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Schöpstalerin haucht Niesky neues Leben ein

Franziska Arauner hat im Januar das Stadtmarketing übernommen. Das Hofkino war ihre jüngste Aktion. Weitere folgen in den nächsten Wochen.

Von Frank-Uwe Michel
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"Niesky trifft sich" - unter diesem Motto lädt Franziska Arauner vom Stadtmarketing am 18. September, dem Tag des Bürgerballs, alle Interessenten ins Eisstadion ein.
"Niesky trifft sich" - unter diesem Motto lädt Franziska Arauner vom Stadtmarketing am 18. September, dem Tag des Bürgerballs, alle Interessenten ins Eisstadion ein. © André Schulze

Wenn sie an den Abend im Hof von Sport-Vetter denkt, kommt sie aus dem Schwärmen gar nicht heraus. "Wunderbar", lacht Franziska Arauner. "Die Leute waren begeistert." Das Hofkino mit dem Film "Ziemlich beste Freunde" war die erste Stadtmarketing-Aktion, die sie angeschoben hat und die bereits durchgeführt worden ist. Ein Erfolg für alle Seiten. Denn, weil die Besucher vor dem Freizeiterlebnis erst zum Einkauf in die Nieskyer Geschäfte gerufen wurden, profitierten Kunden und Geschäftsleute gleichermaßen.

Eine Eintagsfliege bleiben soll das nicht. "Das Feedback war so positiv, dass es auf jeden Fall Wiederholungen geben wird - vielleicht schon zu Weihnachten." Einen Abend mit Feuerzangenbowle könnte sich die 37-Jährige vorstellen. Im nächsten Jahr dann mehrere Veranstaltungen. "Sinn würden Film-Wochenenden machen, damit sich der Aufwand beim Organisieren und Aufbauen richtig lohnt." Gezeigt würden dann natürlich unterschiedliche Filme.

Anfang im Stadtmarketing war nicht leicht

Allerdings müsste dann auch die Finanzierung geklärt werden. Die Anschaffung von Technik und Bestuhlung hat das Preisgeld aus dem Wettbewerb "So geht sächsisch" ermöglicht. Doch die 5.000 Euro haben nicht mal komplett gereicht - die Stadt hat zugeschossen, auch in Form von Leistungen des Bauhofes. "In Zukunft müssen wir über ein Budget nachdenken. Vielleicht ist auch ein geringes Eintrittsgeld die Lösung. Aber das steht noch nicht fest. Darüber müssen wir in den nächsten Wochen einfach reden", so Franziska Arauner.

Der Start auf ihrem neuen Posten im Stadtmarketing war alles andere als leicht. Anfang des Jahres hatte das Coronavirus noch alles im Griff, sämtliche öffentlichen Aktivitäten waren auf Null heruntergefahren. Trotzdem stürzte sich die Görlitzerin, die zuvor an der Volkshochschule der Neißestadt schon Marketing- und Presseaufgaben übernommen und Veranstaltungen ins Leben gerufen hatte, in die Arbeit. "In einer kleinen Stadt wie Niesky etwas zu bewirken, ist genau das Richtige für mich", freut sie sich, dass die Wahl bei der Ausschreibung der Stelle auf sie gefallen ist.

"Niesky trifft sich" vor dem Bürgerball

Schon in Kürze steht die nächste Bewährungsprobe an. Bevor sich am Abend des 18. September beim ersten Nieskyer Bürgerball die Paare beim Tanze drehen, lädt Franziska Arauner ins Eisstadion ein. "Niesky trifft sich" lautet das Motto. Von 10 bis 14 Uhr gibt es ein buntes Programm - mit Mannschaftsvorstellung der Tornados, dazu Eisstockschießen, Hüpfburg, Kletterturm und die Live-Band "Evergreen", die ihren Namen wörtlich nimmt. Musik aus den1960ern, 70ern und 80ern ist zu hören. Zudem gibt es einen Trödelmarkt, bei dem - nach Voranmeldung - jeder seinen eigenen Tisch mitbringen und nach Herzenslust an der Nieskyer Trödelei teilnehmen kann. "Jeder ist willkommen, auch wer dann abends keine Karten für den Bürgerball hat."

Danach geht es für die Frau vom Stadtmarketing Schlag auf Schlag. Noch im September wird ein Projektvorschlag beim Wettbewerb "Ab in die Mitte" abgegeben. Unter den Nieskyern war das Interesse mitzumachen, auch nach einem Aufruf sehr begrenzt. Deshalb stützt sich Franziska Arauner auf jene zwölf Mitstreiter, die sich in den ersten Monaten ihrer Arbeit als Aktivposten herauskristallisiert haben. Unter dem Motto "Handel, Wandel, Vielfalt" geht es darum, möglichst viele Menschen in die Innenstadt zu ziehen und die City zu einem willkommenen Aufenthaltsort zu machen. Der Aufwand dafür sei groß, stellt die junge Frau klar. 2022 solle das Projekt umgesetzt werden. Um was es dabei geht, verrät sie noch nicht.

Im Herbst gibt es den Stadtgutschein in Niesky. Wer ihn kauft, muss nur sechs statt zehn Euro berappen. Die restlichen vier Euro werden bezuschusst. Die Aktion soll den Händlern in Niesky helfen.
Im Herbst gibt es den Stadtgutschein in Niesky. Wer ihn kauft, muss nur sechs statt zehn Euro berappen. Die restlichen vier Euro werden bezuschusst. Die Aktion soll den Händlern in Niesky helfen. © André Schulze

Etwas anderes steht dagegen schon fest: Im Oktober und November dürfen sich alle Nieskyer auf bezuschusste Stadtgutscheine freuen. Die Idee dahinter ist wie vieles andere, mit dem sich Franziska Arauner in diesen Tagen befasst: Kunden und Händler sollen davon profitieren. Wahrscheinlich im Rathaus werden dann 2.500 Gutscheine angeboten, die jeweils einen Wert von zehn Euro besitzen. Die Kunden kaufen ihn aber nur für sechs Euro ein, die restlichen vier Euro schießt die Stadt zu. Die teilnehmenden Händler, die ihre Waren für den vollen Gutscheinwert über die Ladentheke reichen, verrechnen das Finanzielle am Ende mit der Stadt. Insgesamt 10.000 Euro lässt sich das die Kommune kosten, die auf Sponsoren hofft, die sich mit ihrem Logo auf den Gutscheinen verewigen wollen.

Die Stadt bekommt bald eine Niesky-App

Ebenso wichtig ist die Arbeit an einer Niesky-App. In Kooperation mit dem Anbieter "Crossiety - Der digitale Dorfplatz" soll eine Plattform entstehen, auf der sich die Einwohner umfassend informieren können - zum Beispiel über alles, was die Stadtverwaltung, die Stadtwerke und Freizeiteinrichtungen betrifft. Wie bei Facebook können sich Gruppen bilden. Vereine haben die Chance, sich intern besser zu organisieren. "Es wird zwar eine Art soziales Netzwerk, soll aber keine Konkurrenz zu den bekannten Anbietern sein", erklärt Franziska Arauner.

Für Crossiety ist Niesky in Ostsachsen das Pilotprojekt. Um es zu pushen, will die Stadt in den nächsten Monaten die Werbetrommel rühren. "Um sowas in Gang zu bringen, müssen möglichst viele Leute mit ins Boot. Die App lebt von der Vielfalt und den Menschen, die sie nutzen", weiß die Frau vom Stadtmarketing. Kosten von einem Euro je Einwohner und Jahr kommen auf die Kommune zu. Die Anschubfinanzierung will man mit einer Leader-Förderung von 15.000 Euro stemmen. Für den langfristigen Betrieb sollen Sponsoren gewonnen werden. Im Moment gilt als Starttermin das Frühjahr 2022.

Dass sie sich mit ihrem Ideen-Feuerwerk gleich im ersten Jahr verausgabt, glaubt Franziska Arauner nicht. "Die Dinge müssen ja ins Laufen kommen. Und wer etwas tut, sich mit anderen engagierten Leuten umgibt, dem fällt immer wieder etwas Neues ein."

Anmeldungen für den Trödelmarkt am 18. September sind bei Franziska Arauner unter Tel. 03588 282615 oder Mail [email protected] möglich.