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GWG-Chefin: "Die Mieter sind die Gewinner der Fusion"

Jetzt spricht die Wohnungsgenossenschaft Pirna-Copitz über die geplante Verschmelzung mit der Volksbank Pirna. Im Vorfeld musste sie Überzeugungsarbeit leisten.

Von Mareike Huisinga
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Ramona Hübsch ist die Chefin der Wohnungsgenossenschaft Pirna-Copitz. Geplant ist eine Fusion mit der Volksbank Pirna.
Ramona Hübsch ist die Chefin der Wohnungsgenossenschaft Pirna-Copitz. Geplant ist eine Fusion mit der Volksbank Pirna. © Karl-Ludwig Oberthür

Zwei Genossenschaften in Pirna wollen heiraten. Geplant ist die Fusionierung der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft eG Pirna-Copitz (GWG) mit der Volksbank Pirna eG. Die Zeichen dafür stehen schon so ziemlich auf Grün. Konkret sind noch zwei GWG-Mitgliederversammlungen vorgesehen. Da bei einer ersten Zusammenkunft am 1. August eine Beschlussfähigkeit nicht als realistisch eingeschätzt wird, orientiert man sich auf eine zweite Versammlung am 22. August. Dann müsste nicht mehr eine Mehrheit der Mitglieder anwesend sein, um Entscheidungen zu treffen.

Die reguläre Volksbank-Vertreterversammlung findet am 23. August statt. Hier wird die Fusion eines von vielen Themen sein. Sie kommt nur zustande, wenn sie von beiden Seiten beschlossen wird. Angestrebt wird eine Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2023.

Frau Hübsch, warum ist die Verschmelzung mit der Volksbank Pirna für die GWG so wichtig?

Wir haben ein Personalproblem. Seit sieben Jahren sitze ich hier alleine in unserem Büro in der Beyerstraße in Pirna. Allerdings werde ich in den Ruhestand gehen. Die Volksbank hat bereits angekündigt, dass sie einen Fachmann als Nachfolger stellen wird, der dann für die Belange der Mieter hier vor Ort anwesend ist.

Aber die anvisierte Fusion hat doch hauptsächlich einen finanziellen Hintergrund?

Ja, eindeutig. Der Wohnungsbestand der GWG weist einen erheblichen Investitionsstau auf. Außerdem schaue ich mit großen Bauchschmerzen in die Zukunft. Stichwort ist hier das Gebäudeenergiegesetz. Wir selber als GWG haben zu geringe Rücklagen, um diese Posten alleine zu stemmen. Weitere Kredite können wir nicht aufnehmen, da wir noch die Altkredite ablösen müssen. Deshalb brauchen wir einen starken Partner an unserer Seite und sind mit der Volksbank im Gespräch. Kommt die Fusion zustande, haben wir ganz andere Möglichkeiten für den Fortbestand der Wohnungen. Geplant sind eine Entschuldung und zahlreiche neue Investitionen.

Was konkret muss an den Häusern und Wohnungen im GWG-Bestand gemacht werden?

Die Liste ist lang. Notwendig sind unter anderem Erneuerung von Wohnungseingangstüren, Stützmauersanierung, Dacherneuerungen sowie Hofsanierung. Auf dem Postweg und in der August-Bebel-Straße ist die Montage von Balkonen geplant.

Gibt es auch kritische Stimmen unter den Mitgliedern, die Bedenken gegen die Fusion haben?

Ja, ich will nicht verschweigen, dass einige Angst vor steigenden Mieten hatten. Deshalb hatten wir alle zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Sämtliche Mietverträge bleiben erhalten; Mieterhöhungen sind bis 2026 ausgeschlossen. Folglich sind für die Mieter keine finanziellen Nachteile zu erwarten. Im Gegenteil: Ihre Genossenschaftsanteile werden umgewandelt in Anteile der Volksbank; die Volksbank zahlt darauf eine Dividende, was die GWG nicht leisten kann. Zudem bleibt genossenschaftliches Wohnen mit einer Sozialcharta erhalten. Der Name „Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG Pirna-Copitz“ wird weitergeführt, die GWG wird eine Niederlassung der Volksbank Pirna. Das Büro in der Beyerstraße wird weiterhin besetzt sein, damit die Mieter einen Ansprechpartner vor Ort haben. Die Mieter sind eindeutig die Gewinner der Fusion.

Konnten Sie die zweifelnden Mieter überzeugen?

Ich denke schon, da wir sehr offen mit dem Thema umgegangen sind. Denn wir haben außerdem noch eine ausführliche Informationsbroschüre erstellt, die die genauen Details erklärt. Das alles schafft Vertrauen. Wenn wir jetzt durch die Straßen gehen und mit den Mitgliedern ins Gespräch kommen, haben wir überwiegend positive Rückmeldung bezüglich der geplanten Fusionierung. Ich denke, es wird zu der Verschmelzung kommen.

Fazit: Der Fortbestand der GWG Copitz wird somit gesichert. Hat die Volksbank vielleicht auch konkrete Erweiterungspläne, zum Beispiel Schaffung von neuem Wohnraum durch Neubauten?

Das kann ich nicht sagen. Wir als GWG hätten jedenfalls keinen neuen Wohnraum gebaut. Dazu hätten unsere finanziellen Mittel nicht ausgereicht.

Die GWG Copitz ist eine eingetragene Genossenschaft mit 356 Mitgliedern. Insgesamt verfügt die GWG über 276 Wohnungen, 62 Garagen und eine Gartensparte mit 33 Parzellen. Wie hoch ist der Leerstand?

Relativ niedrig, derzeit 2,5 Prozent. Allerdings nur durch Auszug bedingte freie Wohnungen, die man ohne größeren Sanierungsaufwand nicht mehr vermieten kann. Wir sind sicher, dass durch die Fusion die Sanierung dieser Wohnungen schneller erfolgen kann.