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Wie sich Pirnas Auto-Edelschmiede erweitert

Am V8-Werk im Gewerbegebiet Copitz-Nord entsteht ein Neubau, unter anderem mit einem befahrbaren Fotostudio. Doch das ist längst nicht alles.

Von Thomas Möckel
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Im Showroom: Unternehmer Christoph Herbrig präsentiert ein Modell des Firmen-Neubaus.
Im Showroom: Unternehmer Christoph Herbrig präsentiert ein Modell des Firmen-Neubaus. © Daniel Schäfer

Vor knapp vier Jahren gab es einen Umzug der besonderen Art. Unternehmer Christoph Herbrig hatte sein V8-Werk nach Pirna ins Gewerbegebiet Copitz-Nord verlagert. Die Firma, spezialisiert darauf, bestimmte US-amerikanische Oldtimer zu restaurieren, hatte zuvor ihren Sitz in Bärenstein und Lauenstein im Müglitztal. Doch vor allem Karosseriebau und Showroom mussten weichen, weil Herbrig einen anderen Betrieb in Bärenstein erweitern wollte.

Herbrig hatte daher in Copitz-Nord an der Ecke Nordstraße/Wehlener Straße ein 3.200 Quadratmeter großes Grundstück erworben. Für knapp eine Million Euro ließ er eine 1.000 Quadratmeter große Halle errichten, in der seit Mai 2020 die oft hochmotorisierten automobilen Schätzchen aufgepäppelt werden.

Das V8-Werk ist sozusagen Herbrigs zweites oder drittes wirtschaftliches Standbein, sein Hauptgeschäft ist die „Herbrig & Co. GmbH Präzisionsdrehteile“, in Bärenstein, deren Inhaber und Geschäftsführer er ist. Zudem ist er gemeinsam mit Jakub Kleinschmidt Geschäftsführer der Firma „HK Präzisionsteile GmbH“, im Klingenberger Ortsteil Höckendorf. Beides metallverarbeitende Betriebe, die Dreh- und Frästeile mit Stückzahlen im dreistelligen Millionenbereich herstellen. Was nun V8-Werk und die Präzisions-Firmen auch räumlich vereint, ist ein Neubau, der derzeit im Gewerbegebiet Copitz-Nord entsteht. Er beherbergt unter anderem Neuheiten, die es so in der Region noch nicht gibt.

Wo entsteht der Neubau?

Christoph Herbrig erweitert die Firmen unmittelbar neben dem V8-Werk. Das Areal für den Neubau liegt an der Nordstraße zwischen der Auto-Edelschmiede und dem Wertstoffhof des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE). Der Unternehmer hatte schon, als er das Grundstück fürs V8-Werk kaufte, eine Kaufoption für das Nachbar-Gelände vereinbart und das Areal inzwischen auch gekauft. Auf diesem Grundstück entsteht nun ein Neubau mit einer Gesamtgrundfläche von rund 2.000 Quadratmetern.

Was gibt es Neues fürs V8-Werk?

Die Erweiterung nimmt nur einen kleinen Teil in dem Neubau ein. Die Sattlerei wird künftig eine Fläche von 150 Quadratmetern beziehen, damit Autositze und anderes Interieur dann vor Ort genäht und gepolstert werden. Bislang war die Sattlerei in Lauenstein beheimatet, mit dem Umzug nach Pirna löst Herbrig den V8-Standort Lauenstein endgültig auf, da dann in Pirna alles an einem Ort konzentriert ist.

Blick ins V8-Werk: Darauf spezialisiert, Autos vom Typ Ford Mustang und Chevrolet Corvette zu restaurieren.
Blick ins V8-Werk: Darauf spezialisiert, Autos vom Typ Ford Mustang und Chevrolet Corvette zu restaurieren. © Marko Förster

Worauf ist das V8-Werk spezialisiert?

Das V8-Werk ist darauf spezialisiert, amerikanische Automobile der Typen Ford Mustang und Chevrolet Corvette zu restaurieren. Der Name „V8“ leitet sich von den v-förmigen Achtzylindermotoren ab, die schon im Leerlauf bullig brubbeln und Leistungen von bis zu 750 PS entfalten. Herbrig, schon seit seinen Studentenzeiten Ford-Mustang-Fan, hatte das Unternehmen 2013 als Ein-Mann-Betrieb gegründet, nachdem er sich zuvor mehrfach über unzuverlässige Restauratoren und Teilelieferer geärgert hatte. Daher beschloss er, sich der Sache künftig selbst anzunehmen. Aktuell beschäftigt das V8-Werk zehn Mitarbeiter.

Wie erweitern sich die anderen Firmen?

Den weitaus größten Teil des Neubaus – etwa 1.200 Quadratmeter – nimmt die Erweiterung der beiden anderen Firmen ein. Die Werke in Bärenstein und Höckendorf, sagt Herbrig, werden auf diese Weise zu reinen Produktionsstätten für die Präzisionsdreh- und -frästeile. Alle nachgelagerten Prozesse wie schleifen, Oberflächenbehandlung, polieren und auch die Qualitätsprüfung werden nach Pirna verlagert. Herbrig hat zu diesem Zweck bereits Hallen in Pirna gemietet, in Kürze konzentriert er das alles in seinem Neubau.

Geplanter Neubau: Ein Gebäude mit 2.000 Quadratmetern Grundfläche, Fotostudio, Sattlerei und Werkstätten.
Geplanter Neubau: Ein Gebäude mit 2.000 Quadratmetern Grundfläche, Fotostudio, Sattlerei und Werkstätten. © Herbrig & Co. GmbH

Warum werden die Firmen jetzt erweitert?

Speziell den Bereich für die Dreh- und Frästeilefirmen, sagt Herbrig, baue er auf Langsicht. Er sei sehr optimistisch, dass es bald wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung gebe. Die vergangenen Monate seien geprägt gewesen von einer Konjunkturdelle, Herbrig nennt es Stagnationsjahr. Daher werde jetzt vieles aufgearbeitet, was bislang liegenblieb: Mitarbeiter schulen, Hallen streichen und anderes. Die Betriebe seien grundsätzlich gut aufgestellt und könnten eine solche Situation verkraften. „Ich bin optimistisch“, sagt Herbrig, „dass es wirtschaftlich bald wieder aufwärts geht.“ Auch die für ein halbes Jahr angeordnete Kurzarbeit werde in Kürze beendet.

Warum gibt es ein befahrbares Fotostudio?

In den Neubau in Pirna zieht auf einer Fläche von rund 150 Quadratmetern ein befahrbares Fotostudio mit einer 360-Grad-Drehscheibe ein. „So etwas gibt es in der Region noch nicht“, sagt Herbrig. Der Fotograf des V8-Werkes wird diese Räume mieten und das Fotostudio darin betreiben. Es ist voll ausgestattet, beispielsweise mit einer sogenannten Hohlkehle, um die Fotoobjekte schattenfrei auszuleuchten

Mit der Drehscheibe können Fahrzeuge in die richtige Position gebracht, fotografiert und auch gefilmt werden. Möglichkeiten dafür, sagt Herbrig, würden immer mehr nachgefragt, unter anderem von Autohäusern oder Menschen, die ihre zum Verkauf stehenden Autos besonders präsentieren wollen. In dem Fotostudio kann man aber auch alle anderen Produkte fotografieren lassen.

Baustelle an der Nordstraße in Copitz: Zwischen V8-Werk und Wertstoffhof entsteht der Neubau.
Baustelle an der Nordstraße in Copitz: Zwischen V8-Werk und Wertstoffhof entsteht der Neubau. © Daniel Schäfer

Beherbergt der Neubau einen Veranstaltungsbereich?

In den Neubau zieht ebenfalls ein Kfz-Aufbereiter, der das Spektrum von der Innenraumreinigung bis zur Keramikversiegelung anbietet. Ebenso ist Platz eingeplant für einen Folierer – also jemand, der Autokarossen mit Folie verkleidet. Dafür wird aktuell noch ein Mieter gesucht.

Darüber hinaus entsteht auf einer Fläche von 250 Quadratmetern eine Eventfläche, wo 100, bei größeren Events auch mal 200 Gäste Platz finden. „Wir haben sehr viele Anfragen für Hochzeiten, Produktpräsentationen und Schulungen“, sagt Herbrig. Da so etwas in diesen Größenordnungen in der Werkstatt nicht möglich sei, habe er sich entschlossen, eine Veranstaltungsfläche zu bauen. Wer möchte, kann sich später dort einmieten, Herbrig nutzt den Bereich aber auch selbst für Firmenevents.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Die Baupläne gibt es schon seit längerer Zeit, Herbrig hatte sie aber wegen der hohen Baupreise zunächst zurückgestellt. Baustart für den Neubau war Ende Januar/Anfang Februar 2024, die Fertigstellung ist für den Herbst 2024 geplant. Der Unternehmer investiert einen siebenstelligen Betrag in das Vorhaben. Ist der Neubau fertig und sind dann alle Bereiche bezogen, entstehen auf diese Weise zwischen 25 und 30 neue Arbeitsplätze in Pirna.