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Der Bürgermeister über die Zusammenarbeit in Moritzburg: "Da sind Grenzen erreicht"

Bürgermeister Jörg Hänisch will 2024 weniger bauen und mehr planen. Im Interview blickt er auf die größten Projekte und wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat.

Von Lucy Krille
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Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch war in diesem Jahr nicht immer zum Lachen zumute. Im Interview spricht er über Pläne und Wünsche für 2024.
Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch war in diesem Jahr nicht immer zum Lachen zumute. Im Interview spricht er über Pläne und Wünsche für 2024. © Archiv/Norbert Millauer

Nur noch wenige Tage, dann ist das Jahr 2023 Geschichte. Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch blickt auf ein Jahr voller Termine und zähen Sitzungen, aber auch schönen Begegnungen zurück. Im Gespräch mit Saechsische.de verrät er, wie im neuen Jahr Weichen für die Zukunft der Gemeinde gestellt werden sollen.

Herr Hänisch, die Gemeinde Moritzburg wird erneut ohne Haushalt ins neue Jahr starten. Wird der Plan wieder erst im Frühjahr verabschiedet?

Der Haushalt wird diesmal früher kommen. Die letzten Anregungen von unserem Beratungsunternehmen B&P sind eingearbeitet. Wir werden im Januar also das Zahlenwerk haben. Dann ist der Gemeinderat gefragt. Ihm ist aber auch im Vorfeld schon eine Auflistung mit den wichtigsten Projekten zugegangen.

Welche Vorhaben stehen auf dieser Liste?

In Steinbach soll der nächste Bauabschnitt auf der Dorfstraße weitergehen, das ist eigentlich das größte Vorhaben. Dann die Fertigstellung der Feuerwache, da werden wir nochmal ein, zwei Monate brauchen, um alles fertigzustellen. Der Bau des Parkplatzes in Boxdorf am Kindergarten ist eine große Maßnahme. Ansonsten haben wir alle anderen kleineren Investitionen geschoben in die Zukunft. Das hat auch damit zu tun, dass die Kolleginnen im Bauamt mit dem Flächennutzungsplan so viel zu tun haben. Es muss jetzt erstmal durchgeatmet werden. Deshalb ist das Jahr 2024 sehr zurückgefahren, was Bauprojekte angeht.

Was haben Sie stattdessen geplant?

2024 werden zwei wichtige Konzepte beraten und hoffentlich auch beschlossen. Das eine ist die Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans. Dort wird festgelegt, welche technische und personelle Ausstattung eine Gemeinde braucht. Ein zweites Konzept, das wichtig ist für uns alle, ist das Bauhofkonzept. Dort geht es darum, welche Aufgaben vom Bauhof, und welche von der Gemeinde selbst übernommen werden sollen.

2024 wird sich wieder mehr mit Inhalten beschäftigen. Wir wollen Weichen stellen für die Zukunft. Wir werden uns mit großen Investitionen deutlich zurücknehmen müssen. Der laufende Unterhalt läuft aber weiter. Klar, das Dach des Dorfgemeinschaftshauses in Steinbach muss werden, genauso das Dach der Windmühle in Boxdorf. Am Rathaus werden wir sicher nochmal was an der Fassade machen, aber da sind die Planungen noch nicht weiter fortgeschritten.

Im neuen Jahr wird ein neuer Gemeinderat gewählt. Soll der alte dann noch die Konzepte beschließen?

Ja, das ist gut, wenn der alte Gemeinderat solche Weichenstellungen macht. Da kann man sich schon mal einlesen und schauen, wie die Gemeinde tickt. Mit Blick auf die Gemeinderatswahlen weiß ich nur, dass im Moment viele auf Kandidatensuche sind. Ich ziehe den Hut vor den Ehrenamtlichen, all die Sitzungen, das ist viel Arbeit.

Trotzdem merkt man Spannungen zwischen dem Gemeinderat und Ihnen, es dauert lange, bis Beschlüsse gefasst werden.

Ich bin da auch ehrlich, ich kann manches nicht mehr ab. Das hat sich in den letzten Jahren so verschärft. Das ist aber nicht nur gegen mich, sondern auch ein Misstrauen der Verwaltung gegenüber. Dabei beschäftigen sich die Kollegen dort sehr intensiv mit den Themen. Wie beim Haushalt: Die schreiben da nichts rein, was nicht sein muss. Dieses Misstrauen schmerzt mich schon ein bisschen. Als ob wir ihnen irgendetwas unterjubeln würden. Ich habe es bisher nicht lösen können und werde es auch nicht mehr lösen können.

Wie kam es zu diesem Misstrauen?

Das ging unter anderem damit los, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gab, wie detailliert der Haushaltsplan sein soll. Außerdem haben wir bei Investitionsideen ein bisschen zurückhaltend reagiert. Da schaukeln sich Dinge hoch. Das hat auch einfach damit zu tun, dass die Kommunikation zwischen uns oft nicht funktioniert.

Die Sitzungen sind sehr voll, das hat aber auch einen Grund. Wir haben vor acht Jahren mal versucht, die Mittelfreigaben zu ändern - ohne Erfolg. Die Kollegen in den kleineren Gemeinden dürfen Mittel unter 25.000 Euro selber in Auftrag geben. Ich darf nur bis 7.500 Euro entscheiden. Das heißt, jeder Auftrag muss in die Gremien. Das ist mit Riesenaufwand verbunden. Das ist in anderen Gemeinden einfacher gelöst. Man hätte viel mehr Zeit für strategische Sachen wie die Ortsentwicklungskonzeption.

Das Verhältnis zum Gemeinderat, die angespannte Finanzsituation, dazu viel Bürokratie. Klingt nach einem anstrengenden Job.

Ich stoße jetzt an Grenzen. Das ist sicher auch, weil man älter wird. Als ich 2013 angefangen habe, war man noch anders motiviert. Das betrifft aber nicht den Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern. Den möchte ich auch nicht missen. Zum Beispiel, wenn ich die Schulen besuche und von den Kindern abgeklatscht werde, das ist herrlich. Aber das, was so nebenbei läuft und der Ton zwischen Gemeinderat und mir – da sind Grenzen erreicht.

Ihre Amtszeit geht noch bis 2027. Wollen Sie bis dahin trotz der Umstände Bürgermeister von Moritzburg bleiben?

Dazu möchte ich mich im Moment nicht äußern. Freude mit den Menschen im Dorf macht es auf alle Fälle und Moritzburg ist so eine herrliche Gemeinde. Das ist schön zu sehen, was da in den letzten 30 Jahren entstanden ist und irgendwo hat man einen kleinen Teil dazu beigetragen. Klar kennt man sich über die vielen Jahre und hilft sich gegenseitig. Das funktioniert und so funktioniert eigentlich Gemeinde.

Haben Sie einen Wunsch fürs neue Jahr?

Dass die Zusammenarbeit sich verbessert und, dass auch alle an dem Strick ziehen, dass es Moritzburg auch in Zukunft gut geht.