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Wie kam es zur tödlichen Geisterfahrt in Pirna?

In Pirna starb am Mittwoch ein Mann auf der Sachsenbrücke. Nicht zum ersten Mal war dort ein Falschfahrer unterwegs. Sind die Baustellen-Schilder unzureichend?

Von Mareike Huisinga & Thomas Möckel
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Tragischer Unfall auf der Sachsenbrücke: Ein Mann starb, ein weiterer wurde schwer verletzt.
Tragischer Unfall auf der Sachsenbrücke: Ein Mann starb, ein weiterer wurde schwer verletzt. © Daniel Förster

Ein 75-jähriger Autofahrer war am Mittwochabend auf dem Pirnaer Autobahnzubringer in Richtung Radeberg auf die Gegenfahrbahn geraten und bei einem anschließenden Unfall auf der Sachsenbrücke ums Leben gekommen. Er kollidierte mit seinem Auto in Höhe der Abfahrt Copitz mit einem anderen Pkw der Marke Renault. Der Renault-Fahrer wurde dabei schwer verletzt und musste mit einem Rettungshubschrauber ins Klinikum geflogen werden.

Nach ersten Erkenntnissen und Zeugenaussagen war der Senior auf dem Autobahnzubringer Pirna in Richtung Radeberg unterwegs. An einer etwas kniffligen Stelle nahm dann offenbar das Unheil seinen Lauf. Der Verkehr auf dem Autobahnzubringer wird derzeit über die sogenannte Nordumfahrung an einer Baustelle der Pirnaer Südumfahrung vorbeigeleitet. Der Verkehr in Richtung Pirna passiert zunächst diese Nordschleife und wird danach wieder auf den regulären rechten Fahrstreifen geführt. Warnbaken sollen verhindern, dass aus Versehen jemand auf der linken Spur weiterfährt.

Aus noch ungeklärten Gründen blieb der Unfallfahrer allerdings auf dem linken Fahrstreifen und war dann als sogenannter Geisterfahrer unterwegs. Die Polizei ermittelt nun die genaue Unfallursache.

Weitere Geisterfahrer wurden gesichtet

Es soll indes nicht das erste Mal gewesen sein, dass es auf dieser Strecke zu einer Falschfahrt gekommen ist. Bereits vor gut einer Woche sei ein Geisterfahrer auf dem Autobahnzubringer zwischen Pirna und Dohna gesichtet worden, heißt es nach Informationen von Sächsische.de.

Das bestätigt die Polizei. "Es gab am 11. Dezember gegen 21 Uhr Hinweise von Bürgern, dass ein Pkw auf der Gegenfahrbahn von Pirna in Richtung A 17 fuhr", sagt Marko Laske von der Polizeidirektion Dresden. Sofort wurde seitens der Behörde der Verkehrsfunk informiert, der vor der Gefahr warnte. Polizisten fuhren unverzüglich zu der Stelle, konnten den Geisterfahrer aber nicht mehr ausmachen. Zu einem Unfall kam es damals nicht.

Auf die Frage, warum innerhalb von einer Woche gleich zwei Falschfahrer auf der Strecke unterwegs waren, kann Marko Laske keine Aussage machen. "Das wäre reine Spekulation", sagt der Polizeisprecher.

Forderung nach sichereren Baustelle werden laut

Unterdessen wird der tragische Unfall mit Todesfolge auch in den sozialen Netzwerken intensiv diskutiert. Im Gegensatz zur Polizei scheint für viele Nutzer festzustehen, dass die Südumfahrung-Baustelle - beziehungsweise die dortige Verkehrsführung - die Ursache für die Falschfahrten sei. "Vor ein paar Tagen kam mir im Tunnel kurz vor der Baustelle auch ein Auto entgegen. Es muss unbedingt gehandelt werden und eine Leitplanke aufgebaut werden", fordert ein Nutzer unter dem Namen To Mi auf Facebook.

Der Pirnaer Autobahnzubringer nach der Südumfahrung-Baustelle: An dieser Stelle wechselt der Verkehr wieder auf den rechten Fahrstreifen. Warnbaken sollen verhindern, dass aus Versehen jemand auf der linken Spur weiterfährt.
Der Pirnaer Autobahnzubringer nach der Südumfahrung-Baustelle: An dieser Stelle wechselt der Verkehr wieder auf den rechten Fahrstreifen. Warnbaken sollen verhindern, dass aus Versehen jemand auf der linken Spur weiterfährt. © Deges

Er bekommt Unterstützung von Andreas Seibt, der folgendes schreibt: "Die Streckenführung ist an dieser Stelle aber wirklich echt blöd und teils uneinsichtig gemacht." Sobald die Baken etwas verrutschten, unter anderem wegen Fahrtwind, entstehe an der Baustelle eine Lücke, und man komme schnell auf die falsche Seite, findet ebenso Mirko Rudolph. Er plädiert für eine mobile Betonwand an dieser Stelle, um die Situation sicherer zu machen.

Baustellen-Schilder werden überprüft

Nach Aussage der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), Bauherr der Südumfahrung, sei die Verkehrsführung an der Baustelle am Autobahnzubringer eindeutig ausgeschildert. Die Beschilderung entspreche den geltenden Vorschriften und sei von der Verkehrsbehörde so angeordnet worden.

Die in diesem Fall zuständige Verkehrsbehörde ist die Stadt Pirna. Nach Aussage des Rathauses sei die Verkehrsführung und die Ausschilderung auf der Grundlage der aktuellen verkehrsrechtlichen Regelungen und nach Abstimmung aller beteiligten Behörden angeordnet worden.

Gleichwohl sei nach dem Unfall diese vor Ort befindliche Ausschilderung nochmals überprüft worden. Laut der Stadt konnten jedoch keine falschen oder fehlenden Verkehrszeichen oder Fahrbahnmarkierungen festgestellt werden.

Dennoch stimmt sich die Stadt derzeit mit der Polizei und anderen Behörden ab, ob an dieser Baustelle darüber hinaus weitere ergänzende Regelungen getroffen werden müssen.

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