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Mit neuem Personal für den Klassenerhalt

Für Trainer Enrico Kuntke war in Neusalza-Spremberg nach einem knappen Jahr Schluss, jetzt soll er in Niesky die Arbeit von Paul Seifert weiterführen.

Von Marcel Pochanke
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Enrico Kuntke freut sich auf die neue Aufgabe als Cheftrainer beim FV Eintracht Niesky.
Enrico Kuntke freut sich auf die neue Aufgabe als Cheftrainer beim FV Eintracht Niesky. © PS-Pictures

Niesky. Worüber reden wir in einem Interview in einem Jahr“, fragte der Autor dieses Beitrags im April 2021 Enrico Kuntke, der damals gerade das Amt als Cheftrainer des FSV Neusalza-Spremberg in der Landesliga angetreten hatte. „Dass wir unser Saisonziel mit Neusalza-Spremberg erreicht haben. Vor allem, dass wir ein Spieljahr komplett durchführen konnten. Und dass ich weiterhin Trainer bin“, lautete seine Antwort. Das mit dem kompletten Spieljahr hat bekanntlich wieder nicht sein sollen. Nach wie vor ruht in allen Spielklassen in der Oberlausitz, mit Ausnahme der Regionalliga, der Ball.

Das Saisonziel, die Klasse zu halten, konnte Kuntke mit dem FSV ebenfalls nicht mehr erreichen. Der Verein trennte sich im Winter von ihm – „im Umgang fair, aber überraschend“, wie er sagt, denn nach einem schwierigen Start gelangen den Neusalzaern zwei Siege und der Sprung auf Platz 14, bevor im November der Spielbetrieb vorerst eingestellt wurde.

Aus der Fußball-Pause wird nichts

Kuntke ist aber weiter Trainer in der Landesliga und im Kreis Görlitz, und auch das kam unerwartet: Der Rückzug von Paul Seifert als Trainer bei Eintracht Niesky verlangte dort schnelles Handeln, und man griff bei Kuntke zu, der auf dem Markt war und vor Ort bestens bekannt ist. Seit fünf Jahren ist er mit seiner Torwartschule regelmäßig bei der Eintracht. „Ich hatte mich auf ein halbes Jahr ohne Fußball gefreut“, sagt Kuntke, der aber das Angebot gerne annahm und für die Aufgabe brennt.

Paul Seifert nannte persönliche Gründe für seinen Rückzug als Eintracht-Trainer. Mehrere Gespräche hat der Verein geführt, aber Seifert nicht umstimmen können. Das zeigt die Wertschätzung, die man in Niesky für die Arbeit des Ex-Trainers hat. Auch wenn die Eintracht nach nur zwei Siegen aus elf Spielen im Tabellenkeller steht, überzeugte der konsequente Weg mit jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Diesen weiterzugehen, traut man Enrico Kuntke zu.

„Wir kennen ihn über viele Jahre und wissen, wie er arbeitet und was er für ein Mensch ist“, sagt Nieskys Sportlicher Leiter Sebastian Heyde. Gerade Kuntkes Fähigkeiten im Umgang mit den vielen jungen Spielern gaben den Ausschlag. Die Zusammenarbeit soll „mit Sicherheit langfristig“ sein, so Heyde. Ähnliche Töne stimmt auch Kuntke an, der voll des Lobes für die Führungsmannschaft der Eintracht ist.

Er habe viel mit Paul Seifert geredet und werde nicht alles neu aufstellen, sondern die Aufbauarbeit fortsetzen. „Das Landesligapotenzial ist da, aber der Weg mit den eigenen Spielern braucht Zeit“, erklärt der 35-Jährige. Natürlich bringt er seine eigenen Vorstellungen mit, will aber erst schauen, was davon mit der Mannschaft umsetzbar ist. Die Kennenlernphase hat gerade erst begonnen.

Karsten Haasler ist Kuntkes Nachfolger beim FSV Neusalza-Spremberg.
Karsten Haasler ist Kuntkes Nachfolger beim FSV Neusalza-Spremberg. © Werner Müller

Etwas länger ist Kuntkes Nachfolger beim FSV Neusalza-Spremberg, Karsten Haasler, schon bei seiner neuen Mannschaft. Dort ist man überzeugt, mit dem 53-Jährigen den Richtigen für die Mission Klassenerhalt verpflichtet zu haben. Ein Weg, der notfalls über die tiefere Liga führt, ist am Hänscheberg nicht vorgesehen. Daher setze man auf die Erfahrung und kompromisslose Autorität Haaslers, der sich von Anfang an auf ein System festlegt und das auch durchzieht. „Man merkt, dass er lange höherklassig gespielt hat“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Georg Schröer und lobt den neuen Cheftrainer. Mit Kuntke habe man sich im guten Einvernehmen und respektvoll getrennt, es habe letztlich nicht so gepasst.

Nicht nur auf der Trainerposition ist viel Bewegung bei den Neusalzaern. Mit sechs Abgängen und vier Neuzugängen dreht sich das Spielerkarussell wie bei keinem anderen Landesligisten. Dabei sollen vor allem die defensiven Außenbahnen, im Herbst die Problemstellen beim FSV, verstärkt und stabilisiert werden. Die Vorbereitung für den Tag X, an dem der Ball wieder rollt, sei top, sagt Georg Schröer. Etwa zwei Drittel der Spieler seien geimpft oder genesen. Damit der gesamte Kader während der Vorbereitung auflaufen darf, werden Testspiele nach Polen oder Tschechien gelegt. Dort gelten die 2G-Auflagen nicht. Zuletzt gewannen die Neusalzaer einen Test gegen SK Stap Tratec Vilémov aus der fünften tschechischen Liga mit 4:2 (2:1), gespielt wurde in Varnsdorf.

Unklar ist, wann und wie es im Ligabetrieb weitergeht. Enrico Kuntke erwartet, dass die Hinrunde zu Ende gespielt wird, damit das Tabellenbild aussagekräftig wird und Auf- und Absteiger ermittelt werden können. Er tippt auf den 2. April als Termin für den Neustart. Letztlich hänge es von der Politik ab: „Unter 3G-Regeln würden alle spielen“, sagt er. Dann wird sich auch erweisen, ob die beiden Landesligisten aus dem Kreis Görlitz im Kampf um den Klassenverbleib die richtigen Personalentscheidungen getroffen haben.