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Nach schwerem Einbruch: Lebenshilfe braucht Hilfe

Kriminelle hatten etliche Fahrzeuge und Baumaschinen der Hohwald-Werkstätten in Neustadt gestohlen. Der Schaden ist enorm, die Solidarität aber ebenso.

Von Katarina Gust
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Mitarbeiter der Hohwald-Werkstätten haben nach dem Diebstahl neue Gartengeräte gespendet bekommen, darunter diese Elektro-Heckenschere.
Mitarbeiter der Hohwald-Werkstätten haben nach dem Diebstahl neue Gartengeräte gespendet bekommen, darunter diese Elektro-Heckenschere. © Lebenshilfe

Die Angst, dass es wieder passieren könnte, ist groß. Die Mitarbeiter und Beschäftigten der Hohwald-Werkstätten in Neustadt, die von der Lebenshilfe Pirna-Sebnitz-Freital betreiben werden, kämpfen derzeit mit den Nachwehen eines schweren Einbruchs. An einem Wochenende im Juli waren Unbekannte in das Objekt eingestiegen und hatten Fahrzeuge, Baumaschinen und Werkzeuge für den Bereich Garten- und Landschaftsbau gestohlen. Die Kriminellen entwendeten unter anderem Motorsensen, Laubbläser und Rasenmäher. Die Polizei schätzt, dass der Sachschaden im sechsstelligen Bereich liegt.

Einbruch belastet Mitarbeiter emotional

Der materielle Schaden sei das Eine, sagt Juliane Klein von der Lebenshilfe Pirna-Sebnitz-Freital. Der Einbruch sei emotional eine Belastung für die Mitarbeiter und Betreuer. In den Hohwald-Werkstätten werden Menschen beschäftigt, die eine Behinderung und deshalb Hilfebedarf haben. "Ihnen wurde plötzlich die Arbeitsgrundlage genommen, ihr Werkzeug, ihre Arbeitsgeräte", schildert Juliane Klein. Der Verlust sei für diese Menschen besonders schwer.

Durch den Einbruch wurde ihre tägliche Routine gestört. Und genau diese sei für Menschen mit Behinderung und hohem Förderbedarf enorm wichtig. Wer immer mit einem roten Rasenmäher gearbeitet hat, muss sich nun an ein völlig neues Gerät gewöhnen, erzählt Juliane Klein. Das sei eine große Herausforderung - für die Mitarbeiter und ihre Betreuer. Jeden Tag sei der Diebstahl Thema. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Türen zu verschließen. "Wir müssen doch abschließen - wegen des Einbruchs". Sätze wie diese würden die Gruppenleiter derzeit oft hören. "Die Menschen, die in den Hohwald-Werkstätten arbeiten, gehören zum schwächeren Glied unserer Gesellschaft. Mit dem Einbruch werden sie doppelt bestraft", sagt Juliane Klein.

Firmen und Privatleute stellen Werkzeuge

Ein wahrer Trost für die Mitarbeiter sei deshalb die Hilfswelle, die kurz nach dem Vorfall anlief. Firmen, mit denen die Lebenshilfe zusammenarbeitet, hätten sofort Unterstützung angeboten. Unter anderem stellten die Stadt Neustadt, die Lindenhof Rathen gGmbH und die Vogel Bau GmbH Pirna vorübergehend Fahrzeuge und Maschinen für den Garten- und Landschaftsbau zur Verfügung. Auch viele Privatleute hätten sich nach dem Einbruch gemeldet und gefragt, welche Hilfe gebraucht wird. "Ein älterer Herr, dessen Kind bei der Lebenshilfe betreut wird, kam in die Hohwald-Werkstätten und drückte uns einen Umschlag mit Bargeld in die Hand", erzählt Juliane Klein. Auch mit Werkzeug, das die Mitarbeiter von zu Hause organisierten, konnte die Lücke überbrückt werden.

Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen bereiten den Transporter für den nächsten Arbeitseinsatz vor.
Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen bereiten den Transporter für den nächsten Arbeitseinsatz vor. © Lebenshilfe

Dank der Hilfe hätten die Gruppen kurz nach dem Diebstahl wieder fast alle Aufträge im privaten und öffentlichen Sektor abarbeiten können. "Die Anteilnahme war und ist groß. Das zeigt uns, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird", sagt die Mitarbeiterin der Lebenshilfe. Für den Verein eine Motivation, in der Region aktiv zu bleiben und sich zu engagieren.

Ersatz für Rasentraktor und Häcksler gesucht

Dennoch: Der Einbruch hat zwei Lücken gerissen, die nicht so einfach zu schließen sind. Ein entwendeter professioneller Rasentraktor konnte noch nicht ersetzt werden. Die Stadt Neustadt hatte zwar einen Traktor als Leihgabe zur Verfügung gestellt, dieser wird inzwischen aber wieder von der Kommune selbst gebraucht. Ein neues Gerät kostet mindestens 20.000 Euro. "Dieser Verlust schmerzt am meisten", schildert Klein. Was der Traktor an einem Tag schafft, würden kleine Rasenmäher in einer Woche schaffen.

Gesucht wird zudem Ersatz für einen großen Gartenhäcksler, der ebenfalls von den dreisten Dieben entwendet wurde. Dieser wird spätestens im Herbst dringend gebraucht, wenn viel Grünschnitt anfällt.

Wer sind die Kriminellen, die im großen Stil bei den Hohwald-Werkstätten eingebrochen sind? Die Ermittlungen dazu laufen. Die Kriminalpolizei in Dresden hat den Fall übernommen. "Bis die Täter gefunden sind, bleibt das mulmige Bauchgefühl und die Angst, dass es sich wiederholen kann", sagt Werkstatt-Leiter Falk Bachmann.

  • Hilfsangebote können per Mail an Juliane Klein unter [email protected] gerichtet werden.