SZ + Pirna
Merken

City Outlet Pirna: Das Geschäftsmodell und wie viel Umsatz es bringen kann

Es gibt die Idee, Pirnas Innenstadt zu einem Outlet-Center zu entwickeln. Diese Verkaufskultur spricht laut Experten ein großes Konsumentenbedürfnis an.

Von Thomas Möckel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
City-Outlet-Initiator Henryk Vogel: Ein Tagesbesucher lässt im Schnitt 150 Euro in einem Outlet.
City-Outlet-Initiator Henryk Vogel: Ein Tagesbesucher lässt im Schnitt 150 Euro in einem Outlet. © Mike Jäger

In der Pirnaer Innenstadt stehen zunehmend Geschäfte leer, der inhabergeführte Einzelhandel nimmt ab, weil einige Geschäftsleute in den Ruhestand gehen und zudem Schwierigkeiten haben, Nachfolger zu finden, die die Läden weiterführen. Laut einer Leerstandsanalyse des Stadtmarketings, angesiedelt bei der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP), gibt es das seit vergangenem Jahr auch in Zahlen und Fakten gegossen. Laut der Untersuchung befinden sich im Erhebungsgebiet – grob eingrenzt von Brückenstraße, Maxim-Gorki-Straße, B172 sowie Niederer und Oberer Burgstraße – 230 Einzelhandelsstandorte. Davon stehen 73 Einheiten leer, was einer Leerstandsquote von rund 32 Prozent entspricht.

Um den Ladenleerstand zu reduzieren und zu verhindern, dass die Innenstadt weiter ausblutet, entwickelt eine Projektgruppe seit fast einem Jahr ein Konzept, das auf einer Idee des Pirnaers Henry Vogel basiert: Die Pirnaer Innenstadt, so der Vorschlag, könnte zu einem City Outlet entwickelt werden – und zwar dergestalt, dass namhafte Hersteller in leerstehende Geschäfte ziehen und dort ihre rabattierte Markenware anbieten. Denn Pirna will gerade kein Outlet-Center auf der Grünen Wiese, sondern durch diese spezielle Verkaufsform das Zentrum beleben. Fachleute räumen dem Projekt gute Chancen ein, weil Pirna sowohl städtebaulich als auch touristisch Vorteile mitbringt, die andere Städte nicht haben. Aber wie funktioniert eigentlich so ein Outlet? Wie viel Geld lassen Kunden dort im Schnitt? Welche Umsätze sind möglich? Sächsische.de erklärt die Details.

Was genau ist ein Outlet?

Laut einer von Henryk Vogel zusammengestellten Übersicht ist ein Outlet-Center eine Ansiedlung von vielen Outlet-Geschäften innerhalb eines koordiniert geplanten oder räumlich zusammenhängenden Gebäudekomplexes mit einer mehr als 5.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche und mit mehr als 20 Outlet-Läden. Wegen des enormen Flächenbedarfs entstehen solche Center oft auf der grünen Wiese außerhalb der Städte – beispielsweise in Rostock-Süd, Soltau oder Metzingen. Pirna aber möchte die Läden in der Innenstadt haben, nach diesem Vorbild gibt es derzeit nur ein einziges City Outlet bundesweit – in Bad Münstereifel.

Wie funktioniert ein Outlet?

Laut Henryk Vogel verkaufen Markenhersteller und andere integrierte Einzelhändler Ware vergangener Saisons, Restposten und Überbestände direkt an die Verbraucher, ohne Zwischenhändler und weiteren Vertriebskanal. Alle Produkte werden mit einem Rabatt von 30 bis 70 Prozent auf den ursprünglichen Preis angeboten.

Die Vermarktung solcher Center zielt auf ein überregionales Gebiet ab, und es werden vor allem Kunden von weiter weg angesprochen. Die Aufgabe, ein solches Center zu koordinieren, zu organisieren und zu vermarkten, übernimmt in den meisten Fällen ein Centermanagement, in Pirna wäre es eine eigens dafür zu gründende Projektgesellschaft, die auch die Läden anmietet und dann an die Hersteller weitervermietet. So soll auch vermieden werden, dass die Ladenmieten zuungunsten der bereits ansässigen Händler explodieren. Vogel räumt auch mit einem Vorurteil auf: Bei den rabattierten Produkten, sagt er, handle es sich nicht um Ramschware, sondern hochwertige Markenware. Markenhersteller würden ihre Waren nicht verramschen, weil das der Marke schade.

Wie kaufen Kunden im Outlet ein?

Der Einkauf in einem Outlet ist überwiegend kein zufälliger, Kunden steuern laut Vogel derartige Geschäfte gezielt an, oftmals sogar als Familienausflug. Ein solcher Einkauf, sagt Vogel, habe daher auch eine soziale Komponente.

Wie viel Umsatz generiert ein Outlet?

Laut einer Statistik gibt jeder Tagesbesucher eines Outlet-Centers im Schnitt 150 Euro aus. Der durchschnittliche Jahresumsatz in einem Outlet liegt zwischen 5.000 und 8.000 Euro je Quadratmeter Verkaufsfläche. Ein Beispiel: Das Designer Outlet Soltau, in dem über 80 Markenhersteller vertreten sind, mit einer Gesamtverkaufsfläche von 9.900 Quadratmeter, machte im Jahr 2022 einen Jahresumsatz von 52 Millionen Euro. Im Vergleich dazu liege der Jahresumsatz im klassischen Einzelhandel Bekleidung im Schnitt zwischen 2.400 bis 2.800 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche.

Kommt ein Outlet gegen den Online-Handel an?

Der Online-Handel ist, vor allem hinsichtlich der Preise eine starke Konkurrenz für Outlets. Outlets, sagt Vogel, seien allerdings auch weitgehend resistent gegen den Online-Handel, die großen Outlet-Center verbuchten nach wie vor hohe Besucherzahlen. Dass weiter auf dieses Geschäftsmodell gesetzt wird, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Pirnas Partnerstadt Remscheid: Dort wird derzeit auf der grünen Wiese im Stadtbezirk Lennep das „Outlet Remscheid“ geplant, Investitionssumme 150 Millionen Euro, maximale Verkaufsfläche 18.000 Quadratmeter, bis zu 1.000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.

Was sagen Fachleute zum City Outlet Pirna?

Nach Aussage von Professor Dr. Erik Maier, Inhaber des Lehrstuhles für Marketing und Handel an der Handelshochschule Leipzig, könne Pirna mit einem City Outlet Wettbewerbsvorteile erzielen und sich klar von Dresden differenzieren, da es ein solches Angebot in der Region noch nicht gibt. Zudem spreche ein Outlet ein bestimmtes Konsumentenbedürfnis an, es gebe nach wie vor einen Markt dafür. Auch sei ein solch radikaler Wandel im Einzelhandel alternativlos, weil in Pirna immer mehr Läden leer stehen.