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Eine Hochzeit mit Kodersdorf sehe ich kritisch

In Horka wird am 12. Juni gewählt. Der künftige Bürgermeister macht seinen Job weiter ehrenamtlich. In Wirtschaft, Verkehr, Kultur hat er viele Aufgaben zu erledigen.

Von Frank-Uwe Michel
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Der Blick vom Turm der Wehrkirche zeigt: Horka ist ein lebenswerter Ort. Mit der Wahl am 12. Juni geht es darum, ihn weiterzuentwickeln.
Der Blick vom Turm der Wehrkirche zeigt: Horka ist ein lebenswerter Ort. Mit der Wahl am 12. Juni geht es darum, ihn weiterzuentwickeln. © André Schulze

Horka ist eine von neun Gemeinden im Neißeland, in denen am 12. Juni der Job des Bürgermeisters neu vergeben wird. Mit dem 43-jährigen Christoph Biele bewirbt sich genau ein Kandidat um dieses Amt. Die SZ hat den dreifachen Familienvater und studierten Politikwissenschaftler zu den wichtigsten Themen in der Gemeinde befragt.

In Horka sah es lange so aus, als würde es keinen Kandidaten geben. Was hat Sie bewogen, sich doch zur Verfügung zu stellen?

Christoph Biele: Ich bin sehr heimatverbunden und engagiere mich schon lange in der Kommunalpolitik. Hinzu kommt, dass ich mich beruflich auf dem Feld gut auskenne. Horka ist eine schöne und gut aufgestellte Gemeinde. Als ich mit Christian Nitschke über die Zukunft von Horka gesprochen habe, war mir schnell klar, dass ich gerne diese Aufgabe übernehmen möchte.

Im Vorfeld der Wahl wurde intensiv darüber diskutiert, ob der Horkaer Bürgermeister künftig haupt- oder ehrenamtlich arbeiten soll. Nun wird es ein Job im Ehrenamt sein. Wie wollen Sie sich den Herausforderungen des Amtes stellen?

Christoph Biele: Offen. Ehrlich. Zugewandt. Die Herausforderungen werden komplexer und die Spielräume kleiner. Aus diesem Grund werden wir uns auf das Wesentliche und Machbare konzentrieren, um Horka weiter solide zu entwickeln.

Vor allem aus dem Gemeinderat heraus gab es Bestrebungen, Horka mit Kodersdorf zusammenzuführen. Wie sehen Sie perspektivisch die Eigenständigkeit der Gemeinde?

Christoph Biele: Eine Fusion der Gemeinden sehe ich sehr kritisch. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Zusammenlegungen kaum zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Mir ist die Nähe zu den Bürgern wichtig. Aus diesem Grund werde ich mich für eine bessere Finanzierung der Gemeinden einsetzen, um die Selbstverantwortung vor Ort zu stärken.

Wirtschaftlich hat Horka Nachholebedarf. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Gemeinde hier stärker zu entwickeln?

Christoph Biele: In Horka treffen sich zwei wichtige Schienenverbindungen, es gibt einen Güterbahnhof und Gewerbeflächen. Auf der Niederschlesien-Magistrale können Güter bis nach China und Rotterdam transportiert werden. Auf der Nord-Süd-Verbindung soll bald ein Schnellzug fahren. Die wirtschaftlichen Potenziale liegen auf der Hand. Die Anbindung macht uns für Zuzug interessant, aber auch für den Tourismus sehe ich hier Möglichkeiten.

Wie soll Horka vom Strukturwandel profitieren? Welche Ideen haben Sie in der „Schublade“?

Christoph Biele: Horka wird in jedem Fall vom Strukturwandel profitieren. Ich möchte Ideen für die Gemeinde mit den Einwohnern gemeinsam entwickeln. Aus welchem Topf die Mittel schlussendlich kommen, werden wir dann sehen.

Christoph Biele ist 43 Jahre alt. Er ist studierter Politikwissenschaftler und arbeitet aktuell als Projektleiter für die vom Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung initiierten Mitmachfonds. Außerdem ist er Chef des Trägervereins für die Leader-F
Christoph Biele ist 43 Jahre alt. Er ist studierter Politikwissenschaftler und arbeitet aktuell als Projektleiter für die vom Sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung initiierten Mitmachfonds. Außerdem ist er Chef des Trägervereins für die Leader-F © André Schulze

Wie wollen Sie Horka für junge Familien attraktiver machen?

Christoph Biele: Ich finde, dass Horka schon jetzt ein attraktiver Ort zum Leben ist. Es gibt ein lebendiges Sport- und Kulturangebot, aktives Vereinsleben, Einkaufsmöglichkeiten, Mobilitätsangebote medizinische Versorgung, feine Naherholungsgebiete. Horka hat eine topsanierte Kita und eine beliebte Grundschule. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es so bleibt und weitere Angebote zu entwickeln.

Sie haben als Chef des Leader-Trägervereins für die östliche Oberlausitz Erfahrungen mit Förderinstrumentarien. Wie wollen Sie Horka von diesem Wissen profitieren lassen?

Christoph Biele: Die Leader-Förderung ist ein hervorragendes Förderinstrument für die ländliche Entwicklung. Mit der neuen Förderperiode stehen uns jedoch deutlich weniger Mittel zur Verfügung. Aus diesem Grund wollen alle Akteure der Kulisse gemeinsame Projekte umsetzen, die der ganzen Region helfen. Wir diskutieren gerade verschiedene Ansätze in den Bereichen Tourismus, Kultur, Energie oder wirtschaftliche Entwicklung. Es wird auch darauf ankommen, weitere Förderungen für die Region, und damit für Horka, einzuwerben.

Ärger gibt es immer wieder um die Erweiterung der Deponie im Forst und den dafür notwendigen Tonabbau. Wie wollen Sie sich im Interesse der Horkaer Bürger dabei einbringen?

Christoph Biele: Ich kenne dieses Thema bisher nur aus der Zeitung. Der Waldsee und der Inselsee sind attraktive Orte der Naherholung. Eine Deponie passt da in meinen Augen nicht ins Bild. Zumal wir mit der Deponie in Kunnersdorf einen etablierten und genehmigten Standort haben. Ich werde für den Fall meiner Wahl mit dem Gemeinderat und den Bürgerinnen sprechen und abgestimmte Positionen erarbeiten. Entscheidend ist jedoch das verwaltungsrechtliche Verfahren.

Stichwort Kultur. In früheren Jahren gab es in der Gemeinde ein Blütenfest. Ist eine Wiederbelebung vorstellbar?

Christoph Biele: Horka hat eine Vielzahl kultureller Angebote, die von fleißigen und engagieren Menschen organisiert werden. Da steckt eine Menge Arbeit drin, von der Horka sehr profitiert. Ich kenne das Blütenfest aus meiner Kindheit und kann mir eine Wiederbelebung vorstellen. Aber auch hier gilt, dass wir die bestehenden Angebote stärken und entwickeln. Wenn genügend Kraft und Lust vorhanden sind, können wir gerne mehr machen.

Was wollen Sie in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit in Angriff nehmen?

Christoph Biele: Ich möchte mich intensiv mit den anstehenden Aufgaben befassen. Deshalb werde ich viel lesen und Gespräche mit den Bürgern und Partnern der Gemeinde führen. Eine starke Bürgerbeteiligung ist mir wichtig. Aus diesem Grund werde ich prüfen, wie das in Horka gelingen kann. Die Aufstellung des nächsten Doppelhaushaltes steht vor der Tür, da kommt sicherlich viel Arbeit auf den Gemeinderat und den Bürgermeister zu.