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Woran der Hanno-Verkauf in Pirna bislang scheitert

Die Stadt will das frühere Jugend- und Vereinsheim an den Meistbietenden veräußern. Bislang gibt es aber nur zwei Angebote, die nicht passen.

Von Thomas Möckel
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Zum Verkauf vorgesehenes Hanno-Gebäude in Pirna: Bislang ein Ladenhüter.
Zum Verkauf vorgesehenes Hanno-Gebäude in Pirna: Bislang ein Ladenhüter. © Daniel Förster

Es ist ein Abschied auf Raten, der aber – so denn alles klargeht – am Ende ein endgültiger sein soll. Anfang 2021 hatte der Pirnaer Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst, das frühere Jugend- und Vereinshaus „Hanno“ an der Ecke B172/Hohe Straße für den Verkauf freizugeben. Die Stadt trug sich da schon lange mit dem Gedanken, das Gebäude loszuwerden, weil es inzwischen zur Last geworden war. Der Saal im Haus war schon lange gesperrt, Brandschutz und Elektrik entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen, insgesamt galt das Haus als sanierungsbedürftig.

Allerdings schloss die Stadt aus, das Objekt herzurichten, weil es aus Sicht des Rathauses in Zukunft weder als Jugend- noch als Vereinshaus benötigt werde. Der Kinder- und Jugendverein „Hanno“ war bereits 2014 aus dem Haus ausgezogen, auch die anderen Mieter verließen es sukzessive. Seit 2021 steht das Gebäude komplett leer, kostet aber dennoch Geld – ungefähr 50.000 Euro Betriebskosten im Jahr, die die Stadt aufbringen muss, ohne dafür Einnahmen aus dem Haus zu generieren.

So folgte Anfang 2023 der nächste Schritt, im März votierte der Stadtrat mehrheitlich dafür, dass die Stadt das reichlich 7.600 Quadratmeter große Grundstück nebst dem etwa um 1880 herum errichteten Gebäude öffentlich regional zum Verkauf ausschreibt. Der Gutachterausschuss für Grundstückwerte im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hatte bereits im Juli 2022 den Wert des Areals ermittelt, laut der Expertise liegt er bei 434.000 Euro. So lag das Mindestgebot gemäß dem Stadtratsbeschluss bei 440.000 Euro, verkauft werden sollte an den Meistbietenden. Doch das schlug bislang fehl.

Hanno-Verkauf: Streit um die Angebotssumme

Bereits in der Sitzung, in der das Kommunalparlament beschloss, das Hanno zum Verkauf auszuschreiben, gab es Streit um die Höhe des Mindestgebotes. Einigen Stadträten erschien es als zu niedrig, nach Ansicht der AfD-Fraktion könne die Stadt aufgrund aktueller Grundstückspreise und der Lage des Objekts bei einem Verkauf mindestens eine Million Euro einnehmen, daher sollte das Areal nicht für weniger verschleudert werden. Ein entsprechender Antrag, das Mindestgebot auf eine Million festzulegen, scheiterte aber – weil andere Stadträte davon ausgingen, dass sich für das Haus am freien Markt ohnehin ein höherer Preis als das vorgegebene Mindestgebot erzielen lasse. Sie irrten – bislang zumindest.

Damit das Haus keinen Immobilien-Spekulanten anheimfällt, wurde mit dem Beschluss verankert, dass der favorisierte Käufer zunächst im Stadtrat sein Nutzungskonzept für das Haus vorstellt. Erst nach Freigabe erteilt dann der Stadtrat den Zuschlag für den Verkauf. Zudem ist im späteren Kaufvertrag eine Investitionsverpflichtung vorgesehen. Danach muss sich der Käufer dazu verpflichten, innerhalb einer bestimmten Frist in das Gebäude zu investieren. Tut er das nicht, kann die Stadt das Grundstück zum Verkaufspreis zurückkaufen. Bislang mangelt es allerdings an ernstzunehmenden Interessenten.

Ex-Jugendhaus Hanno bislang ein Ladenhüter

Nach Aussage des Rathauses hatte die Stadt das Hanno-Areal am 26. April 2023 sowohl im Amtsblatt und zwei Tage später in der Sächsischen Zeitung öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben. Innerhalb der festgelegten Frist bis zum 25. Mai gingen jedoch keine Gebote ein. Daraufhin wurde das Grundstück gemäß den gesetzlichen Vorgaben im Zeitraum vom 2. bis 30. August ein zweites Mal ausgeschrieben – abermals im Amtsblatt, in der Sächsischen Zeitung sowie auf zwei Immobilien-Portalen im Internet. Das Ergebnis war ernüchternd.

Bis zum 30. August ging ein Gebot eines Interessenten bei der Stadt ein, er bot allerdings nur 150.000 Euro, was weit unter dem Mindestgebot liegt. Zudem sei laut des Rathauses kein Finanzierungsnachweis beigefügt gewesen, auch hatte die Stadt Zweifel daran, ob das eingereichte Nutzungskonzept überhaupt umsetzbar gewesen wäre. Am 14. September, nach Fristende, traf ein weiteres Gebot im Rathaus ein, diesmal über 230.000 Euro. Allerdings habe auch dieses Angebot nicht dem zuvor vom Stadtrat gefassten Verkaufsbeschluss entsprochen.

Die bisherigen Ausschreibungsergebnisse sowie die Entwicklung am Markt, so resümiert die Stadt, zeigten auf, dass der Interessentenkreis für den Kauf des Objektes äußerst beschränkt sei. Das erkläre sich zum einen durch die erheblichen Sanierungs- und Unterhaltskosten. Zum anderen schränkten die Anforderungen durch den Denkmalschutz und aus der Umgebungsbebauung resultierenden Nutzungsmöglichkeiten den potenziellen Käuferkreis ein.

Neu ausschreiben ohne Mindestgebot?

Daher empfiehlt die Stadt für den weiteren Werdegang, bei einer erneuten Ausschreibung auf ein Mindestgebot zu verzichten. Der Zuschlag sollte dem Meistbietenden, der das geforderte Nutzungskonzept nebst Finanzierungsnachweis eingereicht hat, erteilt werden. Die bei einem Verkauf unter Wert vorgeschriebene Genehmigung des Landratsamtes sei unter der Bedingung, dass das Haus weiterhin öffentlich genutzt oder zumindest das denkmalgeschützte Haus erhalten bleibt, in Aussicht gestellt. Der Stadtrat wird am 24. Oktober über die erneute Ausschreibung beraten.

Doch egal, zu welchem Preis das Haus verkauft wird, muss Pirna aller Voraussicht Fördermittel, die schon vor Jahren in die Sanierung des Objekts flossen, teilweise zurückzahlen, weil die Zweckbindungsfrist erst Ende 2026 endet. Darüber hinaus muss die Stadt weiteres Geld in die Hand nehmen, es gibt am Hanno bereits erste Vandalismusschäden, zudem muss das Gebäude winterfest gemacht werden. "Denn 2023", sagt Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos), "werden wir das Grundstück wohl nicht mehr verkaufen."