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Zittau bekommt die meisten privaten Spenden

Aber auch Görlitz, Löbau und Niesky sind gut dabei. Das Geld ist wichtig für viele Projekte. Allerdings gibt es einen Trend, der nichts Gutes verheißt.

Von Frank-Uwe Michel
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Spenden sind nicht plan-, aber in den Kommunen oft unverzichtbar. Vor allem Kleinprojekte werden damit unterstützt.
Spenden sind nicht plan-, aber in den Kommunen oft unverzichtbar. Vor allem Kleinprojekte werden damit unterstützt. © Archiv/Marion Doering

Zu den angenehmsten Aufgaben von Stadt- und Gemeinderäten in ihren oft stundenlangen Beratungen gehört das Abstimmen über eingegangene Spenden. Dieses Prozedere schreibt die Sächsische Gemeindeordnung vor, um den Vorwurf der Bestechlichkeit von Amtsträgern auszuschließen. Oft sind diese Tagesordnungspunkte Sekundensache. Die aber extrem wichtig für die Kommunen sind. Denn ohne die unverlangt eingegangenen Gelder würden manche Projekte scheitern. Die SZ hat beispielhaft in Görlitz, Löbau, Zittau, Niesky, Kodersdorf und Boxberg nachgefragt.

Wo gab's in diesem Jahr bisher die meisten Spenden?

Mit 42.400 Euro hat Zittau bis Ende November die meisten Spenden unter den von der SZ befragten Kommunen bekommen. In Görlitz sind immerhin noch 24.253 Euro eingegangen. Auch Löbau verbucht mit 17.675 Euro eine stattliche Summe. Deutlich spärlicher sind Spenden in den kleineren Städten und Gemeinden geflossen. Die Räte in Niesky stimmten der Annahme von 5.959 Euro zu. In Boxberg waren es 2.419 Euro, in Kodersdorf 1.500 Euro. Wobei überall in Geld- und Sachspenden unterschieden wird. So hat Niesky zum Beispiel 660 Euro seines Aufkommens in Form von Sachspenden erhalten. In Boxberg waren es 711 Euro.

Von wem bekommen die Kommunen Spenden?

Hauptsächlich sind es Firmen und Privatpersonen. In Niesky sind die Spender mit den größten Summen in diesem Jahr das Möbelwerk, der Evangelische Kirchenkreisverband Lausitz und die Linden-Apotheke. In Kodersdorf hat es mit den Traktorenfreunden und der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien nur zwei Spender gegeben. Löbau ist froh über das Engagement der Volksbank Löbau-Zittau und mehrerer Privatpersonen. Zudem wurde der Finanzbestand bei Auflösung des Konvent'a-Vereins verbucht.

In Görlitz ist die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien bisher größter Spender. Allerdings sind auch Fördervereine von Kindertageseinrichtungen immer wieder aktiv. Ein Privatmann aus dem baden-württembergischen Teningen unterhält offenbar eine enge Verbindung zum Hort "Ameisenhügel" in der Neißestadt und hat sein Geburtstagsgeld in vierstelliger Höhe überwiesen. Zwei Jahre zuvor spendete er schon einmal einen fünfstelligen Betrag, mit dem neue Außenspielgeräte gekauft werden konnten.

In welche Projekte sind die Gelder geflossen?

Hier wird ein breites Spektrum von Projekten bedient. Zittau hat mit Spendengeld unter anderem den Stadtwald, das Ortsjubiläum von Wittgendorf, ein Sommerfest in Eichgraben, das Jubiläum des Fastentuches und die Bepflanzung der Blumenuhr an der Fleischerbastei unterstützt. In Görlitz war man froh über eine Reihe von Sachspenden. So gelangte ein historisches Buffet aus der Zeit um 1780 im Wert von 10.000 Euro in den Besitz der Görlitzer Sammlungen. Die Einrichtung wird häufig mit Schenkungen von Kunstgegenständen und Kunstwerken bedacht. Löbau hat seine Geldspenden vor allem für Waldaufforstung, Denkmalpflege, Kindereinrichtungen und den Weihnachtsmarkt eingesetzt. In Niesky floss Geld in die Informationstafeln der städtischen Parkanlagen, das Holzhausfest und die Sanierung des historischen Raschke-Hauses. In Kodersdorf wurde hauptsächlich die Kita "Brüderchen und Schwesterchen" mit Spendengeld bedacht.

Wie hat sich das Spendenaufkommen entwickelt?

Überwiegend negativ, teils sogar erheblich. Nur Löbau verzeichnet 2022 mehr Spenden als in den vergangenen Jahren. Den 17.675 Euro in diesem Jahr stehen 10.645 Euro im vergangenen Jahr und 10.422 Euro 2020 gegenüber. Görlitz teilt nur allgemein mit, dass die Zahlen in den vergangenen drei Jahren rückläufig seien. Die größten Einbußen musste Zittau hinnehmen - auch wenn die Stadt im aktuellen Ranking weiter ganz vorn liegt. Aber statt der 2022 eingegangenen 42.400 Euro waren es 2021 noch 119.503 Euro. 2020 ließen Spender der Stadt 105.380 Euro zukommen.

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Weniger geworden ist die Spendensumme auch in Niesky - ebenfalls gravierend, wenn auch nicht ganz auf so hohem Niveau. 2019 gingen in der Stadt 23.669 Euro an Geld- und Sachspenden ein, 2020 waren es noch 22.996 Euro. Ein Jahr später halbierte sich die Summe fast: Die Stadträte konnten nur noch über die Annahme von 12.726 Euro abstimmen. Im laufenden Jahr hat sich das Aufkommen mit 5.959 Euro erneut halbiert. Ein Auf und Ab gab es dagegen in Boxberg und Kodersdorf, wobei die Summen jedoch überschaubar sind.

Werben die Kommunen gezielt um Spenden?

Das läuft bei den Städten und Gemeinden ganz unterschiedlich. Während Kodersdorf darauf verzichtet, Spenden gezielt einzuwerben, ist das in Zittau und Niesky im Zusammenhang mit bestimmten Projekten durchaus üblich. Als Beispiele führt Niesky den Buchsommer in der Bibliothek und das Holzhausfest an. Auch in Görlitz konzentriert man sich bei der Spendenwerbung auf Einzelprojekte.

Wie hilfreich sind Spenden von Bürgern und Firmen?

Das Fazit aller befragten Kommunen ist eindeutig: Ohne die Zuwendungen von Spendern hätten bestimmte Vorhaben keine Chance, verwirklicht zu werden. Weil das Aufkommen jedoch rückläufig ist, formuliert Kodersdorf ganz klar, dass man sich - natürlich - in erster Linie auf den Haushalt stütze. Ähnlich sieht es in Boxberg aus: Aufgrund der geringen Spendenhöhe im Verhältnis zum Gesamthaushalt würden mit Spenden hauptsächlich Vereine, die Feuerwehren und Kitas unterstützt. Niesky hat mit diesen Geldern dagegen schon wichtige Projekte umgesetzt. So wäre das touristische Hinweisschild zu den "Holzbauten der Moderne" an der Autobahn ohne Spenden gar nicht machbar gewesen, teilt die Stadt mit.

Zittau sieht die freiwillige Unterstützung von Bürgern und Firmen vor allem bei Kleinprojekten gut aufgehoben. Görlitz hat in der Vergangenheit besonders von Schenkungen im Kulturbereich profitiert. Die Anschaffung bestimmter Exponate wäre sonst nicht möglich gewesen. Als weiteres positives Beispiel nennt die Stadt die Wiedererrichtung des Davidsterns an der Synagoge. Rund 81.195 Euro seien für das Einzelprojekt eingegangen. Und auch Löbau misst dieser finanziellen Unterstützung große Bedeutung zu: Ohne Spenden müssten Denkmäler länger auf ihre Sanierung warten, die Geschenke des Weihnachtsmannes und das Kulturprogramm des Weihnachtsmarktes fielen deutlich geringer aus.