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Wohnblock in Niesky wird nun doch kein Flüchtlingsquartier

An der Ödernitzer Straße in Niesky sollten 20 Wohnungen verschwinden. Nun hat die Wohnungsbaugenossenschaft einen neuen Plan für den Wohnblock.

Von Steffen Gerhardt
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Der Wohnblock der Wobag in der Ödernitzer Straße soll nicht abgerissen werden.

Stattdessen soll er zum Ort für barrierefreies Wohnen werden.
Der Wohnblock der Wobag in der Ödernitzer Straße soll nicht abgerissen werden. Stattdessen soll er zum Ort für barrierefreies Wohnen werden. © André Schulze

Die Wohnungsbaugenossenschaft Niesky (Wobag) hat sich von ihren Plänen verabschiedet, einen Teilrückbau an dem Wohnblock auf der Ödernitzer Straße neben der Roten Schule vorzunehmen. Das erfuhr SZ auf Nachfrage bei Vorstand André Müller.

Vorab kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte in der Stadt, nachdem bereits zum Jahresende 2021 die beiden Aufgänge 14 und 14a leer gezogen waren. Erfolgt ein Abriss oder nicht? Werden Flüchtlinge dort einquartiert? Das beschäftigt die Nieskyer. Aber nun hat die Wobag etwas ganz anderes mit ihrer Immobilie vor.

"Sie bleibt stehen und wir werden in allen fünf Aufgängen ein barrierefreies Wohnen anbieten", erklärt André Müller. Eine Vorplanung liegt dem Vorstand vor. Sie ist noch nicht das endgültige Planungswerk, aber gibt einen Einblick, wie aus dem 1982 gebauten und 1984 eingeweihten fünfgeschossigen Wohnblock ein Mehrfamilienhaus - sowohl für junge Familien als auch für Senioren - werden soll.

Von der Ein- bis zur Fünfraumwohnung

Fast die Hälfte aller Wohnungen sind als Zwei- und Drei-Raum Wohnungen vorgesehen. Dazu kommen von der Ein- bis zur Fünf-Raumwohnung verschiedene Querschnitte. Die Wohnungsgröße soll zwischen 27 und 112 Quadratmetern variieren. Um barrierefrei wohnen zu können, macht sich der Anbau von Aufzügen notwendig, wie die Genossenschaft das bereits in der Ringstraße umgesetzt hat.

Keine Aufzüge waren neben fehlenden Pkw-Stellplätzen mit ein Grund, warum sich die Wohnungen schwer oder gar nicht, vor allem in den oberen Geschossen, vermieten ließen, erzählt der Vorstand. Deshalb entschloss sich die Genossenschaft, zwei Aufgänge wegzunehmen. Aber die gestiegenen Abrisskosten führten zu einem Umdenken. Statt einer viertel Million Euro war es vor zwei Jahren der doppelte Preis - und die Wobag hatte ein Finanzierungsloch. Und da Niesky als Stadt zum Wohnen begehrt ist, investiert die Wobag dann lieber doch in Wohnraum, als ihn vom Markt zu nehmen.

Ohne Förderung keine Umsetzung

Was die Umsetzung des Vorhabens betrifft, ist der Wobag-Chef zurückhaltend. "In den vergangenen Jahren gab es so viele Änderungen und Neufassungen von Gesetzen und Auflagen, die es uns als Wohnungsunternehmen schwer machen, klar in die Zukunft planen und arbeiten zu können." Deshalb erfolgt noch keine Vermarktung der Wohnungen. Die Finanzierung erfolgt unter Führung der Sächsische Aufbaubank. Der Antrag auf Förderung ist gestellt. Die Nieskyer rechnen mit einer Förderquote von über der Hälfte der Baukosten. Sie werden auf acht Millionen Euro geschätzt.

Denn an dem Gebäude wird sich einiges ändern. Neue Fenster und Dämmung, Aufzüge, größere Balkons zur Gartenseite, stehen auf der Vorhaben-Liste. "Zu überdenken ist auch, wie wir das Haus belüften oder klimatisieren, denn die Sommer werden immer heißer", ergänzt der Vorstand.

An dem Wohnblock der Wobag in der Ringstraße in Niesky wurden bereits im zweiten Halbjahr 2019 vier Aufzüge angebaut und so der Wohnkomfort für die Mieter verbessert.
An dem Wohnblock der Wobag in der Ringstraße in Niesky wurden bereits im zweiten Halbjahr 2019 vier Aufzüge angebaut und so der Wohnkomfort für die Mieter verbessert. © André Schulze

Mieter müssen ausziehen

So eine Generalsanierung beziehungsweise Umbau funktioniert bautechnisch nur, wenn kein Mensch mehr in dem Gebäude wohnt. Das ist auch für André Müller der große Wermutstropfen an der Sache. Auch aus den anderen drei Aufgängen müssen die verbliebenen Bewohner bis Jahresende ausgezogen sein, wenn im kommenden Jahr die Bauleute beginnen wollen. Die Wobag stellt ihren Mietern anderen Wohnraum, zum Beispiel in der Ringstraße, zur Verfügung und kümmert sich um den Umzug. Keine leichte Aufgabe, denn auf der Ödernitzer wohnen auch inzwischen betagte Leute, die dort ihren Lebensabend verbringen wollten.

Ursprünglich sollten die beiden zum Rückbau stehenden Aufgänge Platz für Pkw-Stellplätze machen. Aber nun bleibt das Gebäude als Ganzes stehen. Trotzdem soll es eine Entspannung bei den knappen Parkmöglichkeiten geben, kündigt André Müller an. Man werde hinter dem Haus zusätzliche Stellplätze schaffen. Denn das Parken ist im Bereich der Ringstraße ein generelles Problem für die Anwohner. Die Wobag zählt dort rund 180 Mieter, hat für sie nur eine geringe Zahl an Stellplätze zur Verfügung.