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Wohin mit dem Strom für 47.000 Eigenheime?

Um Niesky sollen vier Solarparks entstehen. Das Problem ist das Einspeisen des Ökostromes. Entlastung soll der neue Netzknoten bei Horka bringen.

Von Steffen Gerhardt
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Nicht nur die Solarparks bringen Zuwachs an grünem Strom. Auch Hausbesitzer rüsten um auf Strom aus der Sonne und speisen zusätzlich das Netz.
Nicht nur die Solarparks bringen Zuwachs an grünem Strom. Auch Hausbesitzer rüsten um auf Strom aus der Sonne und speisen zusätzlich das Netz. © Sebastian Schultz

Mehr Strom aus der Sonne soll in der Oberlausitz gezogen werden. Dabei wollen Unternehmen ihre betriebswirtschaftlichen Bilanzen verbessern, vor allem die Landwirtschaft. Sie setzt verstärkt auf das Standbein Ökostrom und seine Vermarktung.

Vorgesehen sind derzeit vier Solarparks um Niesky: in Jänkendorf, Niesky-See, Klein Krauscha und in Petershain. Problem für die Planer ist, einen möglichst nahe gelegenen Einspeisepunkt in das Netz für den Sonnenstrom zu haben. Betroffen davon ist der Netzbetreiber SachsenEnergie selbst. SachsenNetze als Netzgesellschaft der Unternehmensgruppe SachsenEnergie, plant eigene Photovoltaik-Anlagen in Jänkendorf und zusammen mit der Agrargenossenschaft in See zu bauen.

Stromnetz ist bereits ausgelastet

Zu dem Problem, die Sonnenenergie ins Stromnetz zu bekommen, heißt es von SachsenNetze, dass für Projekte dieser Größe es normal ist, dass ein Anschluss nicht in unmittelbarer Nähe gefunden werden kann. "Das bestehende Netz ist durch die in den vergangenen Jahren bereits angeschlossenen Einspeiser aus erneuerbaren Energien sowohl in der Mittelspannung als auch in der Hochspannung bereits ausgelastet", erklärt Pressesprecherin Viola Martin-Mönich. Das bedeutet, das Errichten der Solaranlagen kann erst dann erfolgen, wenn ein wirtschaftlich geeigneter Einspeisepunkt dafür gefunden, geplant und gebaut wurde.

An seinen beiden Photovoltaik-Projekten in See und Jänkendorf hält das Energieunternehmen fest. "Sie befinden sich in einem frühen Stadium und werden kontinuierlich fortgeführt", sagt die Pressesprecherin. Die Einspeisung ist dabei Teil dieses Planungsprozesses. Dieser beinhaltet neben den Bebauungsplänen die technische Planung der Anlagen und die Suche und Entwicklung eines geeigneten wirtschaftlichen Netzanschlusses. Es kann lediglich zu Verzögerungen bei der Umsetzung der Investition kommen, wenn die Suche länger dauert.

Bebauungspläne werden erstellt

Fest steht für den Investor: "Die geplanten Projekte sind ein wesentlicher Bestandteil der voranschreitenden Energiewende und werden daher nicht gestoppt." Konkret sieht es bei den beiden Vorhaben so aus, dass gegenwärtig der Bebauungsplan aufgestellt wird. Im Projekt mit der Agrargenossenschaft See ist geplant, dass es in diesem Herbst zur Vorlage des Vorentwurfs im Stadtrat kommen wird.

Innerhalb des Versorgungsgebietes der SachsenNetze haben sich in den vergangenen Monaten einige Schwerpunktgebiete herausgebildet, in denen besonders viel grüner Strom erzeugt wird, beziehungsweise erzeugt werden soll. Daher konzentrieren sich die Maßnahmen wie Einspeisepunkte auf diese Gebiete. Darin eingeschlossen ist der nördliche Landkreis Görlitz.

Zusätzlicher Netzknoten bei Horka

Am weitesten fortgeschritten sind laut SachsenEnergie die Pläne für einen neuen Netzknoten bei Horka. "Die Umsetzung des Netzknotens ist für die SachsenNetze von hoher Bedeutung", hebt die Sprecherin hervor. Denn mit ihm wird zwischen den Einspeisepunkten bei Hagenwerder und Boxberg ein dritter geschaffen.

Wie das Unternehmen mitteilt, ist mit Unterstützung des Landkreises sowie des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) ein neues Grundstück gefunden worden. Anfang dieses Jahres konnte es bereits vom Energieunternehmen erworben werden. Dabei handelt es sich nicht mehr um die "Reiterwiese", auf der der Reit- und Fahrverein Horka sein jährliches Pfingstturnier austrägt. Der neue Standort befindet sich nord-östlich im Umkreis von fünf Kilometern, teilt SachsenEnergie auf Nachfrage mit.

In der Gemeinde Kodersdorf, besonders im Gewerbegebiet an der Autobahn, sind Solarstromanbieter bereits seit einiger Zeit aktiv.
In der Gemeinde Kodersdorf, besonders im Gewerbegebiet an der Autobahn, sind Solarstromanbieter bereits seit einiger Zeit aktiv. © André Schulze

Genehmigung steht noch aus

Gegenwärtig laufen die Planungsarbeiten für den Knoten, der viel kleiner als ein Umspannwerk ist. Dazu wird die Schaltanlage auf das spezielle Grundstück angepasst. Da jedoch die Dauer des Genehmigungsverfahrens nicht von SachsenNetze abhängt, kann von dieser Seite her keine Aussage zu einem Baubeginn getroffen werden. "Der Netzknoten ist auf einer Fläche von rund eineinhalb Hektar geplant. Die Kosten dafür liegen im mittleren, siebenstelligen Euro-Bereich", ergänzt Viola Martin-Mönnich.

Bleibt die Frage, ob das vorhandene Stromnetz für mehr Leistung durch die Sonnenenergie geschaffen ist. Die PV-Anlage in Klein Krauscha soll 20 Megawatt Strom im Jahr erzeugen, in See sind perspektivisch 100 Megawatt geplant, aus Jänkendorf sollen 50 Megawatt kommen und in Petershain werden es 18 Megawatt sein. Zusammen also 188 Megawatt, die ausreichen würden, um rund 47.000 Einfamilienhäuser ein Jahr lang mit grünem Strom zu versorgen.

Von SachsenEnergie heißt es dazu, dass die Netze rund um die Uhr in der Netzleitstelle überwacht werden. Drohen Netz-Engpässe, wird schnell reagiert. Dabei unterstützt das bundesweit neu eingeführte Redispatch 2.0-System: Basierend auf umfangreichen Informationen sowie Prognosen der Betreiber von Erzeugungsanlagen kann vorausschauend abgeschätzt werden, wo es möglicherweise zu kritischen Spitzen kommen könnte. "In solchen Fällen wird bereits im Vorfeld eingegriffen, um eine Überlastung der Netze zu verhindern", erklärt die Sprecherin.