenbart, worin die wohl größte Schwierigkeit liegt, wenn es um die Planung von Verkehrswegen geht: Es allen Beteiligten im Straßenverkehr recht zu machen.
Im konkreten Fall sollen auf der Elbbrücke in jede Richtung Radwege markiert werden. An einer Stelle ist auch vorgesehen, dass die Fahrradspur die Fahrbahn kreuzt und auf die Mitte führt, um Radfahrern das Einordnen zum späteren Abbiegen zu erleichtern.
Das Markieren der Radwege ist zwar zunächst aus Witterungsgründen auf Frühjahr 2024 verschoben worden, die Diskussion darum aber bleibt. Das politische Lager, das eher die Interessen der Autofahrer vertritt, sieht durch die Verknappung des Platzes das Risiko von Staus steigen. Die andere Seite befürwortet die Maßnahme, weil sie das Queren der Brücke für Radfahrer sicherer machen soll.
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Dieser Kampf um begrenzten Platz ist exemplarisch, vor allem in Städten. Herauszufinden, welche Lösung mehrheitlich akzeptiert aber auch unter Sicherheitsaspekten die beste ist, bedeutet für Verwaltungen ein Drahtseilakt.
Sächsische.de hat mit zwei repräsentativen Umfragen versucht, die Meinung der Menschen in Sachsen zu zwei bei der Verkehrsplanung wesentlichen Aspekten herauszufinden. Erstens: Welche Mobilitätsform vorrangig behandelt werden sollte. Und Zweitens: Wie das Allgemeine Sicherheitsempfinden von Radfahren aussieht.
Die Antworten zeigen, dass die Sachsen mehrheitlich zwar pro-Auto eingestellt sind, sich sich beim Radfahren aber zu einem großen Teil häufig unsicher fühlen.
Konkret danach befragt, ob beim Aus- und Umbau von Infrastruktur Fahrradfahrer, Fußgänger und ÖPNV grundsätzlich Vorrang vor dem Autoverkehr bekommen sollten, sagt die Mehrheit der Sachsen "Nein" (50 Prozent). Etwa ein Drittel beantwortet die Frage mit "Ja" (34 Prozent). 16 Prozent sind unentschieden. Der motorisierte Individualverkehr hat also klar die Nase vorn.
Doch nur, weil etwas populärer ist, muss es nicht uneingeschränkt bevorzugt behandelt werden. Erst recht nicht, wenn es um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer geht. Und um die ist es unter den Fahrradfahrern in Sachsen nicht so gut bestellt.
Danach gefragt, wie oft man beim Fahrradfahren im Straßenverkehr Angst habe, gibt der Großteil (39 Prozent) zwar "selten" an. Allerdings ist der Anteil derer, die mit "häufig" antworten vergleichsweise hoch. 24 Prozent, also jeder vierte Befragte, sagt, beim Radfahren im Straßenverkehr häufig Angst zu haben. Hinzu kommen 7 Prozent, denen "gelegentlich" gefährliche Situationen Angst bereiten. Und 30 Prozent sagen gleich, sie fahren gar nicht erst Fahrrad.
Informationen zu Umfragen mit Civey
Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.
In diesem Artikel wurden zwei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.
- Für die Umfrage, ob der Autoverkehr nachrangig behandelt werden sollte, gibt es eine bundesweite Stichprobe bestehend aus 5.095 Teilnehmern mit 376 aus Sachsen.
- Für die Umfrage zum Sicherheitsempfinden von Radfahrern gibt es eine bundesweite Stichprobe bestehend aus 5.055 Teilnehmern mit 373 aus Sachsen.
Die hier dargestellten Daten auf Bundeslandebene basieren auf so genannten Small Area Methoden. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung ihres jeweiligen statistischen Fehlers. Dieser liegt auf Bundeslandebene durchschnittlich bei 4,1-4,5 Prozentpunkten.