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Waggonbau Niesky stellt Betrieb ein: Unsichere Zukunft für 200 Mitarbeiter

Der größte Industriebetrieb in Niesky ist am Ende. Das teilt der Betriebsrat mit. Die Mitarbeiter gehen zunächst in eine Auffanggesellschaft. Noch gibt es Hoffnung auf einen Investor.

Von Sebastian Beutler
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Da hatte die Belegschaft des Nieskyer Waggonbaus noch Hoffnung: Eine Mahnwache im Januar dieses Jahres.
Da hatte die Belegschaft des Nieskyer Waggonbaus noch Hoffnung: Eine Mahnwache im Januar dieses Jahres. © André Schulze

Der Waggonbau Niesky stellt zum 31. August seinen Betrieb ein. Das teilt Betriebsratsvorsitzender Peter Jurke in einem Informationsschreiben an die Belegschaft mit, das der SZ vorliegt. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass eine Auffanggesellschaft für die Belegschaft gebildet wird, in der die Mitarbeiter bis Ende des Jahres geparkt und qualifiziert werden.

In der Zwischenzeit hofft der Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko einen Investor gefunden zu haben, der am Standort Niesky die Produktion von Schienenfahrzeugen aufnimmt und dann den Mitarbeitern in der Auffanggesellschaft eine Perspektive bieten kann. Zuletzt teilte der Insolvenzverwalter mit, noch mit drei Investoren zu verhandeln. Das klingt auch in Jurkes Schreiben an: "Im Namen des Betriebsrates wünsche ich trotz dieser unerträglichen Situation allen Kolleginnen und Kollegen für die persönliche Zukunft alles Gute in der Hoffnung, dass diese Hallen durch die Ansiedlung von Firmen wieder zum Leben erweckt werden und zumindest teilweise neue Arbeitsplätze entstehen."

Zuletzt hatte der Waggonbau noch rund 180 Mitarbeiter. Schon seit vier Wochen hatte die Produktion für die meisten von ihnen geruht. Erschwert werden die Verhandlungen über eine Zukunft des Standorts auch dadurch, dass die Grundstücke nicht dem Waggonbau gehören, sondern direkt dem bisherigen Eigentümer, der slowakischen Tatravagonka-Gruppe. Dass es um die Zahlungsfähigkeit des Waggonbaus nicht gut stand, machte auch der Insolvenzverwalter vor wenigen Tagen deutlich.

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Seit Herbst vergangenen Jahres hatte sich die Belegschaft des Waggonbaus für eine Zukunft des letzten deutschen Güterwagenherstellers eingesetzt. 30 Wochen lang führte sie Mahnwachen vor dem Betriebstor durch, auch die Nieskyer Stadtgesellschaft stärkte den Waggonbauern den Rücken. Sie warf dem slowakischen Eigentümer vor, keine neuen Aufträge für den Standort Niesky an Land zu ziehen. Tatravagonka hatte den Waggonbau Ende 2018 übernommen und sich verpflichtet, den Standort fünf Jahre zu erhalten. Die Frist läuft Ende dieses Jahres ab. Jurke bilanzierte nun: "Wir, als Belegschaft, haben uns nichts vorzuwerfen. Viele Monate haben wir um dieses Werk gekämpft und dabei großen Zuspruch aus der Öffentlichkeit regional und bundesweit erfahren dürfen."

Der Waggonbau war dann Anfang Mai in die Insolvenz gegangen, zunächst in Eigenregie des slowakischen Eigentümers. Als sich aber nichts tat, wurde ein externer Insolvenzverwalter eingesetzt und der Einfluss der Slowaken beendet.

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters erklärte auf Anfrage der SZ, dass sich an der Situation rund um den Waggonbau nichts verändert habe. Die Transfergesellschaft solle die Belegschaft für etwa drei, vier Monate halten, bis mit einem Investor eine Nachfolgeansiedlung verhandelt ist.

Für Betriebsratschef Peter Jurke aber ist auch klar: "Der Waggonbau in Niesky, wie wir ihn kennen, ist Geschichte."