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Die Malerin im Schaufenster

Michaela Solf-Dehnert ist die Erste, die in Bad Gottleuba ein leeres Geschäft wieder belebt. Das sind ihre Beweggründe.

Von Heike Sabel
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Nicht zu übersehen ist das Schild "Atelier". Doch im Schaufenster sitzt Michaela Solf-Dehnert nur fürs Foto.
Nicht zu übersehen ist das Schild "Atelier". Doch im Schaufenster sitzt Michaela Solf-Dehnert nur fürs Foto. © Egbert Kamprath

Man sollte Zufälle nie unterschätzen. Egal ob man an sie glaubt oder nicht. Der Zufall, mit dem Michaela Solf-Dehnert jetzt auffällt, ist einem ihrer drei Söhne zu verdanken. Der geht mit dem von Franziska Burkhardt in den Kindergarten. Und wie das so ist, die beiden Mütter kamen ins Gespräch.

Franziska Burkhardt hat in Bad Gottleuba ein Haus mit einem leeren Geschäft. Michaela Solf-Dehnert ist Malerin aus Berggießhübel und sucht ein Atelier. Nun ist das Geschäft, in dem mal eine Buchhandlung und ein Computerladen waren, nicht mehr leer und die Künstlerin hat ein Atelier.

Natur als Inspirationsgebiet

"Es lag so in der Luft", sagt Michaela Solf-Dehnert. Es war an der Zeit, sich langsam den Wunsch zu erfüllen. Die Vision der freischaffenden Künstlerin hat sie schon lange. Ein Atelier in Dresden sei unbezahlbar für sie und auch nicht ihr Ziel gewesen. Die junge Frau braucht die Natur - "als offenes Inspirationsgebiet".

Sie betrachtet das Atelier als Basis. Hier ist Platz für den "Kunstkrempel", wie sie es nennt. Hier kann sie malen und zusammenbauen, alles stehen und liegen lassen, wenn sie wieder nach Hause fährt und herkommen, wenn sie möchte. Haus und Atelier sind getrennt und doch nah genug beieinander. Ab Sommer will sie intensiv raus in die Natur gehen.

Der erste Auftrag

Die 29-jährige Berggießhüblerin hat in Dresden Kunst studiert. Ihre Kunstlehrerin habe ihre eigene Handschrift gefördert. Sie absolvierte Workshops und bestand die Aufnahmeprüfung. Ihr Diplom hat sie gemacht, da war sie das erste Mal Mutter. Es kamen noch zwei Söhne, der Wunsch "ich will weiter" blieb und ist danach wieder zurückgekommen.

Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt, sagt sie. Sie nimmt sich Zeit für jeden, geht begeistert und doch ruhig an ihre Malerin-Laufbahn. Aufträge, Kurse für Kinder und Erwachsene - vielleicht auch in der Klinik. "Alles in meinem Tempo", sagt Michaela Solf-Dehnert. Einen Auftrag aus Gottleuba hat sie schon. "Das ist ein guter Anfang."

Die junge Frau ist bodenständig. Nicht nur, dass sie von Dresden zurück in ihre Heimatstadt Berggießhübel gekommen ist, für sie ist nicht entscheidend, groß herauszukommen. "Ich will von Herzen malen und was guttut." Das Geheimnis Mensch treibt sie an, und dass die Menschen aus ihren Bildern Kraft und Lebensfreude schöpfen können. Dabei müssen Bilder keineswegs nur Idylle zeigen.

Drei Monate mietfrei

Auf der Staffelei steht ein Bild, das sie jetzt wieder hervorgeholt hat und fertig malen möchte. Es ist ein Kind mit einem sehr deutlichen Gesicht in einer angedeuteten Gebärmutter, das einem Riesenuniversum ähnelt. Das Geheimnis Mensch ist hier all das, was in dem kleinen Menschen schon angelegt ist. Den eigenen künstlerischen Weg zu finden sei hart gewesen. Jetzt beschreibt sie ihn als malend eine Geschichte erzählen, die Seele hat. Dann ist es nicht oberflächlich, begleitet den Menschen und bleibt.

So sah das Schaufenster aus, bevor Michaela Solf-Dehnert mit ihrem Atelier einzog.
So sah das Schaufenster aus, bevor Michaela Solf-Dehnert mit ihrem Atelier einzog. © Egbert Kamprath

Der März ist der erste Monat, in dem Michaela Solf-Dehnert Miete zahlt. Drei Monate Probe sind Teil der Idee zur Belebung der leeren Geschäfte. Die junge Frau hofft ebenso wie Clemens Deilmann, dass ihr bald mehr folgen. Egal, ob nun weitere Ateliers oder andere Ideen, nur kein Online-Handel. Es geht darum, die Geschäfte, die Straße und die Stadt zu beleben. Deilmann gehört das Haus, in dem sich das ehemalige Café Schubert befindet und hat dort den Verein Schuberts gegründet. Im vergangenen Jahr gab es bereits die ersten Veranstaltungen.

Das Schaufenster als Spiegelbild des Prozesses

Bei Michaela Solf-Dehnert bleiben immer mal Leute stehen. Weil sie noch nicht so viele fertige Bilder hat, stellt sie im Schaufenster den Prozess des Malens aus. Eine selbst angefertigte Leinwand als Grundlage zum Beispiel, begonnene Bilder, Studien, Kunstbücher. So ist es auch für diejenigen, die täglich vorbeikommen, immer wieder neu. Eine Frau habe ihr schon gesagt, wie inspirierend sie das empfinde. "Und das ist wieder für mich inspirierend."