SZ + Radebeul
Merken

Ein Plakat in Moritzburg bewirbt eine Veranstaltung, die es gar nicht mehr gibt

Auf dem Schlossparkplatz in Moritzburg zeigt ein Plakat Werbung für den Kostümball 2019. Die Veranstaltung und deren Organisator gibt es aber gar nicht mehr.

Von Lucy Krille
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dieses Bild ist vor wenigen Tagen entstanden, auch, wenn das Datum auf dem Plakat eine andere Zeit vermuten lässt. Der zuständige Tourismusverein ist allerdings gar nicht mehr aktiv.
Dieses Bild ist vor wenigen Tagen entstanden, auch, wenn das Datum auf dem Plakat eine andere Zeit vermuten lässt. Der zuständige Tourismusverein ist allerdings gar nicht mehr aktiv. © Daniel Schäfer

Moritzburg. Das Plakat scheint noch niemandem so richtig aufgefallen zu sein. Dabei wirbt es an prominenter Stelle auf dem Schlossparkplatz in Moritzburg für den Kostümball im Bankettsaal der königlichen Schlossküche. Der soll am 16. März stattfinden. Doch Karten kann man dafür nicht mehr kaufen, denn die Veranstaltung fand schon vor fünf Jahren statt.

"Das müssen wir mal überkleben", sagt Gundula Bleul, auf das Plakat von 2019 angesprochen. Die Chefin der Kulturlandschaft Moritzburg fügt hinzu: "Die Tafeln müssen eh mal neu gestaltet werden." Gepflegt hatte sie lange Zeit der Tourismusverein Erlebnis Moritzburg. Doch der ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr wirklich aktiv.

Der frühere Vorsitzende Uwe Meier bestätigt, dass es den Tourismusverein im Grunde nicht mehr gibt. "Wir sind dabei, alles für die Auflösung vorzubereiten", sagt Meier. Zwar stünden noch etwa 20 Mitglieder auf dem Papier - aber eben nur auf dem Papier. Einige der Geschäftsinhaber haben ihr Unternehmen mittlerweile übergeben. Zudem lebt der Nachfolger von Meier und eingetragene Vereinsvorsitzende Peter Bleth wohl nicht mehr in der Gemeinde. Den größten Einschnitt hat aber die Corona-Pandemie gegeben, sagt Meier. "Das hat vieles eingedämmt."

Auf dem Plakat vom Tourismusverein Erlebnis Moritzburg wird für einen Kostümball am 16. März 2019 geworben.
Auf dem Plakat vom Tourismusverein Erlebnis Moritzburg wird für einen Kostümball am 16. März 2019 geworben. © Daniel Schäfer

Tourismusverein Moritzburg hat Aufgaben abgegeben

Der Verein "Erlebnis Moritzburg" ging im Jahr 2000 aus dem "Fremdenverkehrsverband Moritzburger Teichgebiet" hervor. Die ehrenamtlichen Mitglieder wollten Moritzburg und seine Ortsteile in Deutschland und darüber hinaus für Touristen vermarkten. Gleichzeitig sollten auch Angebote für die Einheimischen geschaffen werden. Mitglieder waren unter anderem die Waldpension, das Optikergeschäft Schenk und Großmann oder der Taxibetrieb Roman Pietsch.

Eins der größten Ziele war es, die Infrastruktur in der Gemeinde zu verbessern, also Rad-, Wander- und Lehrpfade in Schuss zu halten. Zudem veranstaltete der Tourismusverein Events. Das Wegenetz wurde schon 2010 in die Hände des ehrenamtlichen Wegewarts Wolf-Rüdiger Meyer übergeben.

Einen Teil der Aufgaben des Tourismusvereins hat auch die Kulturlandschaft Moritzburg übernommen, die als 100-prozentige Tochter der Gemeinde die Fäden für den Tourismus zusammenhält. "Das ist auch nicht so schlimm, wenn die Profis übernommen haben", sagt Meier, der Leiter einer Schule in Freital ist und in Reichenberg lebt.

Aschenbrödel-Kostümball 2019 war der letzte

Durch den Rückzug des Tourismusvereins sind die jährlichen Veranstaltungen wie der Aschenbrödel-Kostümball, die Hochzeitsmesse und das Chorfest jedoch Geschichte. "Der Ball war nicht mehr gefragt", gibt Meier zu. Gundula Bleul ergänzt, dass es nur noch vereinzelte Nachfragen nach der Tanzveranstaltung gebe, die vor allem Aschenbrödel-Fans ansprach. 2019 wurde zum letzten Mal das Tanzbein geschwungen. Seitdem erinnert nur noch das vergessene Plakat an diese Zeiten.

Doch auch räumlich kam der Tourismusverein an seine Grenzen. So konnte er etwa die Hochzeitsmesse nicht mehr veranstalten, weil das Schloss seine Räume nicht mehr vermietet hat, erklärt Meier.

Auch in Zukunft gibt es wenig Hoffnung für eine Neuauflage. Kulturlandschaft-Chefin Bleul verweist auf das Schloss. Dessen Sprecherin Anita Radicke sagt, dass es keine Planungen für die Veranstaltungen gebe. Das Plakat auf dem Schlossparkplatz - es gehört also zweifelsohne der Vergangenheit an.