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Raser werden in Nieder Seifersdorf ausgebremst

Auf der S 122 zur Autobahn gilt jetzt durch die Gemeinde Tempo 50. Darüber sind die Anwohner froh. Doch es gibt auch Wermutstropfen.

Von Frank-Uwe Michel
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Anwohnerin Maria Nixdorf ist froh, dass die Geschwindigkeit in Nieder Seifersdorf von 70 auf 50 km/h reduziert worden ist.
Anwohnerin Maria Nixdorf ist froh, dass die Geschwindigkeit in Nieder Seifersdorf von 70 auf 50 km/h reduziert worden ist. © André Schulze

Maria Nixdorf hat die Veränderungen vor ihrer Haustür aufmerksam verfolgt. Erst ein paar Tage ist es her, da wurden auf der S 122 in Nieder Seifersdorf sämtliche Schilder mit der Geschwindigkeitsbegrenzung 70 km/h unkenntlich gemacht. Das heißt: Wer aus oder in Richtung Autobahn fährt, muss jetzt die innerorts üblichen 50 km/h beachten - ohne dass dies extra ausgeschildert ist. "Toll", findet die junge Frau, die sich wegen eines Tempolimits mit einem schriftlichen Hilferuf an die Gemeinde, den Landkreis und das sächsische Wirtschaftsministerium gewandt hatte. Sie ist froh, dass ihr Schreiben die Behörden offenbar zum Umdenken gebracht hat. "Vor allem für die Kinder im Ort und für ältere Menschen ist es sehr angenehm, dass nun nicht mehr so schnell gefahren werden darf."

Auslöser des Bürgerprotests waren die gewaltigen Fahrzeugströme, die während Tunnelsperrungen auf der A 4 immer wieder durch Nieder Seifersdorf fließen und für Gefahren beim Überqueren der Fahrbahn sorgen. Der Landkreis sah sich dadurch veranlasst, eine Verkehrszählung durchzuführen. Vom 4. Juli bis 10. August wurden in der Nähe des Landgasthofes in Baarsdorf und in Höhe Bushaltestelle kurz vor der Ortsausfahrt Nieder Seifersdorf in Richtung Autobahn zwei Messgeräte installiert, deren Daten nun ausgelesen sind.

Demnach wurden in Nieder Seifersdorf während der fünfeinhalb Wochen insgesamt 239.934 Fahrzeuge registriert - in Fahrtrichtung waren es 97.513 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 72 km/h. Der Spitzenwert lag bei 142 km/h. In Fahrtrichtung Autobahn fuhr der Schnellste ebenfalls 142 km/h. Der Durchschnittswert betrug 67 km/h.

Verkehrszählung ergibt stark frequentierte Schleichwege

Nicht ganz so viele Verkehrsteilnehmer registrierte das Messgerät in Baarsdorf. Immerhin wurden hier noch 218.399 Fahrzeuge gezählt. In Fahrtrichtung Niesky waren es 95.432, in Fahrtrichtung A 4 immerhin 122.967. Die Spitzengeschwindigkeit lag jeweils bei 142 km/h, der Durchschnittswert bei 66 bzw. 65 km/h. Die Zahlen lassen den Schluss zu, dass aus Richtung Kodersdorf kommend rund 20.000 Fahrzeuge Schleichwege - zum Beispiel über Wiesa und Thiemendorf - genutzt haben, um die überlastete B 115 zu umgehen und schneller wieder auf die A 4 zu gelangen. Von der Autobahnabfahrt Nieder Seifersdorf in Richtung Niesky ergab sich dagegen an beiden Messstellen kein großer Unterschied.

Das Ordnungs- und Straßenverkehrsamt des Landkreises lässt sich keine konkreten Schlussfolgerungen aus dem Zahlenwerk entlocken. "Die Messergebnisse sollen als Unterstützung dienen, um gemeinsam mit den verantwortlichen Behörden und Kommunen geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die der Sicherheit des Verkehrs bei einer Tunnelsperrung dienen", teilt Kreissprecherin Julia Bjar nach Abstimmung mit der Behörde mit. Dabei lässt sich wohl zumindest ein Punkt festhalten: Schleichwege müssen stärker reglementiert und kontrolliert werden, wenn es zu Tunnelsperrungen kommt. Nur so lassen sich Schäden an diesen Strecken künftig vermeiden.

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Wie das Straßenverkehrsamt des Landkreises weiter mitteilt, ist die Geschwindigkeitsreduzierung auf der S 122 nicht unmittelbar auf die Verkehrszählung zurückzuführen. Sie sei das Ergebnis einer Verkehrsschau, die bereits am 14. Juli stattgefunden hat. Dauerhaft ist die Maßnahme jedoch nicht vorgesehen. Der Landkreis hat sie bis 2025 befristet - so lange, bis die Komplettsanierung des Autobahntunnels abgeschlossen ist.

In Kürze bekommt Nieder Seifersdorf seinen stationären Blitzer wieder. Mitte Oktober soll das Gerät in Höhe Brauhaus in Betrieb gehen.
In Kürze bekommt Nieder Seifersdorf seinen stationären Blitzer wieder. Mitte Oktober soll das Gerät in Höhe Brauhaus in Betrieb gehen. © André Schulze

Dass die 50 km/h auch eingehalten werden, will die Behörde nicht allein dem Verständnis der Autofahrer und dem mobilen Blitzgerät des Landkreises überlassen. Denn Techniker sind momentan dabei, die vor Jahren außer Betrieb genommenen stationären Blitzer in Höhe des Brauhauses in Nieder Seifersdorf in Gang zu bringen. Das Innenleben war damals in einen Blitzer in Ostritz eingebaut worden. Zusätzliche Messeinsätze würden jedenfalls nicht beschafft, so Julia Bjar. "Je nach Bedarf werden wir die Anlagen an unterschiedlichen Standorten einsetzen." In Nieder Seifersdorf soll es ab Mitte Oktober wieder "scharfe Bilder" geben.

Fußgängerüberwege gibt es vorerst nicht

Die ebenfalls von Maria Nixdorf angemahnten Fußgängerüberwege wird es vorerst nicht entlang der S 122 geben. Aktuell konzentriere man sich auf Maßnahmen, die schnell umsetzbar und bei der Verkehrsschau Mitte Juli mit den verantwortlichen Behörden besprochen worden seien, teilt die Kreissprecherin mit. Kurzfristigkeit und Fußgängerüberwege passen offenbar nicht zusammen. Auch langfristig bis 2025 seien sie nicht realisierbar.